Im zweiten Teil der SportsCar-Info-Vorschau auf das Petit Le Mans wandert der Blick auf die GTLM-Wertung. Kann Ford Corvette noch im Titelkampf abfangen? Macht BMW den Hattrick komplett? Und wie schlägt sich Rückkehrer Risi Competizione?
Die GTLM-Wertung glänzte in diesem Jahr einmal mehr mit Werksport auf allerhöchstem Niveau. Nur sechs der acht Werksbesatzungen konnten bislang keinen Lauf gewinnen. Kurioserweise sind dies die Meisterschaftsführenden Antonio García und Jan Magnussen und die Letztplatzierten Jesse Krohn und John Edwards.
Die Hälfte der Siege geht auf das Konto von Ford. Ryan Brisco und Richard Westbrook holten deren drei, Dirk Müller und Joey Hand zwei. Je einen Sieg verbuchten die Porsche-Duos Laurens Vanthoor und Earl Bamber sowie Nick Tandy und Patrick Pilet. Ebenfalls einen Erfolg sicherten sich Oliver Gavin und Tommy Milner in der zweiten Corvette. Die letzten beiden Läufe gewannen die BMW-Piloten Connor De Phillippi und Alexander Sims.
Dennoch führen García und Magnussen die Fahrerwertung vor dem Petit Le Mans an, denn Ford erlebte in Virginia und vor allem in Laguna Seca ein Desaster. In Kalifornien verunfallte Müller noch vor dem Fallen der grünen Flagge, beim Schwesterfahrzeug brach nach einem Zweikampf mit Corvette ein Längslenker. Daher reisen die Ford-Abordnungen mit neun respektive fünfzehn Punkten Rückstand nach Georgia.
Realistisch betrachtet können nur noch Westbrook und Briscoe den Titelgewinn von Corvette Racing verhindern. Falls García und Magnussen das Rennen an diesem Wochenende aufnehmen, haben sie bereits mindestens zweiundzwanzig Zähler sicher. Aus Corvette-Sicht reicht ein vierter Rang zum Titelgewinn. Dabei ist es egal, wo Ford das Rennen beendet, selbst ein Sieg wäre zu wenig.
García und Magnussen verzeichneten nur in Sebring einen Ausfall. Ansonsten ging es nur in Long Beach nicht aufs Podest. Alle anderen Läufe hat das Duo von Pratt & Miller Engineering auf dem Stockerl beendet. Da die Truppe von Corvette Racing als die Benchmark im GTLM-Sport gilt, wird der Titel wohl an Corvette gehen.
Reüssiert BMW erneut?
Anders sieht es bei der Frage nach dem Tagessieg aus. Die Mannschaft der Stunde ist Rahal Letterman Lanigan Racing. Die BMW-Werksmannschaft reist mit zwei Siegen am Stück nach Braselton. Die Siege hat man einer perfekten Taktik und einer sehr spritsparenden Fahrweise während des letzten Stints zu verdanken. Doch die neue Balance of Performance dürfte einen ähnlichen Husarenritt unterbinden. Dem M8 GTE wurden sechs Liter Tankvolumen gestrichen.
Traditionell stark auf der Road Atlanta ist Ferrari. Risi Competizione rückt für das Zehn-Stunden-Rennen wieder in die Startaufstellung der IMSA SportsCar Championship. Mit Miguel Molina, Toni Vilander und Andrea Bertolini hat man drei sehr starke Fahrer im Gepäck. Die Frage wird sein, wie sehr ist der Rennstall eingerostet, weil die Equipe seit den Zwölf Stunden von Sebring keinen Lauf mehr bestritten hat. Fällt diese Eingewöhnungsphase nur kurz aus, dann muss man Risi Competizione auf der Rechnung haben.
Für Porsche wird es beim Petit Le Mans darum gehen, sich gut aus der Saison zu verabschieden. Seit dem vierten Wertungslauf aus Mid-Ohio gelang Porsche kein Erfolg mehr. Pleiten, Pech und Pannen warfen die 911 RSR immer wieder zurück. Immerhin zeigten Vanthoor und Bamber zuletzt wieder eine aufsteigende Tendenz und mit dem frischgebackenen ADAC-GT-Masters-Champion Mathieu Jaminet kann es in Braselton weit nach vorne gehen.