GT-Sport: Wer holt sich die Krone?

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Die GT3-Klasse boomt ungebremst. Aber die Gleichschaltung der Grand-Turismo-Szene löst derzeit einen Verdrängungswettkampf bei den Veranstaltern aus. Jüngstes Opfer: das ADAC GT Masters.

Das ADAC GT Masters war 2012 das Kronjuwel der GT-Szene. Volle Starterfelder, Spitzenfahrer und die professionellsten Teams nahmen den Kampf im deutschen Championat auf. Als die GT-Weltmeisterschaft strauchelte, hatte das Masters den Ruf die bestbesetzte GT-Rennserie mit dem besten Sport zu sein. Doch schon im Laufe der Saison brannte es an allen Ecken und Enden. Die großen Felder bargen den Nachteil, dass ein Großteil der Teilnehmer in den Tiefen des Klassements verschwand.

Der Schuldige war schnell gefunden. Die Balance of Performance bekam den schwarzen Peter zugeschoben. In der Tat waren einige Entscheidungen der Technik-Kommission schwer nachzuvollziehen. Nachdem sich der ADAC vom bisherigen Technik-Partner SRO getrennt hatte, gab es sogar ein Ungleichgewicht bei der Performance zwischen ADAC- und SRO-Serien. Die Teams, also die Kunden, fühlten sich verschaukelt und erste Teamchefs zogen die Reißleine und blieben schon bei den Finalläufen fern.

Der ADAC reagierte im Winter. Eine Begrenzung auf 28 fest eingeschriebene Starter soll nun dafür sorgen, dass alle besser zur Geltung kommen. Bei der Transparenz in Sachen BoP gelobte man Besserung. Ansonsten versuchte man bei Deutschlands größtem Automobilclub die Probleme auszusitzen. Schließlich hatte man noch ein Ass im Ärmel. Der TV-Deal mit kabel eins sichert den Teilnehmern Sendezeit im frei empfangbaren Fernsehprogramm.

Da kommt der GT-Zampano Stephane Ratel im Winter mit einem Übertragungspaket um die Ecke, dass sich gewaschen hat. Die boomende Blancpain Endurance Series und die neue Sprintserie mit dem alten Namen FIA GT Series werden auf Fernsehkanälen in ganz Europa zu sehen sein. Motors TV überträgt die Langstrecken-Rennen live in ganz Europa, die Sprintrennen in Großbritannien. Auch die bekannten Live-Streams wird es weiterhin geben.

Den eigentlichen Clou hat der Großmeister der GT-Gemeinde aber ausgerechnet in Deutschland gelandet. Hierzulande übernehmen die Quoten-Könige von RTL die Berichterstattung über die beiden SRO-Serien. Auf dem Männer-Kanal RTL Nitro laufen Aufzeichnungen der Rennen am Samstagabend zur besten Zeit. Ein Teil der Läufe wird live übertragen. Die Rennen der FIA-GT-Serie werden zusätzlich im Vorprogramm der RTL-Formel-1-Berichterstattung zu sehen sein. Ein Sendeplatz, der immerhin auch schon dem Red Bull Air Race zu ungeahnter Popularität verhalf.

Schon geraten die Kräfteverhältnisse ins Wanken. Ratels Sprintserie wartet derzeit mit einer Starterliste auf, die nach dem WM-Desaster wohl niemand erwartet hätte. Die Blancpain-Serie setzt den Siegeszug der letzten Jahre fort. Das GT Masters hingegen ist weit von der selbstgesteckten Grenze von 28 Startern entfernt.

Neue Konkurrenz

Während die Spitzenserien um Teilnehmer buhlen, wächst die Konkurrenz aus der zweiten Reihe. Nationale Serien, die eher auf Amateure ausgerichtet sind, wie die Supercar Challenge, die STT oder auch die britische GT-Meisterschaft erleben einen immer weiter wachsenden Zuspruch. Die VLN-Langstreckenmeisterschaft ist für GT-Teams inzwischen ebenfalls hoch interessant. Vor allem die Teams, die sich auf das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring vorbereiten müssen, nutzen zum Teil mehr, als die beiden Pflichtläufe. Rennen auf der Nordschleife lassen sich halt ganz gut verkaufen.

Auch die neuen 24-Stunden-Rennen ohne große Historie erleben wachsende Starterfelder. Der Grund dafür ist einfach. Die Kunden der Teams sind meist die bezahlenden Fahrer und GT-Sport ist teuer. Da will der Einsatz des Budgets gut gewählt sein und Rennen in Dubai, Bathurst oder Barcelona klingen verlockend, zumal man die Reise jeweils mit einem Urlaub mit der Gattin verbinden kann.

Die eingangs gestellte Frage kann wohl noch nicht abschließend beantwortet werden. Fest steht aber, dass der Markt in Bewegung ist. Ratel hat die Dämonen der Weltmeisterschaft abgelegt und biegt mit seinen Serien auf die Erfolgspur ab. Die Macher des ADAC GT Masters tun gut daran, die verbleibende Zeit bis zum Saisonauftakt zu nutzen und um Teilnehmer zu werben. Ein Rückschritt auf weniger als 20 Starter wäre wohl der Anfang vom Ende des deutschen GT-Traums.