Insolvenz: Scheitert der Verkauf des Nürburgrings?

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Capricorn ist augenscheinlich nicht in der Lage, die notwendigen Mittel zum Erwerb des insolventen Nürburgrings aufzubringen. Denn eine Finanzierungszusicherung der Deutschen Bank entfällt. Daher sind Nexovation und HIG Capital wieder im Gespräch, den Kaufvertrag zu übernehmen.

Misslingt der Verkauf des Nürburgrings an den Automobilzulieferer Capricorn? Nach einem Bericht der „WirtschaftsWoche“ entfalle einen Finanzierungszusicherung der Deutschen Bank, welche über fünfzig Prozent des Gesamtpreises zu zahlen gedachte. Daher ist das mittelständische Unternehmen aus Düsseldorf höchstwahrscheinlich nicht imstande, die notwendigen Mittel zum Erwerb der insolventen Rennstrecke aufzubringen.

Als Capricorn im März nach dem Investorenprozess den Zuschlag erhielt, sicherten die Insolvenzverwalter Thomas Schmidt und Jens Lieser zu, die Deutsche Bank zahle 45 der 77 Millionen Euro. Die Bestätigung des in Frankfurt am Main ansässige Kreditinstitut sei „banküblich und valide“ vermerkte der Gläubigerausschuss im Protokoll – augenscheinlich eine Fehleinschätzung.

Überdies vermag Capricorn offensichtlich nicht einmal die fünfzehn Millionen Euro Eigenkapital aufzuwenden, welche das Unternehmen in drei Teilbeträgen zahlen sollte. Da Capricorn bereits die zweite Ratenzahlung aussetzte, räumten die Insolvenzverwalter einen Aufschub von drei Monaten ein. Die Konsequenz: Capricorn-Chef Robertino Wild kommt für die acht Prozent Verzugszinsen selbst auf. Den Gläubigerausschluss setzten die Beteiligten darüber nicht in Kenntnis.

Insolvenzverwalter nehmen Gespräche mit Nexovation und HIG wieder auf

Nach Informationen der „WirtschaftsWoche“ stehen die Insolvenzverwalter im Hintergrund bereits mit alternativen Käufern im Dialog, die zu Jahresbeginn aus dem Bieterverfahren ausschieden. Demnach fand letzte Woche in Berlin ein Treffen mit dem US-Technologieunternehmen Nexovation statt. Auch mit der Investmentgesellschaft HIG Capital führte Sachwalter Lieser am Montag in London ein Gespräch. 

Derweil hat die EU-Kommission am Mittwochvormittag die Resultate ihres Beihilfeverfahrens veröffentlicht. Demnach geht aus der Prüfung hervor: Die staatlichen Finanzhilfen aus Mainz – in Höhe von ungefähr einer halben Milliarde Euro – verstießen gegen die EU-Richtlinien. Damit habe die rheinland-pfälzische Regierung den ehemaligen Betreibern einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Allerdings muss Capricorn die illegalen Beihilfen nicht zurückzahlen.

Der Verkaufsprozess der insolventen Rennstrecke sei wiederum europarechtkonform verlaufen. Sowohl HIG Capital und Nexovation als auch der ADAC und die Bürgerinitiative „Ja zum Nürburgring“ bezichtigten die Insolvenzverwalter der Diskriminierung, weil sie deren Offerte nicht berücksichtigten, und reichten daher eine Beschwerde bei der EU-Kommission ein. Die Antwort aus Brüssel: Das Verfahren sei „transparent, offen, diskriminierungsfrei und bedingungsfrei“ gewesen.