Rückspiegel: Die zehn Tiefpunkte der Saison 2016

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Die Tiefpunkte der Saison 2016 | © Marc VDS Racing, Ralf Kieven und Primus Racing
Die Tiefpunkte der Saison 2016 | © Marc VDS Racing, Ralf Kieven und Primus Racing

5. Frikadelli Racing wettert ohne Unterlass

Angesichts des gewaltigen Widerhalls in den sozialen Netzwerkes muss man eingestehen: Frikadelli Racing hat im zurückliegenden Jahr Sympathien en masse eingebüßt. Zunächst drohte die Kulttruppe aus Barweiler, nicht beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring zu starten, revidierte diese Entscheidung jedoch. Anschließend erhob Teamchef Klaus Abbelen die Stimme zum Dauerlamento: der Porsche 991 GT3 R sei durch die Balance of Performance benachteiligt.

4. Inflationärer Safety-Car-Einsatz im ADAC GT Masters

Wer hat die meisten Führungskilometer der diesjährigen ADAC-GT-Masters-Saison gesammelt? Falsch. Auch falsch. Noch ein Versuch. Richtig, das Safety Car. Zumindest gefühlt. Statistisch belegen kann die SportsCar-Info-Redaktion dies unglücklicherweise nicht, da die Veranstalter diesen Wert in ihren Zahlen und Fakten zur Saison 2016 ungünstigerweise vergessen – oder verdrängt – haben und eine eigene Zählung wäre viel zu mühselig.

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Gleichwohl: Die Rennleitung schickte geradezu bei jeder Petitesse das Sicherungsfahrzeug auf die Strecke, was den Wettbewerb wiederholt einschränkte. Fraglos: In zahlreiche Fällen tut eine Neutralisation des Teilnehmerfeldes not, um einen verunfallten Rennwagen zu bergen; manchmal genügt aber auch Doppelgelb. Der inflationäre Safety-Car-Einsatz beeinträchtigte den Wettbewerb letzten Endes erheblich.

3. Private LMP1 kümmert dahin

Die LMP1-Klasse wurde überhäuft von Hiobsbotschaften. Neben Audi verkündete auch Rebellion Racing seinen Rückzug. Für die Schweizer ist es nicht mehr vertretbar, einen eigenen LMP1-Prototyp zu bauen, der aber nicht siegfähig ist und auf lange Sicht auch nicht sein wird. Das Team von Bart Hayden wird daher künftig in der LMP2-Klasse zu finden sein.

Dies lässt ByKolles Racing ohne Konkurrenz zurück. Dennoch hält das Team an seinem Projekt fest und hofft auf neue Teilnehmer. Ob dies realistisch ist, lässt sich im Moment schwer sagen. Jedoch hat der ACO beschlossen, die Privatfahrerwertung auszusetzen. Diese Entscheidung ist sicherlich nicht förderlich, wenn neue Teilnehmer gefunden werden sollen.

2. ACO verklagt Creventic

Während der vergangenen Jahre hat Creventic nicht nur seine Findigkeit bei der Konzipierung von Breitensportveranstaltungen bewiesen, sondern auch ein Gespür für die Wünsche der Wettstreiter. Der letzte Coup: ein Langstreckenwettbewerb für Prototypen. Die Bekanntmachung rief jedoch den ACO auf den Plan, der nicht unbedingt erpicht darauf ist, mit der Agentur aus den Niederlanden zu konkurrieren. Daher verklagte der ACO Creventic umstandslos seine Kollegen wegen vorgeblicher Verletzung der LMP3-Markenrechte, die der ACO für sich reklamiert. Aussöhnungsversuche schmetterte der Automobilklub rigoros ab.

1. Audis Ausstieg aus der Langstrecken-WM

Für den größten Paukenschlag des Jahres sorgte zweifelsfrei Audi. Ende Oktober verkündete der Hersteller aus Ingolstadt, zum Saisonende das LMP1-Projekt einzustellen. Nach achtzehn Jahren in Le Mans tritt der erfolgreichste Hersteller der letzten zwei Jahrzehnte ab von der großen Bühne. Dies löste bei den Konkurrenten, Fans und Journalisten große Bestürzung aus.

Begründet wird der Schritt auch durch die Dieselabgasaffäre des VW-Konzerns. Laut Doktor Wolfgang Ullrich werde Audi das Rennen um die Zukunft elektrisch austragen. Hierfür will die Marke mit den vier Ringen langfristig in der Formel E als Hersteller auftreten. Für das LMP1-Team bedeutet dies aber große Ungewissheit.

Der Partner Joest Racing steht nun ohne Auftrag für 2017 da und muss neunundvierzig Mitarbeiter beschäftigen. Ein Fahrzeug für die kommende Saison wurde bereits entwickelt, ist aber im aktuellen Zustand nicht einsatzfähig. Gleiches gilt für die Piloten, welche sich neue Aufgaben suchen müssen. Der wohl beste Fahrer André Lotterer wurde bereits von Porsche abgeworben.

Ein Rückblick von Maximilian Graf, Gereon Radomski, Daniel Stauche und Daniel Schnichels.