Le-Mans-Test: Orientierungsfahrten auf der Königsstraße

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Wer fährt Bestzeit beim traditionellen Le-Mans-Test? | © Julian Schmidt

Der traditionelle Le-Mans-Test gestattet eine erste Standortbestimmung in Vorbereitung auf das 24-Stunden-Rennen am übernächsten Wochenende. Personelle Überraschung: Alexander Wurz unterstützt das Toyota-Werksgespann. Indes erreichte Larbre Compétition eine Hiobsbotschaft.

Mancherorts schürt bereits der ein oder andere Bedenkenträger die Angst, der Streik in den französischen Raffinerien bedrohe auch das 24-Stunden-Langstreckenrennen in Le Mans. Aber zahlreiche Meldungen geben Entwarnung: Aufgrund zusätzlicher Benzinimporte seien weder die medial ausgeschlachtete Fußball-Europameisterschaft noch die Traditionsveranstaltung im Département Sarthe gefährdet.

Unbeirrt angesichts dieser politischen Unruhen, richtet der ACO also an diesem Sonntag den gleichsam obligaten Test auf dem Circuit de la Sarthe aus. Die Vorbereitungsveranstaltung gestattet folglich erste Orientierungsfahrten auf der Via Regia des Langstreckensports sowie eine provisorische Standortbestimmung in den vier Klassen der Langstrecken-WM – einschließlich der zusätzlichen Starter aus Fernost und den Vereinigten Staaten.

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Die Teilnehmerliste für die traditionellen Probefahrten auf der Kombination aus permanenten Rundkurs und abgeriegelten Landstraßen umfasst indes sechsundsechzig Meldungen – also sechs weitere Nennungen im Vergleich zum Starterfeld des 24-Stunden-Rennens. Überdies nutzen zahlreiche Mannschaften die Gelegenheit, um einen zusätzlichem Reservefahrer die Möglichkeit zu eröffnen, sich auf einen eventuellen Einsatz vorzubereiten.

Alexander Wurz unterstützt Toyota

Diese Vorgangsweise wendet auch Toyota an. Denn das TMG-Werksgespann reaktiviert Alexander Wurz aus dem Ruhestand, der normalerweise nur eine beratenden Funktion bekleidet. Demgemäß fungiert Wurz als vierter Pilot beider Besatzungen. Die Zwischenbilanz des pazifischen Konstrukteurs nach zwei WM-Begegnungen: zwiespältig. Zum einen schlug Toyota beim Auftakt in Silverstone Kapital aus den Fehlern der Konkurrenz, zum anderen trieb der Defektteufel sein Unwesen.

Ein Ausrufezeichen: Toyota führte vorübergehend den Sechs-Stunden-Wettstreit in Spa-Francorchamps an. Darüber hinaus hegt der Hersteller aus Fernost Optimismus, seine Le-Mans-Aerodynamik nochmals verbessert zu haben. Grosso modo ordnete sich Toyota in der Hierarchie der Werke tendenziell allerdings an dritter Stelle ein, wohingegen die Konzernbrüder Audi und Porsche um die Vorrangstellung im Oberhaus des Langstreckensports wetteifern.

Die Konstellation mutet allerdings ein Stück weit undurchsichtig an. Bei der Eröffnungsveranstaltung ordnete sich Porsche in der Qualifikation zunächst unter, attackierte sodann im Rennen, musste sich letztlich auf der Strecke geschlagen geben. Audi triumphierte, die Entscheidung fiel jedoch am Grünen Tisch zugunsten der Weissacher. Im Ardenner Wald demontierte Porsche wiederum seine Widersacher in der Qualifikation.

Aber: Über die Distanz strauchelte Porsche, haderte mit technischen Gebrechen. Stattdessen trug Audi den Erfolg davon, leistete sich aber gleichermaßen Schnitzer. Der Aspekt der Standfestigkeit wird an diesem Wochenende allerdings ausgeklammert, weil primär der Vergleich auf einer Runde in den Fokus rückt. Und in dieser Disziplin avancierte Porsche in der Vergangenheit zur Referenz. Ferner ergibt sich die Möglichkeit, Longruns zu erproben.