Finale in Hockenheim: Sieg und Titel im letzten Gefecht

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Vom sieglosen Titelanwärter zum siegreichen Titelträger: Sebastian Asch und Maximilian Götz mussten sich bis zum allerletzten Wertungslauf in Hockenheim gedulden. Im Finale zelebrierte das Mercedes-Benz-Duo schließlich seinen ersten Rennsieg und kürte sich zum deutschen GT-Meister.

Es mutet wahrlich ein stückweit surreal an, wenn sich am Ende des Jahres zwei Piloten sieglos zum Meister küren. Nichtsdestotrotz hievten sich Sebastian Asch und Maximilian Götz vor dem GT-Masters-Finale auf dem Hockenheimring in die Beletage der Titelanwärter, ohne nur einmal die oberste Podiumsstufe erklommen zu haben. Doch im dramatischen Schlussakt einer nervenaufreibenden Saison konnte das Mercedes-Benz-Gespann diesen Makel in seiner Bilanz korrigieren. 

Letzen Endes krönten Asch und Götz ihren Titelgewinn in der Kurpfalz schließlich mit einem Laufsieg am Sonntagmittag. Dabei erlangten die „Men in Black“ allerdings Schützenhilfe seitens des designierten Amateurmeisters Swen Dolenc. Denn der semiprofessionelle Porsche-Fahrer in Diensten von Fach Auto Tech spielte in der Endphase des letzten Rennens ungewollt die tragische Figur im Kampf um die Meisterschaft. 

Sein Stallgefährte Martin Ragginger hatte zuvor die Poleposition in die Führung umgewandelt und bürdete dem Bronzefahrer die Last auf, eben diesen Rang zu verwalten. Im Tête-à-tête-Duell mit Verfolger Asch leistete Dolenc zunächst noch keinerlei Wiederstand und ließ den Kontrahenten aus dem Hause MS Racing in der Haarnadelkurve passieren. Dahinter liefen jedoch die verbleibenden Titelaspiranten Sturm, um die Invasion der Sternenkrieger zu verhindern. 

Internes Stoßstangenduell im Zuffenhausener Lager 

Wenige Zeigerumdrehungen später schickte sich bereits Christian Engelhart (Schütz-Porsche) an, dem Pforzheimer den Silberrang abspenstig zu machen, um sich anschließend in einer Schlussoffensive noch einmal an Asch heranzupirschen. Aber Dolenc agierte fortan couragierter und verteidigte sich mit Leibeskräften, weshalb Engelharts Manöver in der Spitzkehre missglückte. Stattdessen kam es zum Feindkontakt zwischen den beiden Neunelfern. 

Infolgedessen wurde die Gangart des Porsche-Duetts beherzter und Engelhart kreierte im Motodrom neuerlich eine Überholmöglichkeit. In der Sachskurve presste sich das Porsche-Ass schließlich mit Emphase an seinem Markenkollegen vorbei, aber die Rennleitung bremste die wilde Fahrt des Ingolstädters. Aufgrund der rüden Herangehensweise im Duell mit Dolenc wurde Engelhart und seinem Kollegen Sean Edwards eine Durchfahrtsstrafe auferlegt. Entsetzen am Kommandostand.

Aber Engelharts Siegeswillen war ungebrochen. Der Porsche-Experte wollte die Scharte vom Vortag auswetzen, als der Meisterschaftsanwärter schon die Hand am Pokal hatte, jedoch auf den letzten Metern ausrollte. Engelhart trat die Strafe nicht an und setzte seine Aufholjagd fort. Erfolglos. Im Ziel trennten den schwarzen Silberpfeil und den gelben Neunelfer fast neun Sekunden. 

Alessi und Keilwitz bis zur Kollision mit Titelchancen 

De facto erfocht das Mercedes-Benz-Duo Asch und Götz demgemäß den Fahrertitel aus eigener Kraft. Nicht ganz. Denn das Callaway-Ensemble Daniel Keilwitz und Diego Alessi, welches am Sonnabend die Tabellenführung verteidigt hatte, hegten unterdes noch Titelhoffnungen. Zeitweise manövrierte sich die Corvette-Abordnung gar auf Meisterschaftskurs. Jedoch wurde die Haarnadelkurve abermals Schauplatz einer Schlüsselszene im letzten Gefecht und mündete in einer Katastrophe für die deutsch-italienische Fahrerpaarung. 

Dolenc ließ beim Anbremsen der 180-Grad-Kehre erneut eine Lücke, weshalb Alessi dementsprechend offensiv in die Kurve hineinstach. Beim Herausbeschleunigen zog der Porsche-Autler allerdings nach innen, wodurch die beiden Rivalen kollidierten. „Dann hatte ich einen Zweikampf mit Dolenc“, schildert Alessi die Situation. „Erst hat er mir die Tür weit offengelassen, aber dann plötzlich reingezogen. Dabei kam es dann zum Kontakt, das war alles andere als geplant.“ 

Darum wurde die Corvette-Equipe zu einer 30-Sekunden-Strafe verdonnert. Aber Keilwitz nahm den Zwischenfall sportlich. „Mann, war das ein knappes Ende“, resümierte Keilwitz auf seiner Facebook-Seite. „Leider hat es nicht mehr für uns gereicht, und die Strafe für Diego war in meinen Augen auch nicht gerechtfertigt. Wir hatten trotzdem ein Superjahr, und ich muss fairerweise sagen, dass Asch und Götz es verdient haben und das ganze Jahr sehr konstant waren.“ 

Zudem dürften sich Keilwitz und Alessi mit der Vizemeisterschaft trösten, denn Engelhart wurde wegen Missachtens der Durchfahrtsstrafe umgehend mit einer zweiten Strafe belegt. Damit wurden Engelhart und sein Partner Edwards auf Position 16 im Gesamtklassement degradiert. Indessen stand dem Triumphmarsch der Sternenkrieger nichts mehr im Wege. Asch und Götz zelebrierten im finalen Rennen in Hockenheim den ersten Sieg und die Meisterschaft.

„Wir konnten nur zum Sieg fahren, alles weitere lag dann nicht mehr in unserer Hand“, gab Götz auf der Pressekonferenz anschließend zu Protokoll. „Dass wir den Titel gewonnen haben, kann ich noch gar nicht realisieren, das muss ich erst sacken lassen.“ Sein Kumpane Asch ließ dagegen den entscheidenden Augenblick Revue passieren: „Als ich das Auto von Maxi übernommen habe, lag ich hinter Dolenc und war klar schneller. Er hat vor der Spitzkehre fair Platz gemacht. Ich musste das Auto dann nur noch ins Ziel bringen, aber das waren die 15 schwierigsten Minuten meiner Karriere.“

Demgemäß spitzte sich zum Saisonabschluss ein veritables Herzschlagfinale zu, welches angesichts der Konstellation am Samstagabend vorprogrammiert war. Da sämtliche Meisterschaftsaspiranten diversen Eskapaden anheimgefallen waren, hatten sich keinerlei Verschiebungen in der Punktewertung ergeben. Und letztendlich verabschiedeten sich die Akteure mit einem fesselnden Endkampf in die Winterpause.