Wolfgang Hatz: „Das nicht zuzugeben, hieße Le Mans zu verkennen“

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Wolfgang Hatz bezeichnet die diesjährige WM-Saison als „Lernjahr“ für Porsche. Daher senkt der Entwicklungs- und Forschungsvorstand die Erwartungen für die Rückkehr nach Le Mans. Es sei ein Erfolg, mit einem der Hybrid-Sportwagen das Ziel zu erreichen. Außerdem begründet er die Entscheidung gegen die Formel 1.

Traditionshersteller Porsche bereitet seine Rückkunft nach Le Mans. Nach sechzehn Jahren Absenz tritt der Konstrukteur aus Stuttgart-Zuffenhausen wieder werksseitig in der Spitzenklasse des Langstreckensports an. Dennoch senkt Entwicklungs- und Forschungsvorstand Wolfgang Hatz die Erwartungen an die Wiederkehr an die Sarthe. Vielmehr sei eine Zielankunft angesichts der fehlenden Erfahrungswerte als Erfolg zu verbuchen.

Obwohl Porsche bei den Wertungsläufen der Langstrecken-WM in Silverstone und Spa-Francorchamps bereits das Potenzial des 919-Hybrid-Prototyps demonstrierte, schränkt Hatz die Zielsetzungen für das Le-Mans-Programm ein. „2014 ist ein Lehrjahr“, kehrt Hatz die Haltung der Werksmannschaft in einem Kommuniqué hervor. „Das nicht zuzugeben, hieße Le Mans zu verkennen.“ Nichtsdestotrotz vergegenwärtigt er das Potenzial des zwittrigen Sportwagens.

Insbesondere in den Ardennen brillierte die Weissacher Truppe. „Der Porsche 919 Hybrid hat in Spa-Francorchamps mit der Poleposition und der schnellsten Runde des Wochenendes eindrucksvoll gezeigt, dass der Speed da ist“, fügt Hatz hinzu. „Unsere Mitbewerber wissen, mit uns ist zu rechnen. Aber der 919 Hybrid hat noch keine komplette Le-Mans-Distanz unter Rennbedingungen durchgehalten.“ 

Zumal Porsche bis dato mit der Zuverlässigkeit haderte. Sowohl beim Saisonauftakt in Silverstone als auch bei der Begegnung in Spa-Francorchamps fiel jeweils ein Hybrid-Renner Kinderkrankheiten zum Opfer. „Insofern wäre es ein Erfolg, wenn wir einen LMP1 durchbringen“, deklariert Hatz die Ambitionen für den Einsatz in der Region Pays de la Loire. „Es mit beiden zu schaffen, wäre super.“

Hatz: „Porsche gehört zu Le Mans, und Le Mans gehört zu Porsche“

Überdies offenbart Hatz die Gründe, warum Porsche die Entscheidung zugunsten der Sportwagen-Branche anstatt der Formel 1 getroffen hat. „Die Optionen dafür sind überschaubar“, erläutert Hatz. „Es gibt die Formel 1, und es gibt die WEC mit Le Mans. Ein wesentliches Entscheidungskriterium war der Wunsch, das Projekt eigenständig bei Porsche anzusiedeln, damit das Knowhow im Haus erarbeitet wird und bleibt.“ 

Ebenso verweist Hatz auf die Historie der Marke Porsche. „Porsche gehört zu Le Mans, und Le Mans gehört zu Porsche. Das passt“, vermeint der Entwicklungs- und Forschungsvorstand. „Aber aus Nostalgie tätigt man keine solchen Investitionen, sie müssen auf die Zukunft einzahlen. Soweit ich mich entsinnen kann, gab es nie ein Reglement, das den Ingenieuren so viel Freiheit gegeben und so viel Innovationskraft abverlangt hat.“ 

Derweil nennt Hatz für den Start in der GTE-Pro-Kategorie dagegen andere Ziele. „Es wäre grandios, wenn die GT-Mannschaft an den Vorjahreserfolg anknüpfen könnte“, formuliert er seine Kampfansage. „Allerdings wird das buchstäblich schwerer, weil wir per Reglement Gewicht zuladen mussten. Das Porsche Team Manthey um Hartmut Kristen verfügt über große Erfahrung, das kann in Le Mans entscheiden.“ 

Bereits an diesem Wochenende ermöglicht der traditionelle Le-Mans-Testtag den Rennställen, ihre Fahrzeuge für die Bedingungen auf dem Circuit de la Sarthe vorzubereiten. Zugleich ermöglicht die Probefahrt Porsche sowie den anderen Herstellern Audi und Toyota eine erste Gegenüberstellung auf dem Hochgeschwindigkeitskurs im Nordwesten Frankreichs. Den Protagonisten stehen am Sonntag zwei Sitzungen à vier Stunden zur Verfügung.