Toyota in Le Mans: Der Fluch des ewigen Zweiten

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Schmerzhafter Moment für Toyota | © Toyota Hybrid Racing

Toyota bleibt der ewige Zweite an der Sarthe. Mit einer bitteren Niederlage hat der Konstrukteur aus Fernost seine glücklose Le-Mans-Historie um ein weiteres tragisches Kapitel erweitert. „Es zerreißt mir das Herz, aber wir werden noch entschlossener zu gewinnen zurückkehren“, betont Teamchef Toshio Sato dennoch.

Mitunter kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, in Le Mans lastet ein Fluch auf Toyota – ein Fluch, das Traditionsrennen an der Sarthe niemals zu gewinnen und ewiger Zweiter zu bleiben. Innerhalb eines halben Jahrhunderts beanspruchte der Konstrukteur mehrmalig eine der Favoritenpositionen, wähnte sich oftmals als Sieger der Kraftprobe auf dem Königsweg des Langstreckensports, scheiterte schlussendlich jedoch.

Bislang blieb Toyota daher sieglos auf dem Circuit de la Sarthe. Am vergangenen Wochenende machte sich der japanische Hersteller schließlich daran, sich dieses Fluches endlich zu entledigen. Schon während der Anfangsphase am Samstagnachmittag erwuchs Titelverteidiger Porsche in Toyota ein ernstlicher Gegner, der umgehend zur Offensive schritt. In der Nacht war TMG sogar im Begriff, eine Zweifachführung zu festigen.

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Am Sonntag näherten sich die Ereignisse in Le Mans jedoch einem Wendepunkt. Nach Schwierigkeiten bei der Sechserbesatzung führten nunmehr Anthony Davidson, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima das Rennen als Hoffnungsträger der TMG-Delegation an. Unbestreitbar befand sich das Dreigespann auf der Siegerstraße, verwaltete einen halbminütigen Vorsprung auf Rekordsieger Porsche. Dann der Moment des Schreckens.

Teamchef Toshio Sato: „Es zerreißt mir das Herz“

Im drittletzten Umlauf drosselte Schlussmann Nakajima unerwartet das Tempo. Nach der vorletzten Runde parkte Nakajima seinen Hybridprototyp letzten Endes neben der Boxenmauer und teilte via Funk mit, über keinen Vortrieb mehr zu verfügen. Nach einem gescheiterten Versuch, das Gefährt wieder in Bewegung zu setzen, glückte es Nakajima letztlich, noch ein allerletztes Mal über die Kombination aus Rundkurs und Landstraße zu lahmen.

Auf diese Weise büßte Toyota nicht nur den Sieg ein, sondern die Mannschaft mit der Bezifferung fünf schaffte es aufgrund der Sechs-Minuten-Marke nicht einmal in die Wertung des 24-Stunden-Rennens von Le Mans. „Ich kann unsere Gefühle heute nicht beschreiben“, klagt Teamchef Toshio Sato nach dieser Tragödie auf der Zielgerade. „Es zerreißt mir das Herz, aber wir werden noch stärker und entschlossener zu gewinnen zurückkehren.“

Als Nakajima nach dieser schmerzhaften Niederlage aus seiner Auslaufrunde zur Start-Ziel-Gerade zurückkehrte und sich aus dem Cockpit hievte, huldigte das Publikum mit frenetischem Applaus die Leistung der TMG-Mannschaft. „Es fehlten nur zwei Runden, und es ist so schade, dass wir die Trophäe nun doch nicht haben“, umschreibt Nakajima seine Emotionen. „Das Team hatte es verdient zu gewinnen.“

Nakajima: „Das hat mich wirklich berührt“

Insbesondere die Respektbekundung seitens der Sportwarte, Funktionäre und Zuschauer sei Nakajima zu Herzen gegangen. „Als ich der karierten Flagge in meiner letzten Runde entgegenfuhr, waren die Marshalls und die Fans sehr nett“, betont der Japaner, welcher die Tortur der letzten Meter auf dem Asphaltband in Le Mans über sich ergehen lassen musste. „Das hat mich wirklich berührt und dafür möchte ich mich bedanken.“

Damit hat Toyota seine Le-Mans-Historie um ein weiteres tragisches Kapitel ergänzt. Rückblende: Nach einem pomadigen Einstieg als Motorenlieferant während der siebziger Jahre, intensivierte Toyota in der darauffolgenden Dekade sein Engagement im Département Sarthe. Zu Gruppe-C-Zeiten bahnte sich der Autobauer aus dem Land der aufgehenden Sonne schrittweise seinen Weg in den Kreis der arrivierten Hersteller.

Mit dem 89C-V-Prototyp stand Toyota erstmals beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans in der vordersten Startreihe, geriet daraufhin aber mit dem Reglement in Konflikt, da die Equipe die schnellste Rundenzeit mit dem T-Car erzielt hatte. Konsequenz: Streichung der Rundenzeiten. Nach diversen Zwischenfällen kämpfte Toyota-Abordnung schlussendlich auf Platz sechs im Gesamtklassement.