Triumph am Ring: Black Falcon bricht Mercedes-Fluch

57

Nun hat sich auch Mercedes-Benz in die Liste der Sieger des 24-Stunden-Rennens eingetragen. Black Falcon beendete an diesem Pfingstwochenende die Serie von Misserfolgen auf dem Nürburgring. Indes vereitelte ein Fahrer aus dem BMW-Lager den Dreifachsieg der Sternenkrieger: Maxime Martin.

Der Fluch am Fuße der Nürburg ist gebrochen. Die Invasion der Sternenkrieger geglückt. Mercedes-Benz hat den ersten Triumph beim 24-Stunden-Rennen in der Grünen Hölle erfochten. Nachdem der Stuttgarter Konstrukteur während der letzten Jahre mehrfach in aussichtsreicher Position scheiterte, krönte sich an diesem Pfingstwochenende endlich eine Silberpfeil-Abordnung zum Sieger des Langstrecken-Klassikers in der Vulkaneifel: Black Falcon.

Bernd Schneider, Sean Edwards, Jeroen Bleekemolen und Nicki Thiim reklamierten den Erfolg bei der 41. Auflage des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring für sich. Damit verhalf das Black-Falcon-Quartett der Marke Mercedes-Benz zum ersten Gesamtsieg beim Eifel-Schlager. „Ich habe in meiner Karriere fast alles gewonnen, was ich gewinnen wollte, nur bei diesem Rennen bin ich noch nie ins Ziel gekommen“, jubelte Schneider, der heuer bereits in Dubai und Bathurst reüssierte, nach seinem prestigeträchtigen Erfolg.

Dabei spielte Black Falcon noch am Sonntagabend keine bedeutende Rolle im Gefecht um die Spitzenpositionen. Als die Rennleitung den Betrieb auf der Nürburgring-Nordschleife unterbrach, weil Nebelschwaden und heftige Regenschauer die Sicht enorm einschränkten, rangierte die Mercedes-Benz-Delegation bis dato jenseits der besten Zehn. Erst beim Neustart im Morgengrauen wendeten die Sternenkrieger die Partie.

Die unberechenbaren Mischverhältnisse am Montagmittag kamen den Mercedes-Flügeltürern zu pass. „Unser Auto war speziell in der Nässe absolut super zu fahren und auch bei abtrocknenden Bedingungen waren wir immer in der Spitzengruppe unterwegs“, analysiert Schneider. Das Black-Falcon-Ensemble eroberte schließlich im letzten Viertel die Führung und war hinfort nicht mehr aufzuhalten. Der Silberpfeil verließ die Siegerstraße bis ins Ziel nicht mehr.

Maxime Martin vereitelt Dreifacherfolg der Silberpfeile

„Der Grundstein für diesen historischen Sieg war wieder einmal die hohe Zuverlässigkeit des SLS AMG GT3“, resümiert Black-Falcon-Geschäftsführer Alexander Böhm. „Alle Fahrer haben einen super Job gemacht – speziell bei Nässe waren wir richtig schnell.“ Indessen hatte die Mercedes-Benz-Fraktion gar eine Dreifachführung gefestigt: In der finalen Phase des Höllenritts flankierten die Markenkollegen von Rowe Racing die Schwarzen Falken an der Front. 

Doch ein Pilot sprengte die Phalanx der Sternenkrieger: Maxime Martin. Der BMW-Schützling in Diensten von Marc VDS Racing stellte mit einem fulminanten Endspurt die Hackordnung in der Eifel auf den Kopf. Während seiner Doppelschicht zum Finale des Langstreckenrennens umrundete der Belgier die Kombination aus Grand-Prix-Kurs und Nordschleife bis zu einer halben Minute flotter als die Silberpfeile an der Stirn des Klassements.

Martin pirschte sich also im Stechschritt an das Rowe-Duo Lance David Arnold und Jan Seyffarth heran, das kraftlosen Widerstand leistete. Der BMW-Pilot überwältigte seine Rivalen auf der Nordschleife im Handstreich. „Am Ende war es wirklich ein sehr enges Rennen. Ich wusste, dass ich alles geben musste, um die beiden Mercedes einzuholen“, rapportiert Martin nach dem Husarenstück. „Das hat super funktioniert. Wir wollten dieses Podium unbedingt.“ 

Somit ergatterten Martin und seine Stallgefährten Andrea Piccini, Richard Göransson und Yelmer Buurman letztendlich den Silberrang. Doch bereits am Vortag, als in der Dämmerung sintflutartige Regenschauer das Asphaltband der Grünen Hölle überfluteten, bewies Martin seine Fertigkeiten und desavouierte seine Mitstreiter regelrecht. Auch nach dem Neustart suchte der GT-Spezialist sein Heil in der Flucht. Nichtsdestotrotz verloren Marc van der Stratens Schützlinge zwischenzeitlich den Anschluss.

Rowe Racing verkalkuliert sich bei der Tankfüllung

Derweil geriet Rowe Racing auf der Zielgeraden nochmals ins Schwitzen. Einerseits lieferten sich Arnold und Seyffarth einen internen Zweikampf um die unterste Stufe auf dem Treppchen; andererseits verkalkulierte sich die Mercedes-Benz-Equipe unter der Ägide des Bubenheimer Mineralölwerks bei der Tankfüllung. Arnold musste unmittelbar vor dem Ablauf der Zeit noch einen Splash-and-Dash einlegen. 

In der Endabrechnung sortierte sich folglich die Besatzung Seyffarth, Klaus Graf, Thomas Jäger und Nico Bastian vor Arnold, Jäger, Seyffarth und Alexander Roloff ein. „Am Ende Platz vier. Schade, mussten leider nochmal kurz zum tanken“, fasst Arnold lakonisch auf seiner Facebook-Seite zusammen. „Glückwunsch ans Schwesterauto!“ Sein Kollege Jäger schwärmt dagegen: „Wieder einmal hat sich gezeigt, dass der SLS AMG GT3 ein toll zu fahrendes Auto ist – auch bei diesen sehr schwierigen Bedingungen hier am Nürburgring.“ 

„Wir haben nicht zu den Favoriten gezählt, weil wir kein Werksengagement, sondern reinen Kundenmotorsport betreiben“, blickt AMG-Kundensport-Leiter Uli Fritz zurück. „Wir freuen uns sehr über diesen historischen Erfolg. 2013 haben wir mit dem SLS AMG GT3 bisher alle bedeutenden Langstreckenrennen gewonnen – im Januar die 24 Stunden von Dubai, im Februar die Zwölf Stunden von Bathurst und jetzt das legendäre 24-Stunden-Rennen hier am Nürburgring. Meine Gratulation gilt allen AMG-Kundenteams.“