Silverstone: Peugeot und Audi teilen sich Startreihe eins

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Remis in der Qualifikation: Peugeot errang in Silverstone die Poleposition und Platz drei. Audi quetschte sich dazwischen auf die Ränge zwei und vier. Rebellion-Toyota hielt wiederum die Benzinkanne hoch und wies Oak Racing in die Schranken. Indes dominierte BMW die GTE-Division nach Belieben.

Peugeot behauptet weiterhin seine Vormachtstellung in der Grafschaft Northamptonshire, doch die Herren der Ringe sind gewillt, den Franzosen ihren Rang abspenstig zu machen. In der Qualifikation herrschte ein über weite Strecken ausgeglichenes Kräfeverhältnis, doch am Ende waren es dennoch die Wildkatzen, welche die Poleposition erbeuteten. Audi musste mit Rang zwei Vorlieb nehmen. Dabei spielte das englische Wetter eine nicht unwichtige Rolle.

Etliche Wetterprognosen und die graue Wolkendecke am Horizont ließen auf baldigen Regen schließen. Die Frage war lediglich, wann der Himmel seine Schleuse öffnen würde. Ein Gros der Akteure nahm dieses Signal auch zur Kenntnis und stürmte unverzüglich auf die Piste, um sich eine Umrundung auf trockener Strecke zu sichern. Das Kalkül der Ingolstädter ging hingegen nicht auf, sie zögerten zu lange.

Audi verliert Wetterlotterie

Das Gran-Turismo-Segment ging nämlich noch im Trockenen über die Bühne, aber im Laufe der LMP-Sitzung setzten leichte Regenschauer ein, nachdem es bereits in der Pause kurzzeitig tröpfelte. Die Audianer verharrten folglich an der Box, während Peugeot sich seinen Weg zur Poleposition bahnte. Simon Pagenaud umrundete den beinahe sechs Kilometer langen Traditionskurs in 1:43,924 Minuten und sprengte somit als erster Pilot an diesem Wochenende die Schallmauer von 104 Sekunden.

Audi hatte dementsprechend mit den Konsequenzen zu leben. Allan McNish wusste ergo nicht die passende Antwort auf das Löwengebrüll. Obwohl der Asphalt nochmals abtrocknete, kam der schottische Routinier nicht über eine 1:44,856 Minuten hinaus. Zudem spürte der Audi-Haudegen bereits den Atem eines weiteren Löwen im Nacken. Stéphane Sarrazin verfehlte die Bestzeit des Ringträgers um kaum mehr als zwei Zehntelsekunden.

Nichtsdestotrotz gab sich McNish zuversichtlich: „Was die Leistungsfähigkeit des Autos und das Gefühl dafür angeht, verlief das Zeittraining gut. Dass das Wetter nicht mitgespielt hat, war natürlich etwas frustrierend. Aber das war für alle Beteiligten gleich. Die erste schnelle Runde war relativ frei, in der zweiten hat es in Stowe und in der letzten Kurve heftig geregnet. Ohne das wäre mehr möglich gewesen. Ich gehe mit einem guten Gefühl in das Rennen morgen.“

Schlusslicht der Selbstzünder-Phalanx bildete Timo Bernhard, welcher mit einem Rückstand von rund Anderthalbsekunden vergeblich den Anschluss suchte. „Das war ein schwieriges Zeittraining“, konstatiert der Deutsche anschließend. „Kurz bevor es losging, begann es zu regnen. In den zwei gezeiteten Runden, in denen die Strecke am meisten Haftung bot, hatte ich jeweils zwei, drei Autos zu überholen. In meiner dritten fliegenden Runde hat es am Ende richtig geschüttet.“

Kein Widerstand gegen Rebell aus dem Hinterhalt

Im Lager der konservativen Antriebe schienen die Würfel bereits Gefallen, als Nicolas Prost (Rebellion-Toyota) auf den letzten Metern noch einmal ein Brikett auflegte. Bis dato hatte Oak Racing die Doppelführung inne, doch der Rebell zerschellte die Eichenformation und unterbot deren Bestmarke um eine Zehntelsekunde. Mit einem Umlauf in 1:47,684 Minuten fehlte dem Franzosen gerade einmal eine Sekunde auf die Dieselspitze

Somit mussten sich Guillaume Moreau und Alexandre Prémat mit den Gesamtpositionen sechs und sieben begnügen. Intern trennten die Kutscher der rosa-schwarzen Pescarolo-Boliden kaum mehr als 10 Hundertstelsekunden. Apropos Pescarolo: Die Werksmannschaft der Le-Mans-Legende kassierte eine herbe Schlappe und rangierte noch hinter dem zweiten Rebellion-Piloten Jean-Christophe Boullion.

Indes setzte sich auch bei Aston Martin Racing die Misere fort. Die Briten erhielten bei der Qualifikation zu ihrem Heimspiel die rote Laterne. Selbst der Rückgriff auf den Jahreswagen zahlt sich bisweilen nicht aus, denn Adrian Fernandez hechelte bei der Zeitenjagd aussichtslos hinterher. Seine Bestleistung betrug 1:52,151 Minuten – damit war der Mexikaner mehr als acht Sekunden langsamer als der Klassenprimus. Auf den Vordermann fehlten über drei Sekunden.

Der Hybrid-Zytek von Mik Corse rollte erwartungsgemäß nicht auf die Piste. Der Prototyp von Maximo Cortes, Ferdinando Geri und Giacomo Piccini fing heute morgen im letzten freien Training Feuer, weshalb die Sitzung eine halbe Stunde lang unterbrochen werden musste. Ob der Wagen bis zum Rennen wieder fit wird, ist fraglich.

Strakka gibt den Ton an

Bei den kleinen Prototypen ließ sich eine eindeutige Hackordnung ablesen. Im Duell um die Polepositionen konnte dem Lokalmatadoren Danny Watts (Strakka-Acura) keiner das Wasser reichen. Der Meisterschaftszweite brannte eine Bestzeit von 1:49,916 Minuten in den Asphalt und distanzierte damit den Rest der LMP2-Welt um über eine Sekunde. Die Erzrivalen von Greaves Motorsport hatten somit das Nachsehen. Tom Kimber-Smith packte mit Ach und Krach die Marke von einer Minute und 50 Sekunden.

Dahinter rangierte eine vierköpfige Oreca-Armada, angeführt von Jody Firth (TDS-Nissan), der ungefähr eine Sekunde Rückstand auf seinen Frontmann hatte. Intern gestalteten sich die Abstände wiederum erheblich geringer. Michael Frey (Race-Performance-Judd) ergatterte Klassenrang vier vor Lucas Ordoñez (Signatech-Nissan) und Dominik Kraihamer (Boutsen Energy Racing). Auf den verbleibenden Rängen landeten Pecom, RML und Oak Racing.

Phil Keen (Neil Garner Motorsport) ließ in der Kategorie Formula Le Mans nichts anbrennen und tütete mit 1:58,143 Minuten die Poleposition ein. Kyle Marcelli war knapp eine Sekunde langsamer und belegte Platz zwei vor Jordan Grogor (Genoa Racing). Julien Schnell – Stallgefährte von Mirco Schultis, der dieses Wochenende bereits den Fahrertitel klarmachen kann – wurde Letzter.

BMW nicht zu stoppen

In der GTE-Wertung zementierte BMW, was sich in den Trainingssitzungen bereits abzeichnete: Die Bayern sind eine Bank. Augusto Farfus erkämpfte mit 2:01,768 Minuten entsprechend die Poleposition. Zwar stand Andy Priaulx seinem Teamkollegen drei Zehntelsekunden nach, doch der Lokalmatador rundete das Ergebnis für die deutsche Werksmannschaft somit perfekt ab. Toni Vilander biss sich an der geschlossenen BMW-Aufstellung die Zähne aus und sicherte sich mit einem Rückstand von neun Zehnteln einer Sekunde Klassenposition drei.

Marc Lieb (Felbermayr-Porsche) verteidigte die Ehre des Weissacher Pferdes und staubte Platz vier ab. „Meine Runde war nicht perfekt, aber sehr gut“, gab Lieb im Anschluss zu Protokoll. „Mit dem vierten Startplatz können wir zufrieden sein. Vor allem sieht man, dass wir von den Rundenzeiten her jetzt deutlich näher an die Ferrari herangerückt sind. Das ist sehr positiv. Aber das Wichtigste kommt erst morgen: ein sechs Stunden langes Rennen.“

Indes räumte Markenkollege Nicolas Armindo (IMSA-Porsche) in der Amateurliga die Poleposition ab. Zweiter wurde der Proton-Porsche in den Händen von Patrick Long, Dritter der CRS-Ferrari, gesteuert von Tim Mullen. Keine gezeitete Runde glückte der Larbre-Corvette.

Das Sechs-Stunden-Rennen startet morgen um 11.35 Uhr westeuropäischer Zeit. Zuvor steht den Protagonisten um neun Uhr ein 20-minütiges Warm-up zur Verfügung.