Kolumne: Kurzer Stopp und weiter geht’s!

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Regen und Nebel machten das Rennen zum Ritt auf der Rasierklinge | © 1VIER.COM

Im Anschluss ging Robert unter Applaus der anderen Teams in der Box wieder auf die Strecke. Ich übernahm von Robert für meinen ersten Stint das Steuer. Für mich gab es nach der Standzeit von zwei Stunden an der Box nur noch das Ziel, so viel Zeit und Plätze gutmachen, wie es nur irgendwie geht. In meinem Stint wurde es langsam dunkel und ich übergab das Auto wieder an Arne, danach wieder Florian und dann Robert.

In der Zwischenzeit legte ich mich hin um etwas zu schlafen, was leider nicht einfach war, da ich immer noch mit Adrenalin vollgepumpt war. Nachts um zwei folgte mein nächster Stint. Nach einer gefahrenen Runde fing es stark an zu Regnen, und ich fuhr an die Box um Regenreifen aufziehen zu lassen.

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Kurzer Stopp und weiter geht’s! Die Sicht wurde leider immer schlechter und das Wasser immer mehr auf der Strecke. Es war für mich und, ich denke, für den Rest der Fahrer auf der Strecke ein Ritt auf der Rasierklinge. Zweimal ging mir die Strecke aus, und ich musste durch die Wiese ausweichen. Zum Glück ging alles glatt. Nach meinem zweiten Stint gab ich kurz dem Team Rückmeldung über das Auto und die Streckenverhältnisse und versuchte etwas zu schlafen.

Mein nächster Stint war dann erst gegen zehn Uhr morgens. Das Wetter hatte sich nicht sonderlich verbessert, aber ich war es ja schon durch meinen vorherigen Stint gewöhnt. Nach fünf gefahrenen Runden zog so starker Nebel auf, dass das Rennen für knapp zwei Stunden unterbrochen werden musste. Die Sicht auf dem GP-Kurs war so schlecht, dass ich wirklich nichts mehr sehen konnte.

Ich denke, die Rennleitung hat mit der Unterbrechung alles richtig gemacht. Nach der Unterbrechung war es Arne, der das Auto für die letzten eineinhalb Rennstunden fahren durfte. Für den Zieleinlauf positionierte sich das gesamte Team an der Boxenmauer und bejubelte die Zieldurchfahrt auf Platz zweiundsiebzig im Gesamtklassement. Die Freude über eine Zieldurchfahrt beim größten Automobilrennen der Welt ist natürlich groß. Aber was wäre gewesen, wenn …

Der Klassensieg war schon nach der langen Standzeit an der Box in weite Ferne gerückt und ein Ergebnis in den Top-Dreißig somit natürlich auch. Ich denke, wir haben uns zu keiner Zeit des Rennens aufgegeben und mit unserer Leistung gezeigt, dass wir unter die Top-Dreißig gehört hätten, aber Freud und Leid liegt im Motorsport leider sehr nah beieinander.

Abschließend schaue ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Rennen zurück. Ich freue mich natürlich, mit meinen Teamkollegen ins Ziel gekommen zu sein, aber auf der anderen Seite weiß ich natürlich, was möglich gewesen wäre mit unserer Leistung.

That’s racing!

Wir sehen uns beim dritten Lauf zur VLN. Bis dahin: Alles Gute!

Liebe Grüße

Nils