Morand Racing beendete die 24 Stunden von Le Mans auf LMP2-Platz fünf. Murphy Prototypes erreichte wiederum mit starkem Teamgeist das Ziel. Signatech-Alpine erhielt den ESCRA Award als Auszeichnung für die beste technische Teamassistenz. Die Bilanz der ELMS-Spitzenmannschaften.
Einmal mehr wurde die Langstrecken-Weisheit „To first finish, you have to finish first“ eindrucksvoll mit zahlreichen Unfällen, Ausfällen und unsteten Witterungsverhältnissen in dem wohl anspruchsvollsten der jüngeren Le-Mans-Geschichte bestätigt. Daher überrascht der Grundtenor aller Teams nicht: die große Herausforderung an Fahrzeug, Fahrer und Mechanikercrews war es, auf die schwierigen Witterungsverhätnisse optimal zu reagieren und einen Rhythmus nach den zahlreichen Saftey-Car-Phasen zu finden.
Die in der LMP2 gestarteten Rennställe Morand Racing, Murphy Prototypes, Jota Sport und Signatech-Alpine gaben unter den ELMS-Vertretern die beste Figur ab. Das Quartett sammelte unter diesen Bedingungen daher wichtige Informationen über das jeweils eigene Team und das Fahrzeug für die verbleibenden Einsätzen in der laufenden Saison der europäischen Le-Mans-Serie.
Morand Racing punktet mit Zuverlässigkeit
So konnte die Schweizer Mannschaft von Morand Racing das Rennen als inoffizieller Sieger unter den ELMS-Akteuern beenden. An Position vier der LMP2 hinter Jota Racing gestartet, konnte sich dieses junge Team bei seinem ersten Le-Mans-Einsatz nachts bis auf Position drei der Klasse vorarbeiten, ehe sich Franck Mailleux auf regennasser Strecke drehte und einige Plätze verlor.
Zusammen mit seinem Fahrerkollegen Olivier Lombard und der Schweizerin Natacha Gachnang brachten der Franzose seinen Morgan-Judd im unentwegten Wechsel zwischen Intermediates und Slicks schließlich auf Position zwölf im Gesamtklassement und Platz sechs der LMP2-Klasse ins Ziel. Wenngleich Mailleux bedauerte, dass das Ergebnis nicht dem Teamziel entsprach, so zeigte sich Teamleiter Benoit Morand doch sichtlich stolz.
„Unser Onroak-Dunlop-Judd-Paket ist mehr als verlässlich. […] Am Ende unseres dritten Rennens können wir sagen, in Le Mans angekommen zu sein“, jubelt Morand. Und Mailleux ergänzte schließlich: „Le Mans war für uns als Team gut, und ich denke, wir haben uns zu einer Einheit entwickelt. Dieses Gefühl werden wir nach Österreich in einigen Wochen mitnehmen.“
Mit dieser Bestplatzierung unter den ELMS-Startern und unter den Judd-Boliden haben bei Morand Racing nun also bereits die Vorbereitungen auf das nächste ELMS-Rennen auf dem Österreichring in Spielberg bei Knittelfeld am letzten Juliwochenende begonnen.
Murphy Prototypes büßt Geschwindigkeit auf Geraden ein
Weniger unfallfrei verlief es bei dem auf Position sieben der LMP2 angekommenen Teams Murphy Prototypes aus Irland. In den ersten acht Stunden kämpften die Fahrer mit Benzindruck-Problemen, durch die sie rund fünf km/h auf der Geraden und damit rund 1,5 Sekunden pro Runde auf den nächsten Boliden verloren. Außerdem kam es zu einem Zusammenstoß zwischen dem von Mark Patterson pilotierten Oreca-03-Nissan und einem Porsche-Neunelfer, welcher für Patterson im Kiesbett endete.
Diese Zwischenfälle kosteten das Gespann insgesamt 38 Plätze, welche sie in der Nacht mit konstant hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten der Fahrer und mit Rundenzeiten auf dem Niveau der Führenden LMP2-Boliden ausglichen. Darum konnten Patterson und Karun Chandhok als Schnellster der Nachtsitzung sowie sein Kollege Brendon Hartley als flottester Pilot im morgendlichen Stint ihren Nissan unter die besten Zehn der Klasse vorfahren.
Teamleiter Greg Murphy, wie auch seine Fahrer, zeigten sich dennoch unzufrieden mit der Endplatzierung. Denn sowohl die Piloten als auch das Fahrzeug hatten gezeigt, dass sie das Potential für einen Podestplatz gehabt hätten. Davon trennten sie allerdings technische Defekte und ein Unfall. Jedoch demonstrierte das Team auch, inwieweit die Beteiligten bis zum Schluss gemeinsam kämpften und das gerade in Hinsicht auf die nächsten ELMS-Rennen mehr möglich sein wird.
Jota Sport fällt technischem Defekt anheim
Das unter den ELMS-Teams favorisierte Jota-Sport-Ensemble dürfte sich nach einer guten Qualifikation mit Startposition drei der Klasse als Pechvogel unter den Startern der europäischen Endurance-Serie fühlen. Nachdem der Engländer Simon Dolan und der englische McLaren-Testpilot Oliver Turvey sowie der Deutsche Lucas Luhr im regelmäßigen Wechsel von Regen, Trockenheit und Safety-Car-Phasen ihre dritte Position immer wieder einfuhren, rollte Luhr am Sonntagmorgen mit einer defekten Aufhängung aus der Dunlop-Schikane in die Boxenstraße.
Der Zwischenfall kostete das Team wichtige zwanzig Minuten und damit die Aussicht auf einen dritten Podiumsplatz. Das Fazit des Teamleiters Sam Hignett ist klar: „Die Aufhängungskomponente, die versagte, warf uns um die zehn Runden zurück, die wir hinter den Klassensiegern ankamen, was sehr schade ist. Aber wir werden nächstes Jahr stärker und weiser zurückkommen.“ In Österreich werden sie mit diesem Wissen versuchen, an ihren ELMS-Laufsieg in Silverstone anzuknüpfen.
Signatech-Alpine wird mit ESCRA-Award ausgezeichnet
Das in dieser Saison stets in den vorderen ELMS-Rängen ankommende Team Signatech-Alpine hatte ebenfalls sichtlich Schwierigkeiten, bei den widrigen Wetterverhältnissen und technischen Problemen einen Rhythmus im Rennen zu finden. Nachdem das Fahrzeug bereits zu Beginn des Rennens strauchelte und zahlreiche weitere Probleme auftraten, fiel die Truppe von Startposition 15 auf Position 51 zurück. Es war nun Aufgabe der Piloten, die Positionsverluste der vergangenen sechs Stunden wiedergutzumachen.
Nach intensiven Reparatureinsätzen der Mechaniker begann somit nachts die Aufholjagd, in der die Fahrer Pierre Ragues, Tristan Gommendy und Nelson Panciatici sich bis auf Position 25 vorarbeiten konnten. Auch nach einem gut aufgefangenen Dreher durch Ragues im Regen auf Slicks beendete das Team die 24 Stunden von Le Mans schließlich auf Postion 15 im Gesamtklassement und Position neun der LMP2.
Der hohe technische Einsatz der Crew wurde durch die Veranstalter mit dem der breiten Öffentlichkeit zwar unbekannten, aber unter Mechanikern beliebten ESCRA-Award für die beste technische Assistenz ausgezeichnet. Nach den in dieser ELMS-Saison bereits guten Platzierungen in Silverstone (Position vier) und Imola (Position zwei) blickt die französische Equipe nun ebenfalls gespannt auf den Start auf dem Österreichring.
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