VLN: Karl Mauer rechtfertigt Vorgehensweise der Rennleitung

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Nach einem Sturm der Entrüstung reagiert die VLN-Organisation auf die Kritik nach dem fünften Lauf. Geschäftsführer Karl Mauer rechtfertigt die Vorgehensweise der Rennleitung, die über fünfzig Gelbverstöße in der Qualifikation ahndete. Dennoch räumen die Verantwortlichen ein, solch eine Situation dürfe sich nicht wiederholen.

Die VLN-Organisation reagiert auf die Empörung im Fahrerlager nach dem ADAC-Reinoldus-Langstreckenrennen. In einer Presseaussendung rechtfertigt Geschäftsführer Karl Mauer die Vorgehensweise der Sportkommissare, welche im Anschluss an die Qualifikation über fünfzig Code-60-Vergehen unter Doppelgelb ahndeten, wodurch sich der Start um ungefähr zwei Stunden verzögerte.

Diese Verkürzung der Veranstaltung stelle „einen Kollateralschaden“ dar, der sich nicht wiederholen dürfe. „Hier wurden Teams benachteiligt, deren Fahrer sich reglementskonform verhalten haben“, räumt Mauer ein. „Diesen Teams und Fahrern gebührt die Entschuldigung der VLN-Verantwortlichen ohne Wenn und Aber.“ Zugleich erläutert der Geschäftsleiter der Veranstaltergemeinschaft, warum diese Maßnahmen gleichsam alternativlos waren.

Eine Kollektivstrafe verbiete sich demnach aus „Pflicht zur individuellen Betrachtung jedes einzelnen Falles“, da jedem Teilnehmer die Möglichkeit eröffnet wird, Stellung zu beziehen. „Die Rennleitung erhält zunächst eine Information über einen potenziellen Verstoß gegen existierende Regeln“, erklärt Mauer. „Daraufhin analysiert sie den Vorfall, gegebenenfalls auch unter Rücksprache mit den entsprechenden Sportwarten, und legt eine Ahndung nach Maßgabe der einschlägigen Regularien fest.“

Überdies sei es ausgeschlossen, die Strafen erst während des Rennens auszusprechen. „Nicht im Einklang mit den in der VLN-Ausschreibung 2014 festgelegten Strafen für entsprechende Verstöße im Training (Anm. d. Red.: Artikel 7.3)“, fügt Mauer hinzu, dessen Kollegen letzten Endes das Ziel verfolgten, den Wettbewerb wenigstens über jene Distanz auszutragen, damit die volle Punktzahl an die Protagonisten vergeben werden kann.

Mauer: „Am Ende ist der Teilnehmer der primär Schuldige“

Zudem stellt Mauer eine These auf, warum es zu solch einer frappanten Anzahl von Vergehen kam. „Grundsätzlich neigt der Mensch dazu, Limits kompromisslos auszunutzen oder gar zu überschreiten“, meint der VLN-Chef. „Angeblich war das ja schon beim ersten Menschen so. Dazu kommen individuelle und situationsbezogene Gründe wie etwa das Nichterkennen von Flaggensignalen, das Passieren einer Gefahrensituation in der Kolonne oder Ähnliches.“ 

Ferner problematisiert Mauer die zunehmende Professionalisierung der Langstreckenmeisterschaft auf der Nürburgring-Nordschleife, die den Konkurrenzdruck erhöhe. „Natürlich ist am Ende der Teilnehmer immer der primär Schuldige“, ergänzt Mauer. „Nach meiner Beobachtung bringen aber die aktuelle Struktur des Teilnehmerfeldes und eine zunehmende Professionalisierung auch des Breitensports eine Wettbewerbssituation mit sich, die den erfolgsorientierten Teilnehmer zu einer progressiveren Fahrweise zwingt.“ 

Die Doppelgelb-Regelung per se stelle Mauer allerdings nicht in Frage, lediglich deren Umsetzung müsse optimiert werden. „Dieses System wurde als letztes Instrument eingeführt, um Menschen wie Sportwarte, Helfer oder Fahrer in kritischen Situationen zu schützen“, bekräftigt Mauer. „An dieser Zielsetzung müssen wir festhalten. Die Herausforderung besteht darin, das System weiter zu verbessern und noch sensibler an die Erfordernisse des Rennbetriebs anzupassen.“ 

Infolge des fünften Saisonrennens entfesselten die Ereignisse am vergangenen Samstag einen regelrechten Sturm der Entrüstung. Fahrer und Teamchefs monierten die Maßnahmen der Rennleitung, erwägen gar einen Ausstieg, nur eine Minorität gestand den Fehler ein. Landgraf Motorsport und Uwe Alzen Automotive zogen ihre Nennung gar zurück, Bonk Motorsport eines seiner Fahrzeuge. Andere thematisierten wiederum die Defizite des Code-60-Konzepts.