Dirk Adorf: „Es ist ein schmaler Grat, den du bewältigen musst“

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Am kommenden Samstag startet das belgische Team von Marc VDS wieder mit zwei Boliden in der VLN. Um sich perfekt auf das 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife vorzubereiten, greift das Team auf die Fähigkeiten von Dirk Adorf zurück. Seit mehr als zwei Jahrzehnten kennt der BMW-Pilot die Eifelwälder und seine Macken.

Die BMW-Werksabordnung von Marc VDS bestreitet den dritten Saisonlauf der VLN-Langstreckenmeisterschaft abermals mit zwei Z4 GT3. Jörg Müller, Maxime Martin und Marco Wittmann teilen sich das Cockpit in einem der bayrischen Sportwagen. Im Schwesternauto sorgen Dirk Adorf und Nick Catsburg für die Lenkarbeit am Boliden.

Dabei spielt Dirk Adorf eine entscheidende Rolle im Team: Mit seiner 23-jährigen Erfahrung auf der Nordschleife gibt der BMW-Pilot dem Team wichtige Tipps und Ratschläge im Hinblick auf den Kurs. „Du musst ein Gefühl für diesen Ort bekommen. Besuche die Strecke, sieh dich um, und spüre die spezielle Atmosphäre. Es gibt nur besondere Rennen hier“, beschreibt Adorf die Strecke in der Vulkaneifel.

Jedoch gilt es nicht nur das Gespür für das eigene Rennen zu entwickeln, sondern auch besonders aufmerksam zu sein. Immerhin agieren an diesem Wochenende knapp zweihundert Fahrzeuge aus unterschiedlichen Klassen auf dem Nürburgring. „Die Leute müssen antizipieren, was momentan geschieht. Hat dein Nebenmann dich gesehen? Ist es möglich, zu überholen? Du bist kurz vor einer Herzattacke und das jede Runde, 24 Stunden lang. Es ist ein schmaler Grat, den du bewältigen musst.“

Auch das Wetter spielt in der Eifel eine wichtige Rolle. „Man steht auf der Start-und-Ziel-Geraden und hat Sonne, aber zehn Kilometer entfernt regnet es in Strömen, es ist neblig, oder es schneit sogar. Du hast auf der Nordschleife nie die Gewissheit, eine völlig trockene Runde zu erwischen.“

Kurioses aus der Eifel

Eine besondere Anekdote hat Adorf auch noch parat. „Ich erinner mich noch an ein besonderes Saisonfinale in der VLN. Ich war führender in der Meisterschaft und musste lediglich das Rennen beenden, um Meister zu werden. Doch plötzliche stoppte das Auto. Ich hatte kein Radio, nichts“, sagt Adorf. Jedoch war dies der Beginn einer unglaublichen Geschichte, wie sie nur die Eifel schreiben konnte.

„Eric Neve war mein damaliger Teamkollege und Motorsport-Chef von Chevrolet zugleich. Ich stand etwa sechs Kilometer von der Zielgeraden entfernt, als das Team Eric die Anweisung gab, mich zur Ziellinie zu schieben. Also hat er mich angeschoben. Ich gab ihm zwar ein Zeichen, dass er langsamer fahren sollte, doch er dachte alles wäre in Ordnung und er solle mehr Gas geben.“

Das Duo flog mit rund 180 Kilometern pro Stunde regelrecht über die Nordschleife, als Adorf auch noch seine Motorhaube vor der Frontscheibe klebte. Zu allem Überfluss musste der heutige BMW-Werksfahrer durch die schmalen Löcher der Haube gucken, um das Fahrzeug auf Kurs zu halten. „Aber wir haben das Rennen beendet und die Meisterschaft gewonnen.“