GT Masters: Rückkehr des Gallardo-Kampfstieres?

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Kehrt Lamborghini zurück ins GT Masters? Reiter Engineering setzt im nächsten Jahr voraussichtlich einen Gallardo ein. Die Markenkollegen von Grasser Racing absolvieren dagegen nur einen Gaststart. Derweil knüpft Leipert Motorsport seine Wiederkehr an eine Bedingung: konkurrenzfähige Reifen.

Seit der vergangenen Saison ist die Anzahl exotischer Sportwagen im ADAC GT Masters rückläufig. Stattdessen dominiert das deutsche Herstellerquartett nebst der Corvette-Delegation Callaway Competition das Teilnehmerfeld. Dieser Tage veröffentlichten die Veranstalter allerdings eine Liste mit Fahrzeugen, deren Einsatzmannschaften vorzeitig eine permanenten Nennung eingereicht haben – darunter ein Lamborghini Gallardo. 

Nachdem sich Leipert Motorsport im Juli als letzter Lamborghini-Rennstall aus dem Wettbewerb zurückgezogen hat, engagiert sich Reiter Engineering voraussichtlich künftig selbst als Werksmannschaft in der deutschen GT-Meisterschaft. „Wir müssen aber die nächsten drei Wochen noch ein paar Details fixieren, dann kann ich mehr sagen“, verriet Hans Reiter gegenüber SportsCar-Info, was das Vorhaben seiner Equipe betrifft. 

Das Gespann aus Kirchanschöring hatte sein GT-Masters-Programm im letzten Jahr gleichermaßen eingestellt, weil der Gallardo-Kampfstier nach anfänglichen Unstimmigkeiten mit Balance-of-Performance-Einstufung obendrein mit den Reifen haderte. Aus dem selben Grund beendeten schließlich auch die Markenkollegen von Grasser Racing ihr Programm. Leipert Motorsport bestritt noch die Hälfte der zurückliegenden Saison, ehe die letzte Lamborghini-Abordnung ausstieg.

Grasser Racing plant Gaststart beim Heimspiel

Zuletzt wagte jedoch Grasser Racing beim Heimspiel auf dem ehemaligen Österreichring einen Gaststart und zog eine positive Bilanz. Die Rundenzeiten des Lamborghini Gallardos bewegten sich auf einem konkurrenzfähigem Level, weshalb Harald Proczyk und Gerhard Tweraser in der Qualifikation unter die besten Zehn fuhren. Im Rennen war dem Duo das Glück jedoch nicht hold: Ausfall in beiden Durchläufen.

Nichtsdestotrotz bescheinigte Teamchef Grasser, Yokohama habe mit den Pneus Fortschritte erzielt. „Ich möchte ausdrücklich sagen, dass es weder an der Streckentemperatur, noch am Reifen liegt“, unterstreicht Grasser. „Der 2013er-Reifen ist definitiv okay, der Lambo ist mindestens auf Audi-Niveau.“ Nichtsdestoweniger verzichtet die Mannschaft aus Knittelfeld im nächsten Jahr auf eine Saisonnennung, obwohl der ADAC angefragt habe. Beim Heimspiel absolviert Grasser allerdings wieder einen Gaststart. 

Stattdessen plant der österreichische Rennstall neuerlich ein Programm in der SRO-GT-Sprintserie. „Wir sind mit der SRO sehr glücklich“, erklärt Grasser gegenüber SportsCar-Info. „Zwei Autos sind fix in der Blancpain GT Sprint. Das macht mehr Sinn.“ In der abgelaufenen Saison errang Grasser Racing mit Proczyk und Dominik Baumann den FIA-GT-Vizetital in der Pro-Am-Wertung. Im Circuit Park Zandvoort glückte ein Klassensieg.

Leipert Motorsport knüpft eine möglich Rückkehr dagegen an eine Bedingung: konkurrenzfähige Reifen für den Lamborghini Gallardo. „Leipert Motorsport wird definitiv erst ins GT Masters zurückkehren, wenn die Reifenproblematik mit Yokohama gelöst ist“, erklärte Pressesprecherin Martina Leipert gegenüber SportsCar-Info. „Das wissen ADAC und Yokohama auch. Man hatte uns zugesagt, dass das Problem für die Saison 2014 gelöst werden soll.?Passiert ist derzeit noch nichts – oder besser gesagt: Man hat uns noch nicht informiert.“ 

Leipert Motorsport erwägt ebenfalls SRO-Sprint-Teilnahme

Im Gegensatz zu Grasser Racing vertritt Leipert Motorsport nach wie vor der Ansicht, der Yokohama-Einheitsreifen entspreche nicht den Anforderungen, um mit dem Gallardo „vernünftige Zeiten“ fahren zu können. „Besser zurechtgekommen: ja“, räumt Leipert ein. „Gut zurechtgekommen? Nein.“ Zudem hat die Mannschaft aus Wegberg infolge intensiver Analysen eine Stellungnahme beim ADAC eingereicht, woraufhin die Regelhüter dem Lamborghini wenigstens eine höhere Fahrhöhe zugestand. 

Die Anpassung erzielte jedoch nicht den gewünschten Effekt. Denn unter anderem bereitete die Temperatur der Pneus dem Lamborghini-Rennstall weiterhin Schwierigkeiten. „Die Angleichung der Fahrhöhe ergab eine Steigerung, aber leider keine merkliche Steigerung“, konstatiert Leipert. „Die Yokohama-Reifen kommen auf der Vorderachse definitiv immer noch nicht auf Temperatur. Das ist leider die Krux an der Sache.“

Als alternatives Betätigungsfeld hat Leipert Motorsport daher ebenfalls die SRO-Sprintserie ins Auge gefasst. „Denkbar in Verbindung mit der BES“, fügt Leipert hinzu und schließt auch ein Programm in weiteren Championaten nicht aus. „Die GT Open ist sicher auch ein Thema, da muss man mal schauen, wie sich die Einsätze vereinbaren lassen.“ Das Engagement in der Lamborghini Blancpain Super Trofeo sei dagegen gesichert.

Als Einsatzfahrzeug wird auch in Zukunft ein Lamborghini fungieren. „Wir sind immer kooperativ, wir werden das Fabrikat nicht wechseln, nur weil der japanische Reifenhersteller Yokohama sowie der ADAC es nicht auf die Reihe kriegen, einen vernünftigen Reifen für alle Fahrzeughersteller auf die Beine zu stellen“, betont Leipert die Absicht, dem Kampfstier treu zu bleiben. „Alle anderen – Dunlop, Michelin, Kumho et cetera – haben damit kein Problem.“

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