Nürburgring: Capricorn erwirbt insolvente Rennstrecke

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Automobilzulieferer Capricorn hat den Zuschlag im Investorenprozess um den Nürburgring erhalten. Folglich erwirbt das Düsseldorfer Unternehmen die insolvente Rennstrecke. Ehe der Kaufvertrag in Kraft tritt, prüft die EU-Kommission, ob beim Projekt „Nürburgring 2009“ illegale Beihilfen geflossen sind.

Die Insolvenzverwalter des Nürburgrings haben bekannt gegeben, dem Automobilzulieferer Capricorn den Zuschlag im Investorenprozess zu erteilen. Sanierungsgeschäftsführer Thomas Schmidt und Sachwalter Jens Lieser bestätigten die Entscheidung auf einer Pressekonferenz. Somit erwirbt das mittelständische Unternehmen aus Düsseldorf sämtliche Vermögenswerte des Rundkurses in der Eifel. 

Zuletzt drang die Nachricht an die Öffentlichkeit, HIG Capital erstehe die Rennstrecke. Die Investmentgesellschaft mit Sitzt in Miami hatte daher bereits sechs Gesellschaften im Handelsregister eintragen lassen. „Dem Gläubigerausschuss lagen zwei sehr gute Angebot vor, und er hat sich letztlich für da Angebot mit dem höchsten Kaufpreis und einer guten Perspektive für die Region entschieden“, rechtfertigt Sachverwalter Lieser die Absage. 

Die Nürburgring GmbH, welche bislang zu neunzig Prozent dem Land Rheinland-Pfalz und zu zehn Prozent dem Landkreis Ahrweiler gehörte, war seit Juli 2012 zahlungsunfähig. Daher fasste das Kabinett um den ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck den Entschluss, ein Insolvenzverfahren einzuleiten. Im Mai des letzten Jahres begann schließlich das Bieterverfahren. Die neu gegründete Capricorn Nürburgring GmbH übernimmt die Geschäft schließlich im Januar.

EU-Kommission prüft Zahlung womöglich illegaler Beihilfen

Gegenwärtig prüft die Europäische Kommission allerdings noch, ob beim Bau der Erlebniswelt und der Hotelanlage womöglich illegale Beihilfen geflossen sind. Solange kein Bescheid vorliegt, besitzt der Kaufvertrag daher keine Gültigkeit. Der ADAC und die Bürgerinitiative „Ja zum Nürburgring“ hatten zuvor eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt, da der Verkauf gegen das Beihilferecht verstoße. Denn der Eigentümer profitiere von den Steuergeldern für die Verwirklichung des Projektes „Nürburgring 2009“, ohne jedoch die Altlasten der Politik zu tragen. 

Als künftiger Besitzer des insolventen Nürburgrings plant Capricorn, sowohl die Motorsportaktivitäten als auch die Touristenfahrten in Zukunft fortzusetzen. Ebenso steht die Rennstrecke nach wie vor zu Testzwecken und für Musikveranstaltungen zur Verfügung. Darüber hinaus betreibt der neue Eigentümer weiterhin die Hotels und Ferienressorts, gedenkt jedoch, die Ring-Achterbahn, welche nie genutzt wurde, abzureißen. Die Ring-Card wird wiederum abgeschafft.

Neben der bisherigen Geschäfte hat Capricorn überdies ein zusätzliches Konzept erarbeitet. Mit der Intention, weitere Arbeitsplätze am Nürburgring zu schaffen, errichtet das Unternehmen ein Automobil-Technik-Cluster. Zur Realisierung dieser Idee investiert Capricorn ein Viertel seines Budgets. Insgesamt umfasst das Transaktionsvolumen über hundert Millionen Euro. „Wir können jetzt nach vorne blicken, haben Klarheit und eine Perspektive“ kommentiert Sanierungsgeschäftsführer Schmidt.