Rennsaison 2015: Ein Jahr der Fortsetzung

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Was erwartet uns in der Sportwagen-Saison 2015? Keineswegs tiefgreifende Veränderungen, aber eine Fortsetzung der bisherigen Arbeit, um das Erreichte zu bewahren. Maßnahmen zur Kostendecklung im WM-Vierkampf, kontinentale LMP3-Kategorie, GT3-Generationswechsel und Nordschleifen-Zusatzlizenz – ein Ausblick.

Eigentlich erwartet den Bereich Sportwagen und Langstrecke in der Saison 2015 keinerlei tiefgreifenden Veränderungen. Stattdessen trachten die Verantwortlichen vielmehr danach, den Status quo aufrechtzuerhalten. Kennzeichnete das zurückliegende Jahr in mancher Hinsicht eine Zäsur, sind die Organisatoren nun bestrebt, auf den Resultaten der bisherigen Arbeit aufzubauen – gleichsam ein Jahr der Fortsetzung.

Mit einem revolutionären Regularium für die Spitzenklasse der Langstrecken-WM markierten ACO und FIA während der letzten zwölf Monate gewissermaßen den Beginn einer neuen Ära. Anstatt die Größe des Hubraums zu limitieren, steht den Teilnehmern lediglich eine begrenzte Energiemenge pro Runde zur Verfügung – mit obligatorischem Hybridsystem. Obendrein kehrte Porsche nach fünfzehn Jahr zurück nach Le Mans, um sich Audi und Toyota zu stellen.

Nach dieser epochenmachenden Saison bereitet zudem ein vierter Hersteller ein Programm im Oberhaus der Endurance-Szene vor: Nissan – obgleich der Konstrukteur aus Fernost bislang wenig Informationen über sein Vorhaben preisgibt. Um ein kostenträchtiges Wettrüsten ob des bevorstehenden Vierkampfs im Vorhinein abzuwenden, ergreifen die Regelhüter bereits erste Maßnahmen, die in diesem Jahr in Kraft treten.

Pläne zur Kostendecklung in der Langstrecken-WM

Bereits im Dezember verkündeten die Veranstalter, künftig die Reifensätze zu limitieren – auch bei der Machtprobe im Département Sarthe. Überdies tragen sich ACO und FIA mit dem Gedanken, eine Testbeschränkung einzuführen. Eine nur bedingt zielführende Entscheidung: Nach der Untergliederung in die Wertungen LMP1-H für Werke und LMP1-L für Privatiers verschmelzen ebendiese Kategorie forthin wieder. Gleichermaßen abträglich wie unpopulär: höhere Nenngelder in allen Klassen. 

Im Gegensatz zu den höchstwahrscheinlich konstanten Starterzahlen in den professionellen und semiprofessionellen GTE-Divisionen droht im LMP2-Unterhaus womöglich ein Luxusproblem. Verkümmerte der Wettstreit für kostenreduzierte Prototypen bis zu Ende der Überseeetappe auf ein Fünf-Wagen-Teilnehmerfeld, bekunden mittlerweile etliche Gespanne enormes Interesse an einer Saisonmeldung. Die Krux: Die Gesamtanzahl permanenter Nennungen beträgt zweiunddreißig. 

Wer beim ACO-Auswahlverfahren nicht berücksichtigt wird, dem eröffnet sich jedoch die Möglichkeit an der Europäischen Le-Mans-Serie teilzunehmen. Nach der Umstrukturierung erlebt der reformierte kontinentale Wettbewerb geradezu eine Renaissance. Obendrein deuten die jüngsten Meldung auf einen ungebremsten Aufschwung hin. Denn die Summe bisheriger Ankündigungen und Gerüchte ergibt womöglich eine Meldeliste mit ungefähr zwanzig LMP2-Sportwagen.

Generationswechsel in der GT3-Klasse

Ferner inauguriert der ACO in der diesjährigen Saison die LMP3-Kategorie. Der künftige Unterbau stößt aber auf verschiedene Resonanz. Einzig Ginetta-Juno präsentierte rechtzeitig einen fertiggestellten Prototyp, welchen die britische Rennschmiede schon an sechs Kunden verkauft hat. Ansonsten bietet bloß LAS Motorsport ein alternatives Einsatzgerät an. Knüpft die ELMS-Meisterschaft dennoch an die schillernden Anfangsjahre an? 

Jenseits des Atlantiks befand sich die Fusion aus ALMS und Grand-Am im Fokus. War das USCC-Fahrerlager zunächst bis zum Bersten gefüllt, förderten die weiteren Läufe alsbald die Nachteile des heterogenen, gigantischen Starterfeldes zutage. Dem LMP-Sektor missfiel die DP-Dominanz, die Pirelli World Challenge bot eine Alternative für die GTD-Akteure und schlussendlich beendete Dodge Viper sogar seine GTLM-Aktivitäten endgültig. Es stellt sich die Frage, wie die Veranstalter dieser Problematik begegnen. 

Ob in Europa, Nordamerika oder Asien: Die GT3-Szene prosperiert unterdessen nach wie vor. Der anstehende Generationswechsel, der sich voraussichtlich über die nächsten beiden Jahre erstreckt, bekräftigt das ungebrochene Interesse an dem SRO-Konzept. Audi, BMW, Cadillac, Porsche, Lamborghini, McLaren und Reiter Engineering starten bereits in der kommenden Saison mit ihren neuen Modell, wohingegen Lexus und Callaway Competition in Verzug geraten sind.

SRO und nationale Veranstalter setzen auf Kontinuität 

Mercedes-Benz hat den Abschluss der Entwicklung seines zukünftigen Einsatzfahrzeuges wiederum für das Jahr 2016 anberaumt. AC Cobra wägt hingegen noch ab, ob ein GTE-Programm eine sinnige Alternative darstellt. Auch Jaguar zieht in Erwägung, langfristig in die GT3-Branche einzusteigen. Allerdings birgt ebendieser Generationswechsel die Gefahr steigender Kosten, die mit dieser Entwicklung einhergehen.

Was das alltägliche Geschäft anbelangt, setzen die SRO-Gruppe sowie die nationalen Veranstalter auf Kontinuität. Der Kalender der Langstreckenserie bleibt unverändert – einzig das Sechs-Stunden-Rennen verlegt die Organisation um Stéphane Ratel vom Nürburgring nach Le Castellet. Die Sprintserie gastiert in Misano und Moskau. Das ADAC GT Masters kehrt zurück nach Spa-Francorchamps, wenngleich die Gemeinschaftsveranstaltung mit der französischen GT-Serie ausfällt. 

Angesichts der obwaltenden Aggressivität auf der Nürburgring-Nordschleife – schwere Unfälle und Regelverstöße – sahen sich die Verantwortlichen wiederum bemüßigt, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Daher erlegt der DMSB den Athleten die Pflicht auf, eine mehrstufige Zusatzlizenz für Rennen auf dem zwanzig Kilometer messenden Traditionskurs in der Eifel zu erwerben. Die Einteilung erfolgt nach Leistung und Gewicht. 

Datenbank für Gelbsünder auf der Nürburgring-Nordschleife

Die Reaktionen sind zwiespältig, da solch ein Nordschleifen-Führerschein keineswegs eine Garantie für einen besonneneren Umgang bietet und zudem die Kosten nochmals erhöht. Des Weiteren schreitet der DMSB künftig zu drakonischeren Strafen, falls jemand die Flaggenregelungen weiterhin ignoriert. Ein Register für Gelbsünder soll überdies eine abschreckende Wirkung entfalten.

Und sonst? In Asien intensiviert die GTA ihre Kooperation mit der ITR. Demnach führen die Veranstalter der Super-GT-Serie und der DTM-Meisterschaft als Basis ihrer Zusammenarbeit zur Saison 2017 ein einheitliches Motorenreglement ein. Ferner unterhält die GTA auch Beziehungen zur SRO, die sich hinfort auch für die Balance of Performance für GT300-Fahrzeuge verantwortlich zeichnet.

Vermochte der ACO bis dato nicht mit seiner Asiatischen Le-Mans-Serie reüssieren, übernimmt der Automobilklub die Organisation im pazifischen Raum in Zukunft selbst. Stagnierende Teilnehmerzahlen im einstelligen Bereich erforderten entsprechende Reaktionen. Eine erste Überlegung: ein gemeinsames Wochenende mit der Langstrecken-WM, um den Bekanntheitsgrad des Championats zu steigern.