VLN: Wann fällt die Acht-Minuten-Marke?

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Beim letzten VLN-Lauf fuhr Frank Stippler in der zweiten Rennrunde mit einer 8:03,113 Minuten einen neuen Rundenrekord auf der Kombination aus Nordschleife und Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke. Ist die Zeitenjagd auf die Acht-Minuten-Marke eröffnet?

Die Rundenzeiten auf der Nordschleife purzeln in Richtung der Acht-Minuten-Marke. Womöglich war Frank Stipplers Rekord nur der Anfang einer Rekordjagd. Am selben Tag hatte Norbert Siedler im Training bereits eine 8:03,632 Minuten in den Eifel-Asphalt gebrannt. Noch nie waren die Vorzeichen für eine Rekordjagd auf der Nordschleife so günstig. Dabei haben die üblichen Verdächtigen noch gar nicht in das Geschehen eingegriffen.

Vor einiger Zeit wurde einmal die Devise ausgegeben, die Rundenzeiten auf der VLN-Variante sollten sich in einem Bereich von ungefähr 8:30 Minuten einpendeln. Nach der Einführung der GT3/SP9-Klasse war die VLN aber zu keinem Zeitpunkt auch nur in der Nähe dieser Marke. Lediglich das Pokern und die gedämpfte Fahrweise bei den Läufen vor dem 24-Stunden-Rennen halten die Abstände zum vorgegebenen Ziel in einem erträglichen Rahmen.

Nach dem alljährlichen Großereignis aber könnte man glauben, die Hunde seien von der Leine. So auch am vergangenen Samstag. Gut, Siedler gilt als Ausnahme-Könner am Elfer-Volant; Stippler ist ausgewiesener Nordschleifen-Spezialist und ein anerkannter Könner auf dem Eifel-Rundkurs. Wie in jedem Winter wurde auch diesmal in der kalten Jahreszeit an einigen Stellen der Asphalt-Belag erneuert, die Strecke dadurch immer schneller. Aber wird sie dadurch auch sicherer?

Wenn sich einmal Highspeed-Junkies vom Schlage eines Uwe Alzen oder Marc Lieb in die Rekordjagd einklinken, ist das Fallen der Acht-Minuten-Marke nur noch eine Frage der Zeit. Andere, junge wilde Fahrer, lauern bereits im Hintergrundauf die große Chance, ihre Namen in der Grünen Hölle zu verewigen. Die Vielfalt und Chancengeichheit in der GT3-Kategorie bieten den optimalen Rahmen für die Jagd.

Überhaupt scheint die Verkürzung der Rundenzeiten ein GT3-Phänomen. Die schnellsten Serienwagen der Klasse V6 und die beliebten Zwei-Liter-Turbos der SP3T bewegen sich in etwa auf dem Niveau der Vorjahreszeiten. Die schnelle Raeder-Truppe im Audi TT-RS, dieses Jahr in der SP3T unterwegs, konnte beispielsweise die guten Voraussetzungen am vergangenen Samstag nicht nutzen, die schnellsten Zeiten des LMS-Scirocco aus dem Vorjahr zu unterbieten.

Hier liegt eigentlich die größte Gefahr der derzeitigen Entwicklung. Die Zange zwischen schnellen und weniger schnellen Teilnehmern geht immer weiter auseinander. Selbst Uwe Alzen, der nicht gerade als Jammerlappen bekannt ist, forderte kürzlich eine Verkleinerung des Starterfeldes, um dem gestiegenen Risiko entgegenzuwirken. Sicher eine mögliche Lösung, aber auch die beste? Sicher nicht. Sie träfe eines der Markenzeichen der Langstreckenmeisterschaft.

Einheitsreifen als Lösung?

Da die GT3-Rennwagen zwar vor jeder neuen Saison ein Technik-Update bekommen, dann aber wieder per Balance of Performance etwas eingebremst werden, ist ein Großteil der Zeitenverbesserung in der Entwicklung der Reifen zu suchen. Sicher wären die gefahren Rundenzeiten mit einem Einheitsreifen besser von außen zu beherrschen. Allerdings würde die VLN so den Reifenherstellern nicht nur ihre Spielwiese nehmen, auch die Entwicklung, die auf der Nordschleife bislang im Rennbetrieb stattfindet bliebe auf der Strecke.

Ein von Stéphane Ratel in der BES-Serie seit langem geforderter Stopp der jährlichen Evolutionsstufen der Rennwagen würde das Problem zwar auch nicht lösen, zumindest aber die Entwicklung verlangsamen. Keine leichte Entscheidung für die Verantwortlichen. Man darf gespannt sein, wie in Zukunft die Weichen gestellt werden.