GTE-Pro-Redaktionstipp: Wer erringt den Le-Mans-Klassensieg?

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GTE-Kräftemessen in der Pays de la Loire | © 1VIER.com, FIA WEC und Dan Burke

Wer triumphiert im Sechskampf der GTE-Pro-Werke? Ford und Porsche treten zweifelsfrei als Hauptfavoriten an. Allerdings leistet Ferrari mit einem Dreigespann Widerstand. Corvette überzeugt zumeist durch Stehvermögen. Aston Martin und BMW sind eher Außenseiter. Die SportsCar-Info-Redaktion tippt.

Maximilian Graf: Seien wir ehrlich. Das Rampenlicht strahlt in diesem Jahr nicht auf die Oberklasse der Prototypen, sondern auf die GT-Ecke. Allein aus quantitativer Perspektive übertrifft die Klasse mit den grünen Startnummern den Wettstreit um den Gesamtsieg. Siebzehn Besatzungen sind in der GTE-Pro-Liga eingeschrieben. Dank des Einstiegs der Bayerischen Motorenwerke wetteifern zudem sechs Hersteller im Mittelfeld um die Siegertrophäe.

Namentlich Ford und Porsche ragen abermalig hervor, welche auch in diesem Jahr jeweils mit einer Vier-Sportwagen-Flotte im Département Sarthe antreten, um den Zufall einzudämmen und das Risiko zu streuen. Dieser Offensive stellen sich Aston Martin, Corvette und die Novizen BMW nur mit einem Doppel entgegen – Ferrari mit seinem AF-Corse-Trio. Wer ist also Favorit in dieser kompetitiven Wettbewerbsriege?

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Im Hinblick auf die Rundenzeiten agierten Ford und Porsche bei der Standortbestimmung auf dem Circuit des 24 Heures ebenfalls federführend, nach dem die Detroiter Marker bereits den WM-Auftakt in Spa-Francorchamps gewann. Kommt der GTE-Pro-Klassensieger also aus den Reihen der beiden Konstrukteure? Nein, Ferrari reklamiert den Erfolg für sich. Nach der eintägigen Distanz jubeln drei Rote in der Podiumsmitte: Davide Rigon, Sam Bird und Miguel Molina.

Damit dies glückt, muss AF Corse logischerweise die Ford-Porsche-Übermacht überwinden. Den besten Ausgang verbucht die Besatzung Joey Hand, Sébastien Bourdais und Dirk Müller für sich, die ebenfalls das Stockerl ersteigt. Zuletzt der Geheimtipp: Aston Martin. Trotz des Generationswechsels erzielen Marco Sørensen, Nicki Thiim und Darren Turner ein achtungswürdiges Ergebnis.

Gereon Radomski: Während sich seit der Saison 2015 jedes Jahr ein Hersteller aus der LMP1-Wertung entfernt hat und nun nur noch Toyota übrig ist, erfreut sich die GTE-Pro-Wertung über regen Zuspruch. Durch BMW hat diese Wertung sogar noch einen weiteren Autobauer gewinnen können. Insgesamt starten bei der sechsundachtzigsten Ausgabe nicht minder als siebzehn professionelle GTE-Renner. Aber welcher Hersteller und welche Besatzung wird sich zum Le-Mans-Sieger küren lassen?

Dem neuen Aston Martin Vantage fehlen noch einige Testkilometer. Beide gelben Flundern aus dem Vereinigten Königreich kraxelten am Ende der GTE-Pro-Wertung im Rahmen des Testtages herum. Sogar viele Piloten aus dem Amateurbereich waren schneller. Somit spielt Aston Martin nur die sechste Geige. Ein ähnliches Szenario widerfährt vermutlich auch BMW.

Daher wird die Entscheidung zwischen Corvette, Ferrari, Ford und Porsche fallen. Sowohl Porsche als auch Ford entsenden nicht weniger als vier top besetzte GTE-Maschinen. Auch Ferrari hat aufgerüstet und einen dritten Werkswagen genannt. Dagegen vertraut Corvette fast stoisch auf sein Zwei-Wagen-Gespann.

Corvette kommt einmal im Jahr über den großen Teich nach Frankreich, mit meistens nicht dem schnellsten Auto. Jedoch schafft es die Mannschaft von Doug Fehan Jahr für Jahr durch eine perfekte Strategie und Stopps sowie durch die Bank konstante Leistungen der Piloten ein Fahrzeug mindestens auf das Podest zu manövrieren. Aus diesem Grund wird auch nach dieser Ausgabe eine Corvette auf dem Podest stehen und den Bronzerang erkämpfen.

Obwohl Ferrari durch AF Corse drei Eisen im Feuer hat, glaube ich nicht daran, dass sich Cavallino rampante ganz nach vorne kann. Intern dürfte die Zusatznennung von Toni Vilander, Antonio Giovinazzi und Luís Felipe Derani die größten Chancen auf ein Spitzenresultat haben.

Am Ende wird der Sieg jedoch nach Weissach gehen. Porsche hat sich extrem stark beim Saisonauftakt in Spa-Francorchamps und bei den Testfahrten auf dem Circuit de la Sarthe präsentiert. Alle vier Abordnungen sind nahezu gleichwertig besetzt, daher wird es auf die Tagesform ankommen. Diese überragende Leistung traue ich Michael Christensen, Laurens Vanthoor und Kévin Estre zu. Für Ford bleibt daher nur der zweite Platz übrig. Das stärkste Ford-Trio bilden wohl Joey Hand, Dirk Müller und Sébastien Bourdais.