Nürburgring: Toyota sinnt auf Revanche

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Toyota sinnt in der Vulkaneifel auf Revanche | © Maximilian Graf

Nächste Station im WM-Kalender: der Nürburgring. Toyota sinnt nach dem Le-Mans-Albtraum auf Revanche, wohingegen Weltmeister Porsche bereits die Titelverteidigung thematisiert. Audi will wieder um vordere Positionen kämpfen. Wichtige Neuerung: Alle drei Hersteller fahren fortan mit High-Downforce-Paketen.

Nach der schier endlosen Sommerpause während der vergangenen Saison war der Langstrecken-WM in diesem Jahr lediglich eine kurze, mehrwöchige Regenerationsphase nach dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans vergönnt. Darum begegnet Weltmeister Porsche seinen Widersachern Toyota und Audi bereits an diesem Wochenende auf dem Nürburgring wieder – der vierte Halt auf dem Fahrplan des Endurance-Oberhauses.

Dennoch genügte die Auszeit Toyota, um die Schockwirkung des Le-Mans-Albtraums zu verwinden. „Wir wollen die Enttäuschung von Le Mans hinter uns lassen“, betont Teamchef Toshio Sato. Der Konstrukteur aus Fernost wähnte sich bereits als Sieger, als die TMG-Mannschaft dem skrupellosen Tun des Defektteufels zum Opfer fiel. Letztlich mussten die Spitzenreiter Stéphane Sarrazin, Mike Conway und Kamui Kobayashi im letzten Augenblick kapitulieren.

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Das Toyota-Werksgespann bezeigt daher demonstrativen Kampfeswillen und sinnt auf Revanche. „Als Motorsportteam wollen wir natürlich Rennen fahren – und jetzt mit noch mehr Motivation und Teamgeist“, kehrt Sato hervor. „Das Rennen am Nürburgring ist eine großartige Gelegenheit.“ Nach der überwältigenden Resonanz im Vorjahr hofft die Truppe zudem neuerlich auf gefüllte Tribünen am Ring. Das Etappenziel: die oberste Stufe des Siegertreppchens.

Ändern die High-Downforce-Pakete das Kräfteverhältnis?

Ferner sind die Karten am Ring gleichsam neu gemischt. Bislang rückten die Vorbereitungen auf den längsten Tag des Jahres in den Mittelpunkt. Daher starteten sowohl Toyota als auch Audi und Porsche bereits in Silverstone und Spa-Francorchamps mit ihrem Low-Downforce-Paket. Künftig verwenden die Hersteller jedoch ein Aerodynamik-Paket, welches zusätzlich Abtrieb generiert, um den winkligen Streckencharakteristika an den restlichen Austragungsorten Genüge zu leisten.

Nachdem sich Titelverteidiger Porsche schon parallel zu den bisherigen Einsätzen der Detailarbeit an der High-Downforce-Version zuwandte, intensivierte der Traditionshersteller aus Weissach dieser Tage seine Einstellfahrten. „Nach einem überzeugenden viertägigen Test in Barcelona haben wir uns entschlossen, dieses Paket bereits am Nürburgring einzusetzen“, erklärt Teamchef Andreas Seidl die Vorgangsweise.

Obwohl Toyota zuletzt in der Lage war, Konterpart Porsche massiv in Bredouille zu versetzen, gebärden sich die amtierenden Weltmeister unbeirrt optimistisch. „Unser Ziel für die verbleibenden sechs WM-Läufe ist klar: Wir wollen sowohl den Hersteller- als auch den Fahrertitel verteidigen“, kehrt Einsatzleiter Fritz Enzinger siegesgewiss hervor. Dessen Gespann führt gegenwärtig beide Wertungen der Langstrecken-WM an.

Wolfgang Ullrich: „Ein Wort im Kampf um die Spitze mitreden“

Die Konstellation: Nach dem Triumph an der Sarthe führen Marc Lieb, Neel Jani und Romain Dumas in der Tabelle mit vierundneunzig Punkten. An zweiter Stelle rangieren die Audi-Rivalen Loïc Duval, Lucas Di Grassi und Oliver Jarvis – mit fünfundfünfzig Zählern. Trotz dieser vorerst komfortablen Position wahrt Porsche allerdings Fasson. „Wir wissen um die Stärke der Konkurrenz und werden alle Register ziehen, um voll anzugreifen“, betont Seidl.

Mit nur einem Pünktchen Rückstand auf die Vordermänner reiht sich das dreiköpfige Toyota-Ensemble Kamui Kobayashi, Mike Conway und und Stéphane Sarrazin vorläufig auf dem dritten Platz ein. Dieselbe Hierarchie nehmen die Protagonisten auch in der Konstrukteurwertung ein: Porsche beansprucht den vordersten Rang, Audi ist Zweiter und Toyota muss nach drei Begegnungen mit dem letzten Platz vorliebnehmen.

Indes vermochte Audi in Le Mans, im letzten Moment einem Debakel zu entrinnen, als die Marke mit den vier Ringen dank der Toyota-Tragödie noch den Sprung aufs Stockerl schaffte. Andernfalls wäre Audi erstmals in der Le-Mans-Historie nicht aufs Podest gefahren. Die Ambition für die Station am Fuße der Nürburg? „Wir wünschen uns, dass wir vor vollen Rängen ein Wort im Kampf um die Spitze mitreden können“, merkt Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich an.