Verstärkung aus dem Benelux-Norden: Den kriselnden Klassiker in Zolder plagt in den letzten Jahren Teilnehmerschwund, doch eine gewisse Rückbesinnung auf die traditionelle GT-Kultur wirkt sich auch auf das 24-Stunden-Rennen in Limburg aus. Denn die Starterzahlen steigen wieder – mithilfe der Dutch Supercar Challenge.
Seit nunmehr fünf Jahren expandiert das GT3-Modell auf interkontinentaler Ebene. Selbst Wettbewerbe, die nicht zum Geltungsbereich des GT-Hegemons Stéphane Ratel gehören, adaptieren das florierende Gran-Turismo-Konzept – sei es in den Vereinigten Emiraten, Südamerika oder im Pazifikraum. Preziosen aus der grauen GT3-Vorzeit werden zu Raritäten; eine Vorzeit, die wohlgemerkt weitaus bunter daher kommt, als der genormte Cup-Topos.
Dabei müssen die nostalgischen Blicke gar nicht einmal derlei weit in die Vergangenheit schweifen, um Glanzpunkte vergangener Tage ausfindig zu machen. Noch im Geburtsjahr der Gruppe GT3 zählte der 24-Stunden-Klassiker in Zolder mehr als drei Dutzend Teilnehmer aus der Gran-Turismo- und Tourenwagen-Riege – ganz zu schweigen vom Vorjahr, als die fünfziger Marke geknackt wurde. Doch selbst eine der Hochburgen traditioneller GT-Kultur, wie es einst die Belcar war, weist Spuren des Umschwungs in der GT-Szene auf.
Dennoch: Seit einigen Monaten durchströmt die GT-Welt ein Impuls der Rückbesinnung auf die glorreichen Zeit der „großen Reise“, ausgelöst durch das Scheitern der GT2-Europameisterschaft. Nicht ganz unerwartet waren die Akteure in der belgischen Provinz Limburg dem SRO-Dachverband einen Schritt voraus und erteilten dem Cup-Konzept bereits im letzten Jahr eine Absage. Nach drei Jahren Misere in puncto Starterzahlen zogen die Betreiber der belgischen Meisterschaft die Reißleine. Anstelle der SRO-Klassenstruktur intendieren die Organisatoren, sukzessive wieder zum ehemaligen Modell zurückzukehren.
Schlussendlich hatte der königliche Automobilklub von Belgien in letzter Sekunde die Zeichen der Zeit erkannt. Denn die Einführung der SRO-Einteilung wirkte sich vorwiegend auf das 24-Stunden-Rennen in Zolder gravierend aus. Die Teilnehmerzahlen rutschten nämlich abrupt in den Keller. Waren es anno 2007 noch rund 30 Wettstreiter beim Belcar-Saisonhöhepunkt, schrumpfte die Beteiligung in den darauffolgenden Jahren auf moderate 27 Protagonisten. Trotz notgedrungener Maßnahmen in der letzten Saison erlebte der Schlager in Heusden-Zolder zum Anbruch des neuen Jahrzehnts eine statistische Depression. 20 Einschreibungen war der historische Tiefpunkt.
Frischer Wind aus dem Norden
Im Zeichen der augenscheinlichen Renaissance, welche nebst der Belcar vorwiegend von der BES-Langstreckenmeisterschaft getragen wird, kooperiert der belgische Veranstalter mit seinem niederländischen Nachbarn. Um das triste Starterfeld bei den 24 Stunden von Zolder zu drapieren, wird ein Wertungslauf der Dutch Supercar Challenge über sechs Stunden integriert. Die Gäste aus dem Norden strecken das Teilnehmerspektrum demnach um 20 Fahrzeuge, darunter sieben ambitionierte Mannschaften, welche gar die gesamte 24-Stunden-Distanz in Angriff nehmen.
De facto steigen die Starterzahlen somit im Vergleich zum letzten Jahr zwar nur geringfügig, aber immerhin findet man im Laufe des ersten Rennviertels zu alter Stärke zurück. Zumal die niederländische GT- und Tourenwagenserie von den Entwicklungen in den letzten Jahren weitgehend unberührt blieb. Diese Tatsache spiegelt sich folglich auch in der Qualität des DSC-Fuhrparkes wider. Schließlich bietet die Dutch Supercar Challenge ein Sammelbecken für hochkarätige Jahreswagen, aktuelle Boliden sowie Exoten aus den Tiefen veritabler Bastelbuden.
Schlaglicht der GT-Division ist wahrhaft der skurrile Scotty-Bolide. Bei dem Replika aus dem Hause AD Sport handelt es sich um kein herkömmliches Porsche-Imitat, wie sie zuweilen auf englischen Pisten anzutreffen sind, sondern geradezu um eine Hommage an die glorreichen neunziger Jahre. Der Scotty GT sieht dem Porsche 911 GT1 nämlich zum Verwechseln ähnlich und feiert am kommenden Wochenende sein Renndebüt. Pilotiert wird das Gefährt von Albert Vanierschot aus Senegal sowie den beiden Lokalmatadoren Eric Bruynoghe und Gunther Raus.
Ob die Porsche-Attrappe die Kompetenzen für ein Ausdauerrennen aufweist und inwieweit diverse Kinderkrankheit sondiert wurden, bleibt abzuwarten. Auf beträchtlich mehr Erfahrungswerte kann VEKA Racing mit dem altgedienten Ferrari F430 zurückgreifen. Das Fahrerquartett setzt sich aus den Niederländern Jan Versluis, Shirley van der Lof, Yelmer Buurman sowie Peter Versluis zusammen und ist als einziges DSC-Gespann ein ernst zu nehmender Anwärter auf eine Topplatzierung.
Bei den anderen beiden GT-Rennern handelt es sich um ein Chevrolet Camaro GT (GHK Racing) und eine Silhouette 3,4L V6 (Chad Racing). Zwei weitere Wettbewerber stellt die Kategorie Supersport II. Bert und Patrick Moritz setzen ihren altbekannten Marcos Mantis ein. Vervollständigt wird die DSC-Runde von der BMW-Delegation JR Motorsport, die eine M3-Silhouette und einen E46 GTR einsetzt.
Farbenfrohe Palette während des ersten Viertels
Überdies wartet die GT-Sparte während der ersten sechs Stunden mit den üblichen Verdächtigen aus dem niederländischen Lager auf. Unter anderem werten ehemalige GT1-Vehikel das Feld enorm auf. Gemeint sind damit die Corvette C6.R unter der Ägide von Mad & Daring, ebenso der Vorgänger, die Corvette C5-R, welche wiederum von Rudolph Racing betreut wird. Der Mosler MT900R von Carworld und die Dodge Viper von DVB verleihen dem Feld eine zusätzliche exotische Note.
Auch der Porsche RSR von Lammertink Racing ist kein Neunelfer von der Stange. Einen Gegenpol zu genannten Autos bilden die konventionellen GT3-Fahrzeuge. Diese lesen sich wie folgt: Audi R8 LMS (Brinkmann Motorsport), Aston Martin DBRS9 (Marchal Racing) und ein zweiter Ferrari F430 aus dem Hause VEKA Racing. Ein weiteres Farbtupfer in der großen Supersport-Division stellt der Divitec SF11 dar, während der Volkswagen Golf ‚R‘ dem Feld eine gewisse Seriennähe einhaucht. Der Rest setzt sich relativ homogen aus BMW- und Porsche-Brummern zusammen.
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