GT Masters am Lausitzring: Balance of Porsche

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An zwei Rennwochenenden hintereinander war Porsche im ADAC GT Masters deutlich überlegen: Dem Österreichring folgte der Lausitzring, doch die Siege gingen stets nach Zuffenhausen. Dabei sollte doch die Balance of Perfomance einseitige Dominanz verhindern.

Bereits auf dem Österreichring ist die Vorstellung Porsche 911 GT3 R beeindruckend gewesen – auch wenn letztlich etwas Glück nötig war um zwei Siege, eine Poleposition und eine Trainingsbestzeit zu erreichen. Man könnte auch sagen: vier von sechs Richtigen. Am Lausitzring kam zusätzlich noch eine Poleposition dazu: fünf von sechs in Brandenburg. Oder anders gesagt: Dominanz!

Genau dies sollte eigentlich die Balance of Performance (kurz BoP) verhindern, die nach jedem Rennwochenende die Modelle der verschiedenen Marken durch unterschiedliche Gewichts- und Restriktoreinstufungen untereinander austarieren soll. Diesem Verfahren wohnt Brisanz inne, da sich die Verlierer stets vom Veranstalter benachteiligt fühlen, während die Gewinner trotz subjektiv schlechter Einstufung siegen konnten. Soweit die Seite der Teilnehmer.

Aus der Sicht der Veranstalter muss also immer ein Kompromiss gefunden werden, der Fahrzeug, Teams, Fahrer und Streckencharakteristik einschließt. Dass dies gerade im GT Masters mit bis zu 13 verschiedenen Fahrzeugtypen eine heikle Angelegenheit ist, bedarf keiner weiteren Erklärung: Es wird sich immer jemand finden, der nicht zufrieden ist – schließlich wollen im Rennsport alle gewinnen.

GT Masters greift nicht ein: Zuffenhausener Fliegengewicht muss nicht zulegen

BoP-Maßnahmen sind jedoch von Außen oft nachvollziehbar: krebst eine Fahrzeugtyp am Ende des Feldes herum, wird beim Gewicht abgespeckt oder der Restriktor vergrößert, sodass der Motor sich besser entfalten kann. Sieger bekommen die entgegengesetzte Behandlung und schon sollte das Feld näher zusammenrücken. Das mag in der Theorie auch möglich sein, doch die Gesamtheit der Bedingungen an der Rennstrecke werden trotzdem vorhersagbare Ergebnisse zu verhindern wissen.

Damit ist man wieder beim GT-Masters-Wochenende auf dem Lausitzring. In der Steiermark hatte Porsche dank guter Traktion und überlegenen Höchstgeschwindigkeiten – und dem Grundgewicht von lediglich 1.200 Kilogramm – das Feld beherrscht. Was hätte also in Belangen der BoP mehr auf der Hand gelegen als die 911-Fraktion mit mehr Gewicht als Erfolgsballast auszustatten?

Allerdings blieben die Porsche neben dem Ford GT (ein dritter Platz in Österreich) unverändert die leichtesten Fahrzeuge. Zwar wurden viele andere Fahrzeuge – darunter auch der sehr erfolgreiche Schubert-BMW – erleichtert, doch diese Rechnung ging am Lausitzring nicht auf, da Porsche lediglich Gegenwehr von Mercedes auf breiter Front fürchten musste. Dank der guten Höchstgeschwindigkeit der Porsches konnten sie besser Überholen und ihre Plätze besser verteidigen. Mercedes-Pilot Sebastian Asch konnte sich beim Sonntagsrennen, an Platz drei liegend, davon überzeugen lassen.

Viermal Porsche in vier Rennen: Ist das GT Masters zu BoP-anfällig?

Die Dominanz der Porsche sorgte auch dafür, dass in der Meisterschaftstabelle einiges durcheinander geraten ist. Vor dem GT-Masters-Gastspiel in Österreich lag Christian Engelhart mit 28 Zählern Abstand auf Rang vier an der Spitze des Verfolgerfeldes. Vier Rennen mit zwei zweiten und zwei ersten Plätzen später führt er nun das Championat mit 25 Punkten Vorsprung an (137 Punkte). Diese Leistung kann man ihm nicht Absprechen, da sich trotz aller BoP-Maßnahmen doch auch in der Vergangenheit meist fähige Piloten als Meisterschaftsanwärter gezeigt haben.

Sicherlich kein Zufall ist es auch, dass Vorjahresmeister Dino Lunardi zusammen mit dem belgischen GT-Ass Maxime Martin um die Meisterschaft fährt (90 Punkte) – die Markenkollegen Florian Spengler und Johannes Leidinger haben bisher noch keine Punkte erzielen können. Auch GT-EM-Champion Daniel Keilwitz und Partner Diego Alessi waren trotz aller Umstände so kontinuierlich schnell wie glücklos (108 Punkte). Sebastian Asch und Maximilian Götz waren fast immer Podiumsanwärter, aber ihr erster Sieg in dieser Saison wollte auch am Lausitzring nicht kommen (112 Punkte). Durch konstant gute Leistungen befinden sie sich immerhin auf dem zweiten Platz.

100 Punkte sind in diesem Jahr bei den letzten zwei Rennwochenenden noch zu vergeben. Wenn die BoP stimmt dürfte keine Paarung wie nun Engelhart und Nick Tandy 86 Prozent des Punktemaximums erreichen – und schon gar nicht Porsche. Schließlich soll die fahrerische Güte und nicht das Fahrzeug der entscheidenden Faktor sein.

Das nächste Rennwochenende des ADAC GT Masters findet vom 14. bis 16. September auf dem Nürburgring statt.