Le Mans: Audi siegt in Krimi-Drama

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Audi hat beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans einen unerwarteten Doppelsieg eingefahren. Andrè Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer siegten vor ihren Stallgefährten Lucas di Grassi, Tom Kristensen und Loïc Duval sowie dem Toyota mit Anthony Davidson, Nicolas Lapierre und Sébastien Buemi.

Nach zahlreichen Wendungen standen am Ende wieder zwei Audi auf den obersten Stufen des Treppchens. Zwar hatte Toyota lange das Geschehen an der Spitze dominiert und alles deutete auf den ersten Sieg der Japaner in Le Mans hin aber ein Kabelbrand legte den Kölner Hybrid-Renner in den Morgenstunden außer Betrieb. Danach entwickelte sich ein Thriller zwischen den Konzern-Schwestern Audi und Porsche mit dem besseren Ende für die Ingolstädter Abordnung.

Die 82. Auflage der 24 Stunden von Le Mans bot alles, was das Langstreckenherz begehrt. Unzählige Wendungen brachten immer wieder Wagen zurück ins Spiel, die zuvor ins Hintertreffen geraten waren. Abgesehen von einem Folgenschweren Regenschauer in der Anfangsphase des Rennens hielt sich aber der Wettergott aus den Entscheidungen heraus.

Hektische und dramatische Anfangsphase

Als sich in der Startphase an der Spitze des Rennens gerade ein Dreikampf der beteiligten Hersteller entwickelt hatte, wirbelte ein Regenschauer das Klassement durcheinander. Prominentestes Opfer: Der Audi mit Filipe Albuquerque, Marco Bonanomi und Oliver Jarvis wurde in einer Situation von der Strecke geschossen, in der mehrere Teilnehmer die Kontrolle über ihrer Renngeräte verloren.

Während Anthony Davidson, Nicolas Lapierre und Sébastien Buemi, die ebenfalls involviert waren, das Rennen mit Rückstand fortsetzen konnten, war die Ausfahrt des Audi mit der Nummer drei frühzeitig beendet. Als sich die Turbolenzen nach weiteren Regenfällen etwas gelegt hatten, übernahmen Alexander Wurz, Stéphane Sarrazin und Kazuki Nakajima im Toyota die Kontrolle. Dahinter balgten sich Audi und Porsche um die Plätze.

In der Nacht hatte Audi zunächst Silber und Bronze gefestigt, Porsche konnte den Druck aber aufrecht erhalten. Wurz, Sarrazin und Nakajima im führenden Toyota schienen aber außer Reichweite. Die Kölner Truppe kontrollierte das Tempo an der Spitze und konterte die Angriffe der Verfolger geschickt mit schnellen Runden auf Abruf.

Erste Dramen in der Nacht

Bei Rennhalbzeit eröffnete Audi den Reigen der Zwischenfälle. Die Nummer eins der Ingolstädter musste einen Reparaturstopp in der Garage einlegen und Timo Bernhard klatschte im Porsche dankend ab. Wieder waren alle drei Hersteller auf den Podiumsrängen vertreten. Toyota führte souverän vor Audi und Porsche. In dieser Konstellation rannten die Protagonisten in die Morgendämmerung.

Dann der Schock bei Toyota. Ein Kabelbrand setzte die Nummer sieben im Bereich Indianapolis außer Gefecht. Nakajima versuchte zwar noch an Ort und Stelle den Schaden unter Anleitung seiner Mechaniker zu beheben, aber alle Mühe war vergebens. In der Toyota-Geschichte des Pechs in Le Mans war das nächste Kapitel geschrieben.

Zur Frühstückszeit  hatten die Audianer einer Doppelführung gefestigt und bei Porsche bereitete man sich schon mal vorsichtig auf Feierlichkeiten über einen Podest-Rang vor. Doch das 82. 24-Stunden-Rennen an der Sarthe entpuppte sich weiterhin als nervenzehrender Krimi. Kurz vor dem Mittagessen verweigerten direkt nacheinander die Turbolader der beiden führenden Ringträger ihren Dienst. Plötzlich führte der Porsche mit Mark Webber, Timo Bernhard und Brendon Hartley. War das die Sensation?

Mitnichten. Auch die Wiederkehrer hatten kein gutes Bündnis mit dem Defektteufel. Zwei Stunden vor dem Renn-Ende rollte der ex-Red-Bull-Formel1-Pilot Webber in langsamer Fahrt über die Hunaudières-Gerade. In der Box angekommen, diagnostizierten die Porsche-Techniker der Nummer 20 einen Motorschaden. Wieder war der Führende aus dem Rennen.

Zuvor hatte Andrè Lotterer in einem Fünffachstint den Rückstand zusammengebolzt und die Porsche-Truppe an der Spitze fortwährend unter Druck gesetzt. Das war am Ende der Schlüssel zum Sieg. Der turbulente Rennverlauf spülte den Toyota Nummer acht mit Davidson, Lapierre und Buemi auf den Bronzerang. Ob der verpassten Chance auf den Gesamtsieg war man aber bei der Kölner Truppe hin und her gerissen zwischen Freud und Leid. Auf dem vierten Platz sorgten Nicolas Prost, Dominik Kraihamer und Andrea Belicchi im Rebellion R-One für eine kleine Sensation. Porsche hingegen ging bei der Rückkehr an die Sarthe nach einem für viele überraschend starken Auftritt leer aus.