Le Mans: Ein Rennen zum Schöntrinken

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De facto war die Porsche-Konkurrenz chancenlos | © Porsche

Geringachtung im Netz: Peinlicher Pyrrhussieg

Das Hauptargument zusammengefasst: Die TMG-Darbietung sei an Peinlichkeit schwerlich zu überbieten und der gegnerlose Erfolg wertberaubt. Ohnehin sei der Erfolg erkauft. Diese Geringachtung nebst Verleumdung flösst Schrecken ein. Erstens: Ungeachtet der Konkurrenzlosigkeit muss auch ein Toyota TS050 Hybrid – ein Sportprototyp auf technischem Höchstniveau – die eintägige Distanz bewältigen; desgleichen dürfen sich die Fahrer keinerlei Unachtsamkeiten leisten.

Zweitens: Toyota trägt beileibe nicht die Schuld am Fortgang Audis und Porsches. Ebenso wenig kann man Toyota den politischen und öffentlichen Druck zur Last legen, welcher auf dem Volkswagen-Konzern lastete und sicherlich den Strategieschwenk im Motorsport forcierte. Ausgeklammert seien einige Verschwörungstheorien, die mancherorts in den Kommentarspalten des Internets grassieren.

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Drittens: Dem Triumph gebricht es also an Wertigkeit? Ja, ja, man erinnere sich sich an die legendären Schlachten zwischen dem Porsche 936 und dem Rondeau M379 C – oder Audi versus Pescarolo Sport. Das waren noch Duelle auf Augenhöhe. Derlei Verschmähungen verzeichnen schlichtweg die Realität. Zumal diese ausgreifende Missgunst selbst für Außenstehende höchstbefremdlich ist.

Nicht schon wieder Luftschlösser bauen

Der Verbleib Toyotas ist keineswegs das Problem. Im Gegenteil. Das Erzübel ist ein anderes und liegt in den etlichen Fehlgriffen der Organisatoren beschlossen. Der ACO steht unausbleiblich unter Handlungszwang. Zumindest ist sich der Automobilklub aus dem Nordwesten Frankreichs offenbar der vorherrschenden Kalamitäten mittlerweile gewahr geworden, was die Bekanntgabe des angestrebten GTP-Reglements am Ruhetag der Le-Mans-Woche indizierte.

Gleichwohl sollte das Veranstaltertandem ACO und FIA sich in Acht nehmen, abermalig irgendwelche Luftschlösser zu errichten. Obwohl vorgeblich vier Hersteller – Aston Martin, Ford, McLaren und Toyota – in die Konzeption des künftigen Regulariums involviert waren, hat noch kein Konstrukteur jenes Quartetts eine definitive Zusage erteilt. Dennoch schwadroniert FIA-Präsident Jean Todt bereits von zehn potenziellen Kandidaten.

Schließlich: Das Traditionsrennen im Département Sarthe einmal im weinseligen Zustand zu verfolgen, ist noch hinnehmbar. Dauerhaft ins Delirium zu entrücken, um der Vier-Kategorien-Ereignislosigkeit auf dem Asphalt zu entrinnen, ist dagegen nicht unbedingt segenspendend. Insbesondere bei galaktischen Bierpreisen in Höhe von acht Euro entlang des semipermanenten Circuit des 24 Heures in Le Mans.