STT: Ulrich Becker gelingt erster Gesamtsieg

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Porsche-Pilot Ullrich Becker feierte in Spa-Francorchamps seinen ersten STT-Gesamtsieg. Pertti Kuismanen kostete hingegen eine 30-Sekunden-Strafe den Doppelerfolg, nachdem der Finne unbeabsichtigt eine gelbe Flagge ignoriert hatte. René Snel belegte zweimal den Silberrang. 

In Spa-Francorchamps war Pertti Kuismanen mit seiner Chrysler Viper GTS-R das Maß aller Dinge. Nur eine Zeitstrafe verhinderte beim vierten Lauf der Spezial-Tourenwagen-Trophy den nächsten Doppelpack des Finnen. Dadurch gelangte Ulrich Becker (Porsche 997 RSR) zu seinem aller ersten Gesamtsieg in der STT. Der Marler schob sich mit seinen zwei Klassensiegen zudem an die Spitze der Meisterschaftswertung. 

Für Pertti Kuismanen ist der Meistertitel erklärtermaßen das Ziel, nachdem er diesen in den letzten Jahren jeweils zweimal knapp verpasste. Der letzte Titelgewinn des zweimaligen STT-Champions liegt nun schon 14 Jahre zurück. In Spa-Francorchamps waren die Gegner chancenlos. Letztes Jahr musste Kuismanen noch mit einer völlig zerdepperten Viper die Heimreise antreten. Diesmal folgten nach zweimal Poleposition eigentlich auch zwei souveräne Rennsiege. 

Doch im zweiten Gefecht übersah der Viper-Pilot eine gelbe Flagge. Kuismanen bekam eine 30-Sekunden-Strafe aufgebrummt, wodurch Ulrich Becker die Spitzenposition erbte. Der langjährige STT-Starter kam somit zu seinem ersten Gesamtsieg in der STT, wobei sich die Freude aber zunächst in Grenzen hielt. Während Kuismanen vorneweg dampfte, lieferte sich Becker ein enges Duell mit René Snel (Porsche 996 GT2), dem Zweitplatzierten aus dem ersten Rennen. 

Snel schlüpfte schließlich vorbei, doch beim Überrunden erwischte Becker den GT2 am Heck. Mit beschädigtem Heckdiffusor fiel der Niederländer zurück. „Über den Sieg kann ich mich gar nicht freuen. So will ich eigentlich nicht gewinnen. Ich denke, es war ein Rennunfall. Mehr als entschuldigen, kann ich mich aber nicht“, so ein leicht geknickter Ulrich Becker. Am Samstag war Ulrich Becker noch als Gesamtdritter über den Zielstrich gerauscht. Der Porsche-Pilot ist damit der einzige Fahrer, der bei allen Saisonrennen aufs Treppchen kraxelte.

Carlos Rivas mit starker Leistung zum Doppelsieg in Klasse 3

Ein stark aufgelegte Carlos Rivas belegte mit seinem Porsche 997 GT3 Cup in beiden Rennen den vierten Gesamtrang. Damit siegte der Luxemburger in der stark besetzten Klasse 3 bis 4.000 Kubikzentimeter gleich doppelt. „Das Rennen ist natürlich sehr gut gelaufen, zumal Spa meine Lieblingsstrecke ist. Die vierte Gesamtposition und die Klassensiege sind natürlich ein gutes Ergebnis für mich“, so Rivas. 

Zumindest im zweiten Rennen profitierte der Viertplatzierte von einer Ein-Minuten-Zeitstrafe für Gaststarter Werner Moonens. Der belgische Chrysler-Viper GTS-R-Pilot hatte sich eigentlich Gesamtrang vier erkämpft, bekam aber zweimal eine Zeitstrafe für Überholen unter Gelb und für das Verlassen der Strecke verpasst. Insgesamt erwiesen sich die Sportkommissare an diesem Wochenende als sehr fleißig, was auch Romain Theissen (Porsche 997 GT3 Cup) zu spüren bekam. 

Den Luxemburger kostete eine 30-Sekunden Strafe im ersten Rennen den zweiten Platz in der Klasse 3. Den holte sich Reiner Lutz (Porsche Cayman) vor Tjarco Jilesen und Patrick Lamster (beide Porsche 997 GT3 Cup). Jeannot Delvaux (Porsche 997 GT3 Cup), der lange auf der zweiten Klassenposition gelegen hatte, musste eine Runde vor Schluss mit Getriebeschaden aufgeben. Wie schon im ersten Rennen ging es am Samstag zwischen Patrick Lamster und Tjarco Jilesen besonders eng zu. 

Mit nur einer Sekunde Abstand setzte sich Lamster schließlich gegenüber Jilesen durch. „Gestern war ich vier Zehntel vor ihm, heute war er eine Sekunde schneller. Ich habe heute aber auch gut mit dem Christian Franck mit seinem schnellen Seat Leon gekämpft. Da war auch sehr gut zu sehen, wo der Porsche und wo der Seat stark ist. Mit dem Wochenende bin ich zufrieden“, erzählte Jilesen. Den vierten Platz in der Klasse sicherte sich Joost Bömer (Porsche 996 GT3) vor Berthold Gruhn im BMW M3 GT4.

Rolf Rummel gelingt gutes STT-Comeback

In der großen STT-Klasse gelang im ersten Rennen Rolf Rummel der Sprung aufs Klassenpodium, während im zweiten Durchgang Werner Moonens mit seiner Viper Klassenrang drei holte. Der STT-Rekordchampion platzierte sich mit den Gesamtplätzen fünf und sechs jeweils zweimal in den umkämpften Topzehn. „Ich bin von der 28. Startposition noch auf den fünften Gesamtrang nach vorne gefahren. Damit kann ich sehr zufrieden sein“, so Rummel. 

Im ersten Durchgang holte sich noch Jan van Es im Porsche 993 GT2 den vierten Klassenplatz. Dahinter belegte Jörg Lorenz die fünfte Position, wobei es der Erlanger zunächst eher ruhig angehen ließ. „Es war für mich wichtig, dass das Auto gehalten hat, und ich endlich wieder durchfahren konnte. Vor allem mit dem zweiten Rennen bin ich nun mehr zufrieden“, erklärte Lorenz, der in Rennen zwei als starker Gesamtachter die Zielflagge sah. 

Hinter Ulrich Becker konnte sich in der Klasse 2 zunächst Jürgen Boden (Porsche 997 GT3 4,3) den zweiten Platz vor Erik den Dekker (Porsche 944 Turbo) und Ulf Ehninger (Audi RS4) sichern. Dagegen musste Ed van Heusden seinen Porsche 944 Turbo in der achten Runde abstellen. Nachdem Jürgen Bode im zweiten Gefecht ausgeschieden war, holte sich den Dekker mit 3,528 Sekunden Vorsprung den zweiten Platz vor dem jungen Luxemburger Gil Linster im Ford Mustang. Damit festigte der 19-Jährigen seinen zweiten Platz in der Junioren-Wertung. 

Marcel Norbat für Christian Franck nicht zu knacken 

Bei den Fahrzeugen der Klasse 4 bis 3.500 Kubikzentimeter musste sich Christian Franck zweimal dem niederländischen Gaststarter Marcel Norbart (beide Seat Leon Supercopa) geschlagen geben. Der Niederländer fuhr zudem in beiden Rennen auf einen starken siebten Gesamtrang und mischte sich so mitten unter die starken GT-Boliden. Pierre Bonhôte musste mit dem vierten Klassenrang vorlieb nehmen, nachdem Gaststarter Andreas Schmidt im Seat Leon internen Duell die Nase vorne hatte. 

„Ich hatte Probleme mit den Reifen. Dazu kenne ich die Strecke zu wenig, vielleicht müsste ich auch mehr riskieren“, gab Bonhôte zu Protokoll. Hinter dem Schweizer brachte RennF den Rookie-Astra als fünfter vor Jafeth Molenaar (Porsche 968) über den Zielstrich. Im zweiten Rennen konnte der niederländische Transaxle-Pilot den Rookie-Astra mit Niklas Bauckhage am Steuer hinter sich halten. Der STT-Junior fuhr das erste Mal in Spa und war von der Strecke begeistert. 

Viel Spannung gab es in der Klasse der Zwei-Liter-Fahrzeuge, wo am Samstag in einem Herzschlagfinale zunächst Joachim Bunkus mit seinem Triumph Dolomite Sprint die Oberhand behielt. Gerade einmal 0,4 Sekunden trennte den letztjährigen STT-Meister von Gerhard Füller im Einser-BMW. Der Stadtallendorfer hatte zunächst in Front gelegen, doch ein Fehler kurz vor Schluss kostete den ersten Sieg bei den Zwei-Litern. 

„Ich sah, dass bei dem BMW von Gerhard Füller gegen Rennende die Reifen abbauten und das Auto zu untersteuern anfing“, so Bunkus. Am Sonntag drehte Füller den Spieß um und holte sich Platz eins. „Gestern habe ich den Sieg verschenkt, heute habe ich den Klassensieg ins Ziel gebracht. Kurz vor Schluss sah ich etwas Gelbes heranfliegen. Zunächst dachte ich an einen Porsche, dann war es aber Yannik Trautwein. Wenn zudem Joachim Bunkus nicht aufgehalten worden wäre, wäre er wohl auch noch auf mich aufgelaufen“, erzählte Füller, der in Zolder womöglich wieder mit dem STW-BMW starten wird. 

Yannik Trautwein holte sich nach dem dritten Platz am Vortag, wo er mit Reifenproblemen zu kämpfen hatte, einen starken zweiten Platz in der Klasse. Der schnelle Youngster kämpfte sich durchs halbe Feld und zeigte sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Ich bin leider eine Runde aufgehalten worden, wodurch ich etwas den Anschluss verlor. Nach den Problemen am Samstag war es toll, dass wir solche Rundenzeiten fahren konnten und so weit vorgekommen sind. Gestern war das Fahren noch wie auf Eis“.

Alexandra Irmgartz verliert Tabellenführung

Dagegen zeigte sich Alexandra Irmgartz weniger zufrieden. Die junge Motorsportlerin musste sich Marko Viitala jeweils zweimal geschlagen geben. „Gegen den Finnen hatte ich keine Chance. Der hat deutlich mehr Leistung als ich. Zudem bauten die Reifen nach der zweiten Hälfte stark ab. Die Meisterschaft habe ich aber deswegen noch nicht abgeschrieben“, zeigte sich Alexandra Irmgartz auch nach dem Verlust der Tabellenführung weiter angriffslustig. 

Dritter wurde in beiden Rennen Michael Irmgartz, der für Spa in das bisherige Einsatzfahrzeug seiner Tochter geklettert war. Das Feld der V8-Star-Boliden hatte sich leider schon nach dem Qualifying dezimiert, nachdem Sven Fisch wegen eines Trainingsunfalls nicht starten konnte. Dabei hatte der Stuttgarter die verregnete Qualifikatioon am Freitag sogar noch bis kurz vor Schluss angeführt.

Somit holte sich Jörg Bernhard gleich zweimal den Klassensieg, während Petra Kolic-Wiese ausschied. Die PS-Kur hatte sich bezahlt gemacht, denn mit Gesamtrang sechs gelang im ersten Rennen ein starkes Ergebnis. Eine abgefallene Riemenscheibe verhinderte im zweiten Durchgang ein wohl noch besseres Resultat.

Für die Spezial-Tourenwagen-Trophy geht es nach diesem spannenden Rennwochenende in fünf Wochen weiter. Dann steht der fünfte Saisonlauf im belgischen Zolder auf dem Programm.

Patrick Holzer