Daytona: Vierkampf der Hersteller um den Gesamtsieg

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Cadillac ist die favorisierte Marke | © AXR, Wayne Taylor Racing, Extreme Speed Motorsports, Joest Racing, Team Penske

Kann Cadillac seine Dominanz aus dem vergangenen Jahr wiederholen? Werden Joest Racing und das Team Penske auf Augenhöhe kämpfen? Gewinnt saisonübergreifend Extreme Speed Motorsports das zweite Rennen hintereinander? Oder stiehlt eine LMP2-Mannschaft den Herstellern die Show? SportsCar-Info wirft einen Blick auf die Favoriten der 24 Stunden von Daytona.

Cadillac geht als klarer Favorit in die 24 Stunden von Daytona. Diese Vormachtstellung stellten die Amerikaner eindrucksvoll im letzten Jahr unter Beweis und wiederholten den dominanten Auftritt beim diesjährigen Roar before. Der DPi-V.R, so der Name des Sportwagens aus dem Hause Cadillac, wurde dergestalt konzipiert, in Daytona am besten zu funktionieren – und das tut er auch.

Zudem wurde die scheinbar einzige Schwachstelle am Cadillac in der Winterpause behoben. Der Autobauer aus Detroit hat einiges am V8-Motor geändert. Beispielsweise wurde der Hubraum um 0,7 Liter verringert.  Daher war es nicht verwunderlich, dass nach den dreitägigen Testfahrten in Daytona alle vier Cadillac-Sportwagen die vorderen Plätze auf dem Zeitentableau einnahmen.

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Obwohl die Konkurrenz im Vergleich zum Vorjahr eine halbe Sekunde in Form von Nissan und zwei Sekunden in Form von Mazda gefunden hat, betrug das Delta zwischen dem schnellsten Cadillac und dem schnellsten Nicht-Cadillac knapp 1,2 Sekunden beim Roar Before. Zwar wurde dem Cadillac ein um 0,6 Millimeter kleinerer Luftmengenbegrenzer vorgeschrieben, aber es ist zweifelhaft, ob diese Änderung die Lücke schließt.

Daher wird nach dem eintägigen Wettstreit höchstwahrscheinlich eine Cadillac-Mannschaft den Gesamtsieg erringen. Ganz oben auf dem Stockerl wird vermutlich die Truppe von Action Express Racing stehen, genauer gesagt die Besatzung Eric Curran, Felipe Nasr, Mike Conway und Stuart Middleton. Vor allem Nasr wusste beim Einstand in der IMSA-Sportwagen-Meisterschaft zu überzeugen und fuhr reihenweise Bestzeiten beim Roar Before.

Die einzige mögliche Schwachstelle bei diesem Gespann könnte die Unerfahrenheit von Middleton sein. Der Achtzehnjährige aus Northumberland fuhr bislang als schnellstes Fahrzeug eine Ginetta G55 GT4. Dass Middleton trotz des jungen Alters ein konstanter Pilot ist, zeigte er im letzten Jahr in der Britischen GT-Meisterschaft. Dort schaffte er in zehn Rennen siebenmal den Sprung aufs Podest und wurde Meister in der GT4-Wertung.

Konkurrieren das Team Penske und Joest Racing auf Cadillac-Niveau?

Dennoch nicht zu verachten sind die beiden Acura ARX-05 des Teams Penske. Bei den offiziellen Testfahrten hielt sich die Equipe von Roger Penske lange zurück, doch bei der Qualifikationssitzung sprangen die Plätze fünf und sechs heraus – und war somit Cadillac auf den Fersen. Fahrerisch hat das Team Penske die Crème de la Crème der IndyCar-Szene im Schlepatau. Juan Pablo Montoya, Helio Castroneves, Graham Rahal und Simon Pagenaud werden vom amtierenden Sportwagenmeister Ricky Taylor und dem ehemaligen Sportwagen-Meister Dane Cameron unterstützt.

Mit diesen Fahrern sollte einiges möglich sein. Außerdem weist der ARX-05 eine sehr gute Grundgeschwindigkeit auf, und nach Aussagen des Teams ist der Acura sehr zuverlässig. Da das Team Penske einen unfassbar großen Erfahrungsschatz, auch was das taktische Vorgehen betrifft, besitzt, dürfte es nicht überraschen, wenn sie nächsten Sonntag den Gesamtsiegerpokal in die Höhe strecken werden.

Wo gerade von Erfahrung die Rede war, muss natürlich auch Joest Racing genannt werden. Der Rennstall gewann zusammen mit Audi sechzehnmal in Le Mans. Nach dem Rückzug aus der Langstrecken-WM suchten die Mannen von Reinhold Joest ein neues Betätigungsfeld. Mazda ergriff diese Chance beim Schopf und bandelte mit Joest Racing an. Zusammen mit Joest wurde der Mazda RT24-P, der auf dem LMP2-Sportwagen von Riley basiert, radikal erneuert.

Im vergangenen Jahr wies die Truppe noch ein Defizit von drei Sekunden auf die Konkurrenz auf. Diese Lücke konnte mehr als halbiert werden. Damit der Mazda noch besser im Rennen agiert, darf der japanische Prototyp Gewicht ausladen und erhält mehr Ladedruck. Beim Fahrerpersonal baut Joest Racing auf eine gesunde Mischung aus Fahrern der letzten Saison und ehemaligen Kollegen von Audi Sport. In Daytona wird Joest Racing noch das letzte Quäntchen fehlen, um ein ernsthafter Bewerber um den Gesamtsieg zu sein. Daher ist ein Platz auf dem Podium das erreichbare Maximum.

Und wie ist es um Extreme Speed Motorsports bestellt? Bislang hat ESM für Nissan den einzigen anderen DPi-Gesamtsieg geholt. Diesen Erfolg verbuchte die Equipe beim finalen Saisonlauf beim Petit Le Mans 2017. Im Vergleich zur Konkurrenz wurde am Nissan DPi am wenigsten über den Winter gearbeitet. Doch reicht das letztjährige Paket, um in diesem Jahr bei der Musik zu sein? Trotz der Klasse eines Luís Felipe „Pipo“ Deranis oder Olivier Plas sind Johannes van Overbeek und Scott Sharp zwei Schwachstellen in beiden Fahrertrios. Daher wird Nissan bei den 24 Stunden von Daytona nur die Nummer vier der Hersteller sein und muss eher auf Fehler der Mitstreiter hoffen um nach vorne zu kommen.