Rückspiegel: Die zehn Höhepunkte der Saison 2016

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Die Höhepunkte der Saison 2016 | © Julian Schmidt, BMW Presse und Ralf Kieven
Die Höhepunkte der Saison 2016 | © Julian Schmidt, BMW Presse und Ralf Kieven

5. Lexus feiert VLN-Gesamtsieg

Für die Mannschaft von Farnbacher Racing war die abgelaufene Saison eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Der Lexus-Entwicklungstruppe haftete lange Zeit das Pech an den Reifen. Unter anderem verunfallte der Lexus RC F mehrmals, hatte teilweise technische Probleme und wurde wegen zu hoher Lautstärkeemissionen aus der Wertung genommen.

Das vermutlich größte Drama erlitt der Rennstall beim achten Lauf zur VLN-Langstreckenmeisterschaft. In aussichtsreicher Position liegend, fing der noch nicht homologierte GT3-Sportwagen beim Nachtanken Feuer. Das Chassis war danach aufgrund der Beschädigungen nicht mehr nutzbar und auch mehrere Crewmitglieder trugen bei diesem Zwischenfall leichte Verletzungen davon.

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Doch die Equipe der Farnbacher-Familie ließ sich nicht unterkriegen und brachte zum nächsten VLN-Auftritt einen überarbeiteten RC-F-Prototyp. Mit ebenjenem Fahrzeug sollte beim neunten Wertungslauf schließlich Geschichte geschrieben werden. Denn Farnbacher Racing sorgte für den bis dato ersten VLN-Tagessieg einer japanischen Marke.

4. René Rast glänzt im LMP2-Cockpit

Etwas in den Hintergrund geraten ist die Leistung René Rasts in der Langstrecken-WM. Jota Sport engagierte den Mindener, um zusammen mit Roman Russinow und Alex Brundle am Steuer einer der Oreca-05-Prototypen zu drehen. Blickt man auf die Rundenzeiten, war dieses Trio das schnellste und vermutlich auch beste LMP2-Dreigestirn der WM-Riege.

Dies lag vor allem am Audi-Werksfahrer. Rast fuhr gefühlt in jeder Trainingssitzung und auch im Rennen den raschesten Umlauf des LMP2-Feldes. Es wäre keineswegs übertrieben, dem Mindener das Attribut des besten LMP2-Piloten der Welt anzuheften. Wäre das Jota-Team nicht von derart viel Pech verfolgt gewesen, hätte die Truppe höchstwahrscheinlich den LMP2-Titel errungen. Folglich wird Rast vermutlich mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf die WM zurückblicken.

3. Alessandro Zanardi feiert triumphale Rückkunft

Ebenfalls sollte der Hut vor Alessandro Zanardi gezogen werden. Dem Italiener mussten aufgrund seines Unfalls im Jahr 2001 beim IndyCar-Gastspiel auf dem Lausitzring beide Unterschenkel amputiert werden. Dennoch betreibt Zanardi weiterhin Leistungssport auf allerhöchstem Niveau. Der Italiener holte bereits drei paralympische Goldmedaillen und fährt noch regelmäßig Autorennen.

Seinen bislang letzten Auftritt hatte Zanardi bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps im letzten Jahr, als der BMW-Pilot zusammen mit Timo Glock und Bruno Spengler antrat. In diesem Jahr feierte er sein Comeback im Rennsport im Rahmen der Italienischen GT-Meisterschaft in Mugello. In der Toskana fuhr Zanardi einen dritten Rang und einen Sieg ein – gegen Fahrer wie Jaime Melo oder Marco Mapelli.

2. Luís Felipe Derani leistet Husarenritt

Bislang waren Luís Felipe Derani vornehmlich Resultate im Mittelfeld beschieden. Zum Saisonauftakt der IMSA SportsCar Championship bewies der Lateinamerikaner jedoch seine Virtuosität am Lenkrad. In der Schlussphase der 24 Stunden von Daytona bäumte sich „Pipo“ Derani noch einmal zum Endspurt auf. Der Ligier-Pilot zirkelte sich an einem DP-Konkurrenten nach dem anderen vorbei und führte Extreme Speed Motorsports schließlich zum Gesamtsieg.

Damit erbrachte Derani eine herausragende Leistung, welche der ESM-Athlet sogar noch einmal übertrumpfte. Denn in Sebring wiederholte Derani das Husarenstück und erstürmte in der Endphase der Zwölf Stunden von Sebring nicht nur die Führung, sondern erkämpfte auch die Siegertrophäe für Extreme Speed Motorsports. Dank dieser Abgeklärtheit Deranis gewann ESM Racing beide US-Klassiker. Welch ein Teufelskerl.

1. Frédéric Sausset bestreitet die 24 Stunden von Le Mans

Für den schönsten Moment der Sportwagen- und Langstreckensaison 2016 sorgte Frédéric Sausset. Dem Franzosen mussten aufgrund eines bakteriellen Befalls beide Unterschenkel und Unterarme amputiert werden. Doch Sausset hat sich davon nicht demoralisieren lassen und wollte unbedingt seinen Traum verwirklichen: der Start bei den 24 Stunden von Le Mans.

Der Franzose bekam seine Chance. In einem umgebauten Morgan LMP2 durfte Sausset in der Sonderwertung der Garage 56 starten. Viele Experten hielten ihn für ein Sicherheitsrisiko. Aber dies war in keiner Situation der Fall. Er fuhr ein sehr starkes Rennen, machte fleißig für die schnelleren Teilnehmer Platz und war keineswegs langsamer als gestandene LMP2-Piloten. Im Zeitentableau war er im unteren Mittelfeld zu finden.

Allein für seinen Einsatz und seinen Willen gebührt Sausset allerhöchster Respekt. Es ist ein sehr wichtiges Zeichen an andere beeinträchtigte Menschen, sich niemals abzuschreiben. Für die SportsCar-Info-Redaktion ist Sausset der Held der Saison 2016.

Ein Rückblick von Maximilian Graf, Gereon Radomski und Daniel Stauche.