Silverstone: Porsche feiert Doppelsieg in der GTE-Wertung

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Das Porsche-Werksteam von Olaf Manthey reüssierten zum Auftakt der Langstrecken-WM in Silverstone. Mit einem Doppelsieg in der GTE-Pro-Kategorie triumphierten die Zuffenhausener nach Abbruch des Rennens. Beim Heimspiel langte es für Aston Martin zum Bronzerang. In der GTE-Am hingegen gaben die Briten den Ton an.

Porsche sicherte sich zum Auftakt der Langstrecken-WM in Silverstone einen letztendlich hart umkämpften Doppelsieg in der GTE-Pro-Kategorie. Die ersten vier Fahrzeuge in der Pro-Wertung der GTE-Boliden lagen gegen Ende des Rennens allesamt innerhalb von einer Runde. Marco Holzer, Frédéric Makowiecki und Richard Lietz erklommen die oberste Stufe des Stockerls. Im zweiten Neunfeler-RSR kamen Patrick Pilet, Jörg Bergmeister und Nick Tandy hinter den Stallgefährten ins Ziel. Damit gewann Porsche erstmals seit den 24 Stunden von Le Mans wieder ein Rennen in der Langstrecken-WM.

Zu Beginn des Sechs-Stunden-Rennens auf dem englischen Kurs führte jedoch kein Weg am Ferrari von Gianmaria Bruni und Toni Vilander vorbei. Das AF-Corse-Duo münzte die Poleposition nahtlos in die Führung um. Jedoch war die Führung der italienischen Abordnung von keiner großen Dauer. Die beiden Porsche Piloten Nick Tandy und Frédéric Makowiecki passierten den Ferrari binnen weniger Runden nacheinander.

Im weiteren Rennverlauf legten die beiden Besatzungen der Zuffenhausener Sportwagen den Grundstein für den Doppelerfolg. Jedoch gefährdete Olaf Mantheys Schützling Jörg Bergmeister die Spitzenposition selbstständig. Nachdem Bergmeister in einer Passage unter doppelter gelben Flagge überholte, brummten ihm die Kommissare eine Stop-and-Go-Strafe auf. Doch auch die Konkurrenz von AF Corse erwischte es, da dem Ferrari-Duo Bruni und Vilander gleiches Malheur widerfuhr.

„Mein Stint hat wirklich Spaß gemacht, bis auf die Stop-and-Go-Strafe natürlich“, resümiert der Porsche-Pilot Bergmeister. Dessen Missgeschick bügelte Teamkollege Nick Tandy wieder aus, der jegliche Herausforderung im Rennen sucht. „Ich liebe es, wenn in einem Rennen unvorhergesehene Dinge passieren und du mit deiner Strategie darauf reagieren musst“, so Tandy.

„Genau so habe ich mir mein erstes Rennen als Porsche-Werksfahrer vorgestellt“

Den Sieg für die Startnummer 92 brachte letztendliche eine gewagte Entscheidung am Kommandostand. Olaf Manthey entschied sich in der letzten Safety-Car-Phase Patrick Pilet an die Boxengasse zu beordern, weshalb die Kollegen Holzer, Makowiecki und Lietz den Führungsrang übernahmen. Rund 25 Minuten vor dem offiziellen Ende des Rennens entschied sich die Rennleitung zum Abbruch des Rennens, da der Regen in Silverstone immer heftiger wurde. Folglich konnten die Stallgefährten keinen Profit aus ihrem Boxenstopp schlagen.

In seinem ersten Rennen als Werksfahrer glückte Frédéric Makowiecki direkt der erste Erfolg: „Genau so habe ich mir mein erstes Rennen als Porsche-Werksfahrer vorgestellt. Das war ein tolles Rennen, aber auch ein sehr schwieriges“, lautet das Fazit nach Rennende. Aufgrund der wechselhaften Bedingungen lautete für Teamgefährte Holzer die Devise „nicht abzufliegen“. Auch Motorsportchef Hartmut Kristen reist mit einem guten Gefühl in knapp einer Woche ins Nachbarland Belgien zum zweiten Saisonlauf. „Für das erste Saisonrennen ist das natürlich ein tolles Ergebnis und wir werden uns alle Mühe geben, damit das so weitergeht.“

Ferrari am Ende glücklos

AF Corse musste den Ferrari F458 Italia am Schluss auf Rang vier abstellen. Dabei behaupteten die Italiener anfangs die Spitzenposition gegenüber der Zuffenhausener Abordnung. Doch eine Stop-and-Go-Strafe machte alle Hoffnungen auf eine gute Platzierung relativ früh zunichte. Zwar folgte das Duo Gianmaria Bruni und Toni Vilander nach der Strafe der Porsche-Equipe, doch am Ende musste sich der Rennstall noch von Aston Martin geschlagen geben.

Für die Neulinge vom Ram Racing lief das Rennen sogar noch weitaus schlechter als für die Markenkollegen von AF Corse. Matt Griffin und Álvaro Parente gelang nur ein sechster Platz in der GTE-Pro-Division. Sogar den Lauf in Spa-Francorchamps sagten die Einsteiger aus der ELMS ab. Indes scheint der Rennstall in finanziellen Problemen zu stecken. „Wir ziehen uns fortan zurück, um unsere Teilnahme bei den 24 Stunden von Le Mans und bei den übrigen Läufen der Weltmeisterschaft sicher zu stellen“, urteilt Teamchef Dan Shufflebottom.

Aston Martin schafft Sprung aufs Podium

Für den britischen Traditionshersteller Aston Martin verlief der Start ins Wochenende äußerst holprig. In den drei Trainingssitzungen und in der Qualifikation fuhren selbst die GT-Asse Stefan Mücke und Darren Turner der Konkurrenz nur hinterher. Die Stallgefährten konnten auch keine besseren Zeiten verbuchen. „Wir hatten einen schwierigen Freitag und Samstag in den Trainingssitzungen und in der Qualifikation“, erklärt Turner. Grund für das miserable Abschneiden war ein Problem am GTE-Sportwagen. „Das Team hat einen kleinen Fehler gefunden und es über Nacht wieder ausgebügelt, sodass wir mir etwas mehr Vertrauen zum Auto starten konnten“.

Im Rennen lief es für die Truppe weitaus besser als in den Einheiten zuvor. Mücke und Turner profitierten vom vorzeitigen Rennende und bugsierten sich letzten Endes noch auf den Bronzerang. Zwar glückte der Sieg im Heimspiel nicht, aber angesichts des desaströsen Auftretens im Training ein Achtungserfolg für den Rennstall. „Der Start des Rennens war gut, wir konnten mit den Ferrari mithalten, aber Porsche was zu schnell für uns. Das Team hat eine gute Strategie gewählt, doch als der Regen einsetzte war kein Platz für Fehler“, resümiert Werksfahrer Turner das Rennen. Auch mit dem Bronzerang zeigte sich der Aston-Martin-Pilot zufrieden. „Platz drei ist mehr als wir uns am Anfang des Tages erhofft haben.“

Der zweite Sportwagen der Briten landete auf dem letzten Platz in der GTE-Pro. Jedoch rechnete sich die Equipe des Bamboo-Vantage nicht allzu viele Chancen auf ein besseres Ergebnis aus. „Wir sind ohne Erwartungen angereist“, sagte Pilot Darryl O’Young. „Es war unser erstes Rennen in der Weltmeisterschaft und wir sind gekommen um uns zu entwickeln und zu lernen.“ Doch mit dem Lernprozess zeigte sich O’Young zum Ende des Wochenendes dennoch zufrieden. „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Prozess und wir haben als Team gut harmoniert.“

Triumphzug von Aston Martin in der GTE-Am-Kategorie

In der GTE-Am-Wertung heimste der britische Konstrukteur hingegen beide Spitzenpositionen ein. Die Fahrt der beiden Vantage V8 GTE glich einem Triumphzug durch die Grafschaft Northamptonshire. Der Dänen-Express von Kristian Poulsen, Dadiv Heinemeier Hansson und Nicki Thiim siegte vor den Stallgefährten. Das Young-Driver-Trio setzte sich rund acht Sekunden vor dem Schwesternauto durch, welches von Paul Dalla Lana, Pedro Lamy und Christoffer Nygaard pilotiert wurde.

„Wir kehrten in die Langstrecken-WM mit einem gänzlich verändertem Team zurück: Neue Teamkollegen und ein neuer Ingenieur. Meine Teamkollegen haben eine gute Leistung gezeigt und die Zusammenarbeit zwischen uns lief fantastisch“, sagte ein euphorischer Nicki Thiim. „Kristian und David machten ein starkes Rennen, besonders ab dem einsetzenden Regen.“

Die letzte Stufe des Stockerls erklomm die Abordnung von AF Corse. Stephen Wyatt, Michele Rugolo und Sam Bird mit einem Rückstand von einer Runde. Die Stallgefährten Luis Perez-Companc, Marco Cioci und Mirko Venturi erlebten indes eine Schrecksekunde. Währens eines Boxenstopps ging der italienische Sportwagen in Flammen auf. Zwar gelang es der Mannschaft das Feuer rasch zu löschen, doch durch diesen Zwischenfall heimste sich das Trio einen enormen Rückstand ein. Am Ende schaffte es der zweite AF Corse-Ferrari auf Platz sechs in der GTE-Am-Division.