Nürburgring: Audi meistert Endurance-Wochen triumphal

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Sieben Tage nach dem Triumph in Le Mans hat Audi auch den Sieg beim 24-Stunden-Rennen davongetragen. Abermals verhalfen Kostanz und Standfestigkeit dem Konstrukteur aus Ingolstadt zum Erfolg. Phoenix Racing bezwang letzten Endes die Mercedes-Benz-Konkurrenten von Black Falcon und Rowe Racing.

Audis Domäne bleibt die Langstrecke. Binnen einer Woche hat die Marke mit den vier Ringen ihren Status als Branchenprimus im Bereich Sportwagen zementiert. Nur sieben Tage nach dem Triumph beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans obsiegte der bayrische Konstrukteur auch beim Eifel-Marathon. Nach der misslungen Titelverteidigung im letzten Jahr holte Phoenix Racing die Trophäe wieder nach Ingolstadt.

Der Pfad zum Erfolg in der Vulkaneifel ähnelte dem entlang der Sarthe. Obzwar die Favoritenanalysen Audi zweifelsohne zu einem der Aspiranten auf den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring erklärten, war Phoenix Racing keineswegs die schnellste Mannschaft auf dem Traditionskurs im Schatten der Nürburg. Stattdessen verhalfen abermals Konstanz und Standfestigkeit zum Sieg – die Audi-Kompetenz eben.

Dem Audi-Quartett Christian Mamerow, Christopher Haase, René Rast und Markus Winkelhock gelang schlussendlich eine weitgehend fehlerfreie Darbietung. „Wir haben an diesem Wochenende einen echten Klassiker gesehen, in dem es um alle Qualitäten des Langstreckensports ging: erstklassige Technik, zuverlässige Fahrer, eine gute Strategie und eine geschlossene Teamleistung“, resümiert Kundensportleiter Romolo Liebchen.

Entscheidende Phase in den Morgenstunden

Der Antagonist, den es am vergangenen Wochenende zu schlagen galt: die Titelverteidiger von Black Falcon und Mercedes-Benz. Andreas Simonsen, Lance David Arnold, Jeroen Bleekemolen und Christian Menzel wählten eine vergleichbare Herangehensweise wie Konterpart Audi. Die schwarzen Falken drängten sich in der tumultuarischen Anfangsphase nicht in den Vordergrund, sondern taten sich mit Beständigkeit hervor. 

Die entscheidenden Szenen ereigneten sich letzten Endes in den Morgenstunden. Zunächst manövrierte sich Black Falcon auf die Siegerstraße, aber Kontrahent Mamerow zeigte sich willens, die Konstellation zu seinen Gunsten zu korrigieren. Im direkten Duell gewann der Audi-Athlet die Oberhand, aber postwendend unterlief ihm ein Fauxpas: ein Dreher in Kurve elf. Damit gelangte Mercedes-Benz vorläufig wieder in die Führungsrolle.

Doch Phoenix Racing wendete die Partie neuerlich. Beim nachfolgenden Boxenbesuch mussten die Schwarzen Falken die Bremsbeläge wechseln, womit das Mercedes-Benz-Gespann kostbare Zeit einbüßte. Somit war der Würfel gefallen. Hinfort baute Audi seinen Vorsprung peu à peu aus und kreuzte die Ziellinie letztlich mit zirka drei Minuten Vorsprung als Sieger – der zweite Triumph für den süddeutschen Hersteller.

Winkelhock: „Rundenrekord zeigt, wie hoch Leistungsdichte in diesem Jahr war“

Obendrein stellte Audi einen neuen Distanzrekord auf: 159 Mal umkreisten Mamerow, Haase, Rast und Winkelhock die Nürburgring-Nordschleife. „Der neue Rundenrekord zeigt, wie hoch die Leistungsdichte in diesem Jahr war“, zieht Winkelhock Bilanz. „Von der ersten bis zur letzten Runde bin ich immer volle Attacke gefahren, immer am Anschlag. Es war ein sehr, sehr hartes Rennen. Drei, vier Stunden vor Schluss hat sich dann abgezeichnet, dass wir auf Podiumskurs liegen und vielleicht sogar gewinnen können.“ 

Stallgefährte Mamerow formuliert ein identisches Fazit. „Phoenix gehört schon länger zu den siegfähigen Teams“, urteilte der Pilot aus Castrop-Rauxel, welcher in der Qualifikation am Freitagnachmittag bereits die dritte Startposition erkämpfte hatte. „In der Vergangenheit hat aber öfters das berühmte Quäntchen Glück gefehlt. Diesmal hat alles gepasst, angefangen mit der Supervorbereitung, die das Team geleistet hat. Und wir als Fahrer haben alles gegeben.“ 

Konkurrent Black Falcon räumt wiederum ein, phasenweise nicht mit Audi Schritt halten zu können. „Wir hatten natürlich auf den Sieg gehofft und waren auch dicht dran – aber Audi war etwas schneller“, gesteht Bleekemolen, dessen Truppe den Pokal nicht verteidigen konnte. „Wir haben über das Rennen gesehen nicht viel Zeit verloren, da wir alle gut und konstant gefahren sind.“

Rowe Racing und Black Falcon verlieren je einen Flügeltürer 

Derweil komplettierten die Markenkollegen von Rowe Racing das Podium und knüpften somit an die Leistung aus der zurückliegenden Saison an. „Das ist ein toller Moment für mich und natürlich das ganze Team“, freut sich Chef Michael Zehe. „Wir haben mit dieser Leistung bewiesen, dass wir auch als Privatteam mithalten können. Aber auch die Vergangenheit hat schon gezeigt, dass wir mit einer konstanten Leistung vorne reinfahren können. Vor allem hatten wir jede Menge Spaß.“

Mit ihm auf dem Stockerl jubelten Christian Hohenadel, Nico Bastian und Maro Engel. Für die Kollegen Klaus Graf, Jan Seyffarth, Thomas Jäger und Richard Göransson endete die Wettfahrt dagegen jählings. Aufgrund einer Kollision wurde das Heck der Karosserie schwer beschädigt. Bei der Ankunft in die Box schoben die Mechaniker den Silberpfeil umgehend in die Garage und anschließend ins Teamzelt – die Aufgabe.

Auch das Black-Falcon-Schwesterfahrzeig erreichte das Ziel nicht. Abdulaziz bin Turki, Al Faisal, Hubert Haupt, Adam Christodoulou und Yelmer Buurman mussten den Wettbewerb ebenfalls nach einem Zusammenstoß vorzeitig beenden. Zur Halbzeit kollidierte die Mercedes-Benz-Truppe unverschuldet mit einem Aston Martin. Bis dato behauptete sich die zweite Besatzung der schwarzen Falken stets unter den besten Zehn.

Audi – der Triumphator der Endurance-Wochen

Um diese Analogie fortzusetzen: Dem zweiten Ensemble von Phoenix Racing widerfuhr dasselbe Schicksal. Marc Basseng, Marcel Fässler, Frank Stippler und Laurens Vanthoor zogen sich gleichermaßen infolge eines Unfalls zurück. Beim Anbremsen der Hohenrain-Schikane verlor Basseng die Kontrolle über seinen Audi-Sportwagen, woraufhin er zunächst zweimal in die Leitplanke und anschließend in die Reifenbarriere einschlug. Basseng erlitt allerdings keinerlei Blessuren. 

Nichtsdestotrotz ist Audi während der Endurance-Wochen im Juni das Bravourstück geglückt – der Sieg in Le Mans und auf dem Nürburgring. Im Département Sarthe bezwang Joest Racing in einem ereignisreichen Wettstreit Rekordsieger Porsche sowie Hauptfavorit Toyota. Am darauffolgenden Wochenende triumphierte Phoenix Racing beim Gipfeltreffen der GT3-Szene. Ende Juli eröffnet sich eine weitere Möglichkeit, bei einem der europäischen Klassiker zu reüssieren: dem 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps.