Nürburgring: Der VLN-Meister und die Rennlegende

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Der amtierende VLN-Meister Ulli Andree darf sich am kommenden Samstag einen Kindheitstraum erfüllen. Bei der Kremer-Nacht der Legenden im Rahmen des ADAC-Eifelrennens darf er einen ganz besonderen Boliden aus den Kölner Hallen pilotieren: einen Porsche 935 K3.

Bob Wollek, Rolf Stommelen, Jochen Maas, Klaus Ludwig: In der Blütezeit der Gruppe 5, Ende der siebziger Jahre, griff die Hautevolee ins Steuer der Rennwagen von Porsche Kremer aus Köln. Ulli Andree, Meister der VLN 2012 auf einem VW Scirocco, darf am Samstag bei der dritten Kremer-Nacht der Legenden einen Porsche 935 K3 des Rennstalls bewegen. Der Bolide im Jägermeister-Design ist einer der erfolgreichsten Eigenentwicklungen der Kölner Brüder Erwin und Manfred Kremer.

1979 trat die Truppe mit Ludwig als Stammfahrer in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft an. In den dritten Rennwagen, der in Köln nach dem Gruppe-5-Reglement entwickelt und gebaut wurde, flossen zu diesem Zeitpunkt gut 15 Jahre Erfahrung im Motosport ein und die beiden Brüder hatten jedes Detail akribisch bearbeitet. Die Kombination Kremer K3/Ludwig war nicht zu bändigen. Hätte sich Ludwig nicht einen Dreher beim Überrunden eines Hinterbänklers auf dem Nürburgring geleistet, wären alle elf Laufsiege nach Köln gegangen. So waren es am Ende zehn Siege bei elf Rennen. Der Meistertitel für Ludwig.

Dazu siegte Ludwig zusammen mit den US-amerikanischen Brüdern Bill und Don Whittington bei den 24 Stunden von Le Mans. Es war der einzige Sieg eines Gruppe-5-Boliden beim Klassiker an der Sarthe und obendrein der Letzte eines Rennwagens mit einem Bezug zur Serie. Das Chassis, welches Andree am Samstag pilotieren darf, stammt aus der Saison 1980 und wurde im Jägermeister-Design von unterschiedlichen Fahrern pilotiert, nachdem Ludwig zu Zakspeed abgewandert war.

Vorherige Sitzprobe für Andree

„Team- und Fahrzeugeigner Eberhard Baunach erfüllt mir mit diesem Einsatz einen wahren Kindheitstraum,“ strahlt Andree. „Ich bin als Jugendlicher zu zahlreichen DRM-Läufen gepilgert – teils per Bahn und Bus –, nur um diese fantastischen Fahrzeuge zu sehen. Der Einsatz am Wochenende bedeutet für mich Emotion pur, Freudentränen wahrscheinlich inklusive. Ich kann mich bei Kremer Racing und Eberhard Baunach gar nicht oft genug für diese einzigartige Möglichkeit bedanken.“

Vorher muss Andree noch zur Sitzprobe in den Kölner Hallen antreten. Dort wird er gleichzeitig in die Technik des Porsche eingewiesen. „Ich werde vermutlich alle Informationen aufsaugen, wie ein Schwamm. Außerdem werde ich alte Bekannte wiedersehen, denn bei Kremer Racing arbeiten einige Techniker, die mich bereits in anderen Rennserien betreut haben,“ ergänzt Andree. „Ich gehe davon aus, dass ich nicht mit den vollen 850 PS fahren werde, die der Motor zu leisten imstande ist. Aber mit einer guten sieben vorne ist man sicher auch nicht untermotorisiert. Zudem steht für mich die Freude an diesem Einsatz bei weitem im Vordergrund.“

Kremer-Racing-Besitzer Eberhard Baunach ergänzt: „Auch wir freuen uns, den amtierenden VLN-Meister als Gastfahrer im Team zu haben. Vielleicht ergibt sich für Ulli auch die Möglichkeit, mit unseren modernen Kremer Rennwagen in der VLN oder einer anderen Serie zu starten.“

Die Kremer Nacht der Legenden startet am Samstagabend ab 20.45 Uhr. In die Dämmerung hinein werden 30 Minuten lang die Publikumslieblinge des Rennstalls aus verschiedenen Epochen und Rennklassen über die Grand-Prix-Strecke rollen.