GT-WM am Nürburgring: Heimspiel für die Hälfte der Teams

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Die GT-Weltmeisterschaft kehrt nach 2010 auf den Nürburgring zurück – im Rahmenprogramm der Blancpain Endurance Series als kurzfristige Notlösung für eines der abgesagten China-Rennen. Die GT-Europameisterschaft bestreitet wiederum ihre Finalrennen.

Der Nürburgring bedarf eigentlich kaum einer detaillierten Vorstellung. Aus sportlicher Sicht ist das Rennwochenende in der Eifel fraglos ein Jahreshöhepunkt für deutsche GT-Interessierte. In der Art des ehemaligen „LG Super Racing Weekend“ werden hochkarätige Sprintrennen (damals Tourenwagen) mit einem Langstreckenrennen kombiniert.

Allerdings trüben die Umstände die Freude: Die GT-Weltmeisterschaft wäre nicht zum zweiten Mal nach 2010 auf den Nürburgring kommen, wenn die China-Rennen nicht während der Saison abgesagt worden wären. Da die Gesellschaft von GT-WM-Organisator Stéphane Ratel allerdings auch andere Rennserien ausrichtet, konnte Platz auf dem Nürburgring gemacht werden. Wie die Verhältnisse dieser kurzfristigen Zusammenlegung verteilt sind, zeigt schon der Name der Veranstaltung: „Blancpain Race Weekend feat. GT1 World Championship“.

GT-WM und GT-Europameisterschaft bilden wieder ein gemeinsames Feld, um die niedrigen Starterzahlen zu kaschieren. Die GT-EM bestreitet sogar ihre Finalrennen in der Eifel, die ursprünglich als Einzelevent in Zandvoort geplant gewesen waren. Aber dies droht medial ebenso zweitrangig zu werden, wie der enge Meisterschaftskampf in der GT-WM am vorletzten Rennwochenende, da Motorrad-Star Valentino Rossi für einen weiteren Gaststart in der Blanpain Endurance Series auf einem Ferrari gemeldet ist …

Lamborghini ist zurück – wenig Veränderungen bei der Balance of Performance

Die GT-WM wird voraussichtlich wieder mit 13 GT3-Fahrzeugen antreten, da Reiter Engineering nach dem ausgelassenen Rennen in Russland wieder an den Start geht. Es gibt allerdings auf dem Gallardo mit der Startnummer 24 eine neue Fahrerpaarung: Mike Parisy, der dieses Jahr bereits mit beim Hauptrennen in Zolder mit dem Exim-Bank-Porsche siegte, tritt gemeinsam mit dem schnellen Niederländer Jeroen Bleekemolen an. Die Fahrer des einzigen Ford GT sollen trotz der Absage des Finales in Indien Armaan Ibrahim und Benjamin Lariche bleiben, auch wenn der Serbe Miloš Pavlovi? sich Hoffnungen auf eine Rückkehr zum Sunred-Team gemacht hatte.

Die Rückkehr von Reiter in die GT-WM steht auch im Zusammenhang mit dem Rückzug des Teams aus dem ADAC GT Masters. Die Balance-of-Performance-Einstufung des Lamborghini Gallardo und besonders die kleinen Restriktoren, der zu niedrigen Spitzengeschwindigkeiten führt, wurde vom Teams hart kritisiert und als Grund des Rückzugs aus der deutschen GT3-Serie angegeben. Die FIA hat zwar die vor dem Russlandwochenende – wo Reiter nicht fuhr – erlassene Erleichterung von 20 Kilogramm zurückgenommen, erlaubte aber eine Vergrößerung der beiden Lamborghini-Restriktoren um fast fünf Prozent von 41 auf 43 Millimeter.

Eine ähnliche Maßnahme soll die Leistung des Ford GT verbessern, da der beiden Restriktoren (42 auf 43,5 Millimeter) ebenfalls vergrößert wurden. Alle anderen Fahrzeuge bleiben unverändert, sodass in den Meisterschaftskampf zwischen BMW (Bartels/Buurman, 127 Punkte), Mercedes (Basseng/Winkelhock, 121 Punkte) und McLaren (Dusseldorp/Makowiecki, 110 Punkte) seitens der Motorsportweltbehörde bei 66 maximal noch zu vergebenen Punkten nicht technisch eingegriffen wird.

Die GT-Europameisterschaft geht in die letzte(n) Runde(n)

In Anbetracht der Tatsache, dass es keine GT-EM in der aktuellen Form im kommenden Jahr geben wird, hinterlässt das improvisiert Finale nach sieben Jahren des Bestehens einen faden Beigeschmack, auch wenn die Meisterschaft bei den Fahrern fast schon entschieden ist. Es führen die Mercedes-Piloten Dominik Baumann und Maximilian Buhk (Heico Gravity-Charouz) mit 164 Punkten deutlich vor einer Verfolgergruppe aus vier Fahrerpaarungen.

Michael Lyons und Stefano Gai (AF-Corse-Ferrari, 128 Punkte), Harald Proczyk und David Mengesdorf (Leipert-Lamborghini, 127 Punkte) sowie Gaetano Ardagna Perez und Guiseppe Cirò (AF-Corse-Ferrari, 125 Punkte) müssen aber bei noch 50 zu vergebenen Punkten auf ein schlechtes Wochenende von Baumann/Buhk hoffen. Cesar Campaniço und Ni Amroim (Nova-Driver-Audi, 114 Punkte) haben nur noch mathematische Chancen.

Enger ist es in der Mannschaftswertung: Dort führt AF Core (295 Punkte) mit neun Zählern vor dem Titelverteidiger Heico Gravity-Charouz (286 Punkte). Da GT-WM und GT-EM erneut gemeinsam in einem separat gewerteten Feld antreten können die GT-EM-Teilnehmer zeigen, ob sie in der Lage sind mit den technisch identischen GT-WM-Fahrzeugen mitzuhalten – zumindest bis die Pflichtboxenstopps mit der verbindlichen Standzeit von 60 Sekunden anstehen.

Die Eifel grüßt mit ungemütlichem Herbstwetter und bedecktem Himmel

Nach dem kühlen Wochenende in der Nähe Moskaus erwartet die GT-WM eine weitere sehr herbstliche Veranstaltung, da die Temperaturen bei bedecktem Himmel nur zögerlich die Marke von zehn Grad Celsius überschreiten sollen. Wie bereits auf dem Moscow Raceway dürfte die Reifern auf Betriebstemperatur zu bekommen die schwierigere Aufgabe sein, als die Einteilung überhitzender Reifen während des Rennens.

Am Samstag findet die Qualifikation um 10.10 Uhr und das Qualifikationsrennen um 14.20 Uhr statt. Am Sonntag startet Hauptrennen um 12.45 Uhr. Beide Rennen werden per Live-Stream hier auf SportsCar-Info.de übertragen.