Prototypen: Wie entsteht eigentlich ein LMP-Rennwagen?

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Onroak und Exa haben den JS P3 ausgiebig virtuell getestet | © Exa Corporation

Am Anfang liegt ein weißes Blatt Papier, am Ende steht ein Rennwagen unter dem Siegerpodest. Doch was passiert dazwischen? SportsCar-Info hat bei der Exa Corporation nachgefragt und erfahren, wie ein LMP-Rennwagen entwickelt wird. Die Erkenntnis: Selbst ein LMP3-Prototyp hilft die Entwicklung eines VW Golf zu optimieren.

Die LMP-Klassen haben sich zweifelsohne zu hochtechnisierten Kategorien entwickelt. Allen voran geht die LMP1-Klasse mit den wohl komplexesten Rennwagen, die jemals in den Wettbewerb geschickt wurden. Allerdings braucht es selbst zur Entwicklung eines LMP3 ein großes Know-How. Die Klasse wurde im vergangenen Jahr in der ELMS eingeführt und erlebt in dieser Saison einen enormen Boom.

Fast alle Rennwagen stammen aus der Manufaktur von Onroak Automotive – bereits mehr als fünfzig Chassis hat der französische Hersteller, der unter dem Markennamen Ligier agiert, bereits hergestellt. Der Ligier JS P3 ist der kleine Bruder des JS P2, der im vergangenen Jahr die LMP2-Klasse der Langstrecken-WM und zudem die 24 Stunden von Daytona und die Zwölf Stunden von Sebring in diesem Jahr gewonnen hat.

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Der LMP3-Rennwagen wurde mithilfe einer Simulationssoftware der Firma Exa Corporation aus den USA getestet und optimiert, bevor er überhaupt das erste Mal auf die Strecke kam. Die Reduzierung an Tests und Revisionen am fertigen Fahrzeug kann die Entwicklungskosten und damit auch den späteren Kaufpreis senken. Frédéric Gille, Technical & Business Development Western Europe bei Exa, hat SportsCar-Info Rede und Antwort gestanden und über die Entwicklung des JS P3 berichtet.

Erfahrungen vom Peugeot 908 HDi

Begonnen wurde die Zusammenarbeit der beiden Firmen Onroak und Exa durch ein erstes Projekt am bereits bestehenden LMP2-Fahrzeug: „Im Juni 2015 haben wir dann angefangen, mit Onroak zusammenzuarbeiten. Zuerst stand ein Proof of Concept anhand des aktuellen LMP2 Fahrzeuges. Wir lieferten die ersten Ergebnisse bereits Anfang Juli und diese deckten sich sehr gut mit den Ergebnissen der physischen Tests auf der Rennstrecke.“

„Diese erste Studie zeigte also, dass wir in der Lage waren, Simulationen schnell und mit extrem hoher Genauigkeit durchzuführen. Nach diesem ersten kleineren Projekt fiel dann die Entscheidung, an einem komplett neuen Projekt zusammenzuarbeiten. Dem neuen JS P3 LMP3-Fahrzeug“, so Gille. Zuvor wirkte die US-Softwarefirma bereits am LMP1-Projekt von Peugeot mit.

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Die gemeinsame Arbeit war mit diversen Schwierigkeiten gespickt. Durch die räumliche Entfernung zwischen den USA und Frankreich musste der Großteil der Arbeit virtuell durchgeführt werden. Dies bedeutet, die Projektmitarbeiter befinden sich an verschiedenen Standorten und arbeiten nur durch elektronische Kommunikationsplattformen miteinander.

Gille: „Es gab aber gerade zu wichtigen Meilensteinen auch Vor-Ort-Termine, in denen wir uns zusammengesetzt haben. Für die tägliche Zusammenarbeit haben wir ExaCLOUD als Simulationsplattform genutzt. Das hat uns erlaubt, Inhalte und Ergebnisse online und immer aktuell mit Onroak zu teilen.“

„Bei diesem Projekt haben wir an keinen realen Windtunnel-Tests teilgenommen. Dies steht aber für 2016 auf dem Plan, um unsere Zusammenarbeit auszubauen und weiter zu verbessern. Dies wird uns vor allem helfen, noch besser auf die Anforderungen von Onroak eingehen zu können. Wie müssen beispielsweise Tests vorbereitet werden und wie können Simulationen in Zukunft helfen, die Entwicklungszeit und den Kostenaufwand weiter zu verringern“, skizziert der Franzose die weitere Zusammenarbeit.