GT1-WM: Abschied aus Europa

Am Wochenende heißt es Abschiednehmen. Zum einen zieht der WM-Tross nach dem Gastspiel in Le Castellet weiter nach Asien und Süd-Amerika, zum anderen scheidet das Swiss Racing Team mit seinen Lamborghinis wohl endgültig aus der Meisterschaft aus.

Am Wochenende heißt es Abschiednehmen. Zum einen zieht der WM-Tross nach dem Gastspiel in Le Castellet weiter nach Asien und Süd-Amerika, zum anderen scheidet das Swiss Racing Team mit seinen Lamborghinis wohl endgültig aus der Meisterschaft aus.

Erneut werden beim Auftritt der GT1-Weltmeisterschaft in Frankreich nur 16 Boliden in die Startaufstellung rollen. Otmar Weltis‘ Swiss Racing Team hat die Teilnahme wie auch schon in Silverstone und Navarra abgesagt. Nach dem Unfall auf dem Sachsenring, bei dem beide Lamborghinis des Teams nachhaltig beschädigt wurden, taten sich immer mehr Probleme für die Mannschaft um Karl Wendlinger auf. Teamchef Welti sah sich daraufhin genötigt, die Notbremse zu ziehen.

„Für uns gibt es jetzt keine Alternative mehr, als das Engagement in der FIA-GT1 momentan zu stoppen. Es ist schade, dass dieser Schritt getan werden musste. Wir waren mit den Autos auf einem guten Weg und haben uns steigern können, obwohl wir erst bei Saisonbeginn in Abu Dhabi die Fahrzeuge das erste Mal richtig fahren konnten. Es ist noch nicht geklärt, wie es nun weitergeht, für uns ist eine Fortsetzung ohne Autos und unter diesen Umständen unmöglich“, so Welti in der Pressemitteilung des Teams.

Für die beiden Ford-Mannschaften Marc VDS und Belgian Racing sah die Lage im Vorfeld dieser Woche ähnlich dramatisch aus. Nach Motorenproblemen, welche die beiden belgischen Teams seit Anfang der Saison plagten, wurden vier Ersatztriebwerke beim Tuner Roush Yates in den USA geordert. Bedingt durch einen Feiertag in den Staaten verzögerte sich die Lieferung und die Teams hatten bereits vorsorglich angekündigt, ihre Wagen in der heimischen Garage zu lassen, falls die wertvolle Fracht nicht rechtzeitig ankäme.

Nachdem die Pakete aus Übersee aber am Montag ankamen und die Mechaniker eine Nachtschicht einlegen durften, um die Aggregate zu montieren, gab Teammanager Jean-Michel Delporte Entwarnung. Am Dienstagvormittag machten sich die LKWs mitsamt der Boliden auf den Weg nach Le Castellet. Frédéric Mackowiecki, der in Navarra von einem gut aufgelegten Bertrand Baguette ersetzt wurde, ist ebenfalls wieder an Bord und wird wie gewohnt mit seinem Partner Maxime Martin um Punkte kämpfen.

Während bei Swiss Racing der Hammer fällt, zeigen die Markenkollegen von All-Inkl.com Münnich Motorsport der Konkurrenz, wo der Hammer hängt. Nach sechs Läufen führt man sowohl die Teamwertung als auch die Fahrerwertung mit Marc Basseng und Markus Winkelhock klar an. Logischerweise geht man auch in Südfrankreich als heißer Favorit an den Start.

Nach dem Doppelsieg in Navarra blieb die Münnich-Truppe noch einen Tag länger, um auf dem Spanischen Kurs zu testen. Anschließend äußerte sich Marc Basseng optimistisch. Die Wagen seien gut vorbereitet und trotz Erfolgsbalast könne man in Le Castellet ein Wörtchen um den Sieg mitreden. Den eher auf engen, winkligen Kursen starken Lamborghinis dürfte die Strecke mit ihren langen Geraden und schnellen Kurven allerdings nicht optimal liegen. Auch neigen die Lambo-Triebwerke ähnlich wie die Aston-Martin-Motoren bei den zu erwartenden hohen Temperaturen zu Leistungsverlust.

Beides könnte den altgedienten Corvetten in die Karten spielen. Beim Auftritt der WM 2010 zeigten die US-Bigbanger auf den langen Geraden zeitweise, wo ihre Stärken liegen. Der Sieg ging am Ende an die späteren Weltmeister Bartels/Bertolini auf Maserati. In der aktuellen Saison warten die beiden verbliebenen Corvetten noch auf einen Erfolg. Im US-Sportwagen des Exim Bank China Teams nimmt Andreas Zuber wieder zusammen mit Mike Hezemanns platz.

Die in der Meisterschaft Zweitplatzierten, Lucas Luhr und Michael Krumm, werden alles daran setzten, ihre verlorene Spitzenposition zurück zu erobern. Auch dem Nissan sollte der schnelle Kurs eher liegen als Strecken mit engen Kurven. David Brabham freut sich besonders auf ein Wiedersehen mit dem Kurs: „Ich freue mich sehr auf Paul Ricard. Ich war dort von 2005 bis 2007 einige Male mit Aston Martin zum Testen, und ich mag die Strecke. Wenn man sich die Rennen vom letzten Jahr ansieht, verspricht das Wochenende unterhaltsam zu werden. Es wird hart für unsere Reifen, aber wir werden wieder ein gutes Rennen haben.“

Die Rolle des Geheimfavoriten fällt auf die Hexis-AMR-Mannschaft. Die Franzosen werden auf ihrer Heimstrecke, in deren Nähe das Team seinen Sitz hat, alles geben gut auszusehen. Wer weiß – vielleicht sehen wir wieder einen der ultraschnellen Boxenstopps, die der Equipe am Anfang der Saison so manchen Punkt und sogar einen Sieg ermöglicht hat.

Nach den Läufen im Süden Frankreichs geht die Meisterschaft in die Sommerpause, bevor Anfang September die Zelte in der Mongolei für die Rennen in Ordos aufgeschlagen werden. Im Oktober und November bereitet man dann in Süd-Amerika der GT1-Klasse in ihrer jetzigen Form hoffentlich noch einen ehrenvollen Abschied. Angesichts schwindender Starterzahlen scheint dies allerdings kaum noch möglich. Die Strecke von San Luis, auf der das Finale stattfindet, bietet zumindest den geeigneten Rahmen für ein furioses Finale.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar