Spa 24: Bentley demonstriert Standfestigkeit bei Feuerprobe

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Dem Anspruch des Favoriten genügte Bentley schlussendlich nicht. Dennoch demonstrierte der britische Konstrukteur Standfestigkeit und sportliche Moral bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Nach den Eskapaden der Feuertaufe in den Ardennen belegte M-Sport die Ränge dreizehn und siebzehn.

Seine eilfertig zugewiesene Favoritenstellung behauptete Bentley bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps letzten Endes nicht. Gleichwohl demonstrierte der Traditionshersteller bei seiner Feuertraufe im Ardenner Wald Standfestigkeit und sportliche Moral. Obwohl M-Sport in der tumultuarischen Anfangsphase Unwägbarkeiten zum Opfer fiel, erreichte der Rennstall bei seinem Renndebüt über die Distanz von einem Tag mit beiden Continental-Sportwagen das Ziel.

Im Endklassement belegte Bentley die Gesamtpositionen dreizehn und siebzehn. Ingenieure Rolf Frech formuliert daher ein positives Resümee. „Schließlich war es das erste Mal, dass ein Continental GT3 solch extreme Rennbedingungen bewältigen musste“, meint der Techniker. „Mit beiden Fahrzeugen das Rennen erfolgreich zu beenden, ist der Verdienst der Fähigkeiten und des Mannschaftsgeists, den Bentley Motorsport gezeigt hat.“

Beim Super-Pole-Einzelzeitfahren am Vorabend der GT3-Kraftprobe hatte sich das favorisierte Bentley-Trio Guy Smith, Andrew Meyrick und Steven Kane, das bei den BES-Läufen in Silverstone und Le Castellet triumphierte, für den sechsten Startrang qualifiziert. Die Differenz zu Klassenprimus Audi betrug lediglich 383 Tausendstel einer Sekunde. Die Stallgefährten Antoine Lèclerc, Jérôme d’Ambrosio und Duncan Tappy sortierten sich dagegen im Mittelfeld ein.

Reifen- und Bremsprobleme erschweren Anfangsphase

Zu Beginn der Wettfahrt in den Ardennen haderte Bentley hingegen mit der Reifentemperatur – die vorderen Pneus drohten zu überhitzen. Nichtsdestoweniger verteidigte Startfahrer Smith wacker den neunten Platz und übergab das Steuer nach seiner Schicht an Kollege Meyrick. Als die Verantwortlichen sodann die ersten Safety-Car-Phase anordneten, steuerte der M-Sport-Pilot wegen Bremsproblemen außerplanmäßig die Box an. 

Die Techniker orteten den Fehler umgehend: eine defekte Bremsleitung verursachte das Problem, welche offenbar durch ein Trümmerteil auf der Strecke beschädigt wurde. Derweil wurde das Schwesterfahrzeug während der zweiten Umrundung des Circuit de Spa-Francorchamps in eine Kollision verwickelt, woraufhin die Bentley Boys mit der Bezifferung acht einen viertelstündigen Reparaturstopp einlegen mussten.

Hinfort schickte sich das Bentley-Ensemble an, nach dem holprigen Start die eingebüßten Positionen zurückzuerobern. „Sowohl unserem als auch den Wagen mit der Startnummer acht war das Glück in den beiden Anfangsstunden nicht hold“, fasst Smith zusammen, dessen Truppe bis zum Morgengrauen über dreißig Konkurrenten überholte. „Aber wir machten uns über Nacht an die Arbeit und zeigten die Geschwindigkeit unseres Bentleys über die Distanz.“

Smith: „Continental GT3 ist ein würdiges Bentley-Rennfahrzeug“

Jedoch gerieten die Bentley Boy Smith, Meyrick und Kane am Sonntagmittag abermals in Schwierigkeiten. Ein beschädigter Frontsplitter sowie eine Reifenpanne zwangen die britische Equipe zu zwei zusätzlichen Boxenbesuchen. „Dies war zwar ein hartes Rennen war, aber ich bin trotzdem stolz auf das, was wir hier dieses Wochenende erreicht haben“, bilanziert Smith nach der strapaziösen Schlussphase im Hohen Venn. 

Somit hat M-Sport dem Bentley Continental GT3 den Endurance-Ritterschlag erteilt. „Obwohl wir Langstrecken-Testfahrten unternahmen, waren wir nicht in der Lage, authentische Rennbedingungen zu simulieren“, betont Smith außerdem. „Daher war dies nun die Bewährungsprobe unseres GT3-Fahrzeuges. Ich denke, wir haben bewiesen, dass der Continental GT3 ein würdiges Bentley-Rennfahrzeug ist.“

Bentley Boys wahren BES-Titelchancen

Indes fuhren Lèclerc, d’Ambrosio und Tappy mit dem Schwesterfahrzeug ohne weitere Vorkommnisse der Zielflagge entgegen. „Als ich bei diesem Rennen antrat, war ich aufgeregt und nervös zugleich“, gesteht d’Ambrosio anschließend. „Diese Art von Langstrecken-Veranstaltungen ist vollkommen neu für mich. Ich bin vor diesem Wochenende noch nie ein Rennen bei Nacht gefahren. Der Rennstall, die Fahrzeuge und meine befreundeten Fahrer waren allerdings großartig.“ 

Angesichts dieser Konstellation zieht der ehemalige Formel-1-Fahrer ein entsprechendes Fazit nach der 24-Stunden-Premiere in Spa-Francorchamps. „Obwohl es eine Menge gibt, was wir verbessern können, verlassen wir Spa in dem Wissen, über ein angemessenes Endurance-Fahrzeug zu verfügen“, urteilt d’Ambrosio nach dem Überqueren der Ziellinie. „In meinem Heimatland mit Bentley ein Rennen zu bestreiten, war überwältigend.“

Überdies haben Smith, Meyrick und Kane ihre BES-Titelchancen gewahrt. „Die letzte Runde der Blancpain Endurance Series findet auf dem Nürburgring statt“, erinnert Ingenieur Fech. „Und die Fahrer der Startnummer sieben befinden sich noch im Wettbewerb um die Fahrermeisterschaft, was ein fantastischer Erfolg in unserem ersten Jahr wäre. Dies ist ein neuer Rennstall, und die Leistung von jedermann – vom Fahrer über den Renningenieur bis hin zum Mechaniker – war extrem ermutigend.“