Tipps der Redaktion: Wer triumphiert in der Eifel?

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Analysen der Favoritenkonstellation neigen gegenwärtig dazu, Marc VDS Racing und BMW zum Hauptanwärter auf den Sieg beim 24-Stunden-Rennen zu deklarieren. Doch einige unsere Autoren äußern Skepsis. Wer triumphiert beim GT3-Kräftemessen auf dem Nürburgring? Audi, Mercedes-Benz oder doch Aston Martin?

Marc VDS Racing und BMW. Wer soll diese Kombination beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring stoppen? Obwohl über deren Favoritenstellung ein Konsens in der SportsCar-Info-Redaktion herrscht, äußern die Autoren gleichermaßen Skepsis. Alternative Prognosen räumen Aston Martin aussichtsreiche Chancen ein, aber ebenso Audi und Mercedes-Benz. Die Tipps zur GT3-Machtprobe auf dem Traditionskurs in der Eifel.

Maximilian Graf: Die alljährliche Aventürefahrt in den Eifelwäldern gleicht mittlerweile einem Gipfeltreffen der GT3-Riege. Auch in dieser Saison wetteifern im Schatten der Nürburg fast sämtliche Hersteller jener Klasse um den Sieg beim 24-Stunden-Rennen. Andere treten wiederum lediglich mit werksseitiger Unterstützung an. Angesichts dieser Konstellation bereitet es Schwierigkeiten, über die Favoritensituation zu urteilen.

Gleichwohl tut sich ein Rennstall hervor: Mit der Berufung Uwe Alzens und Maxime Martins in den Fahrerkader haben Marc VDS Racing und BMW unmissverständlich signalisiert, den Triumph beim diesjährigen Marathon auf der Nürburgring-Nordschleife davontragen zu wollen. Derweil hat Audi nach der Niederlage im letzten Jahr wieder Aspirationen, den Wettstreit als Sieger zu beenden. Exponent im Lager der Ingolstädter: Phoenix Racing.

Und die Herausforderer? Die Kultmannschaft von Frikadelli Racing verfügt zweifelsohne über die Fertigkeiten, um Spitzenpositionen zu kämpfen, was der VLN-Erfolg im April abermals bewies. Obendrein stellt Porsche der Truppe um Klaus Abbelen mit Patrick Pilet einen Werksfahrer zur Verfügung. Aber auch Aston Martin demonstrierte im Vorjahr, eine Nebenrolle als Außenseiter nicht zu akzeptieren. Stattdessen formuliert der britische Konstrukteur seinerseits die Maßgabe, die oberste Podeststufe zu erklimmen. Ein realistisches Ziel.

Der Geheimfavoriten: Nissan und die GT-Akademie. In der Vergangenheit hat Nismo mit Godzilla bereits sein Können angedeutet. Bei der Machtprobe in der Vulkaneifel verstärken zudem Sportwagen-Tausendsassa Lucas Ordóñez und der ehemalige Formel-1-Fahrer Nick Heidfeld das Aufgebot. Überdies hegt McLaren mit Dörr Motorsport offensichtliche Ambitionen. Kévin Estre, Álvaro Parente, Tim Mullen, Peter Kox oder Sascha Bert – allesamt namhafte GT-Athleten, aber genügt dies für den großen Coup?

Ralf Kieven: Uwe Alzen und Maxime Martin auf einem Werkswagen: Wer kann dazu schon nein sagen? Mit insgesamt vier stark besetzten Z4 GT3 ist BMW für viele der haushohe Siegfavorit. Zudem behaupten böse Zungen, ein Triumph der Bayern in der Eifel sei politisch so gewollt, nachdem sich Porsche, Audi und Mercedes-Benz die Pokale in den letzten drei Jahren brüderlich geteilt haben.

Aber meiner Meinung nach sind 2014 die Chancen für einen Außenseitersieg so gut wie lange nicht mehr. Nissan und McLaren machen mit schnellen Besatzungen ernst, und die Japaner werfen gleich vier Wagen in die Arena. Aber ein Hersteller bringt sich still und heimlich aus dem Rückraum in Position.

Aston Martin ist seit Jahren intensiv rund um die Nürburg aktiv. Zwar starteten die Briten vornehmlich mit GT4-Modellen ihres Vantage-Renners, aber die Datenmenge, auf die der Traditionshersteller zurückgreifen kann, ist immens. Zudem starten die Briten mit dem gleichen starken Fahrertrio, welches schon bei der letztjährigen Ausgabe für Augen, groß wie Suppenschüsseln gesorgt hatte. Am Abend des 24-Stunden-Rennens 2013 hatte der blau-gelbe Aston Martin die Führung übernommen und der Rekordsieger Pedro Lamy erteilte der versammelten Nordschleifen-Elite eine Unterrichtseinheit in Sachen schnelles Fahren.

Wer weiß, was passiert wäre, wenn der große Regen ausgeblieben wäre. Glaubt man den Wetter-Propheten, bleibt die Wetterlage aber in diesem Jahr beständig. Darum wage ich den Tipp: Pedro Lamy, Stefan Mücke und Darren Turner schaffen die Sensation und gewinnen die 42. Ausgabe des 24-Stunden-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife.

Daniel Stauche: Ich denke, in diesem Jahr ist es wieder Zeit für einen neuen Sieger am Ring – und dieser heißt: Aston Martin. Die Briten haben schon im vergangenen Jahr angedeutet, zu was sie im stande sind. An dieser Stärke hat sich nichts geändert. Egal, in welche Rennserie man schaut, es findet sich ein Aston Martin auf den vorderen Rängen, sei es in der britischen GT oder zuletzt in Le Mans.

Dies liegt zum einen an der professionell aufgestellten Werksmannschaft von Prodrive, andererseits an den gut ausgewählten Fahrern. Mit Darren Turner und Stefan Mücke geht das Stammduo der letzten Jahre auch gemeinsam auf die Nordschleife. Die beiden kennen sich sehr gut und können deshalb auch ihr Auto optimal abstimmen. Dritte Kraft wird Pedro Lamy sein, der weiß, wie man in der Eifel gewinnt.

Allerdings wird es keineswegs leicht für die Einzelkämpfer. Die Konkurrenz hat ebenso starke Mannschaften rekrutiert. Gerade auf BMW muss man achten, die sich im vergangenen Jahr nur ganz knapp geschlagen geben mussten. Aber auch Audi hat vor allem mit Frank Stippler, Laurens Vanthoor, Marcel Fässler und Marc Basseng ein extrem stark besetztes Auto.

Daniel Schnichels: Für mich ganz klarer Favorit: BMW. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der bayrische Konstrukteur vier jeweils so hochkarätig besetzte Autos in die Eifel geschickt hat. Die Fahrerpaarungen sind so ausgeglichen, dass zumindest theoretisch beide Z4 GT3 von Schubert und Marc VDS um den Sieg kämpfen müssten. Die Speerspitze bildet jedoch der Bolide mit der Startnummer 25: Maxime Martin, Jörg Müller, Uwe Alzen und Marco Wittmann.

Sofern dem Quartett die Technik des GT3-Wagens keinen Streich spielt, schnappt sich diese Abordnung den Sieg. Wir alle erinnern uns noch an den Husarenritt Martins in der finalen Phase des 24-Stunden-Rennens im letzten Jahr. Dazu Nordschleifen-Spezialist Uwe Alzen, der jede Ecke des Asphaltbands in der Eifel kennt. An diesem Wagen führt am kommenden Wochenende kein Weg vorbei. Vor allem macht der überragende Auftritt seitens BMW beim Qualifikationsrennen Mut, dass der Sieg nochmals nach Bayern wandert.

Doch auch die Titelverteidiger von Black Falcon habe ich ganz oben auf dem Zettel. Dass der Mercedes-Benz-Rennstall bestens aufgelegt ist, zeigte die Trupe nicht zuletzt beim vierten Lauf der VLN-Langstreckenmeisterschaft. Doch auch HTP Motorsport stellt eine starke Flügeltürer-Abordnung.

Der Audi R8 LMS ultra fühlt sich in der Eifel pudelwohl. Sowohl Phoenix Racing als auch Abt Racing streben mit jeweils zwei Boliden einen neuerlichen Audi-Gesamtsieg an. Der Fahrerkader mit der Bezifferung drei gilt für mich als ein heißer Anwärter auf den Sieg in der 42. Auflage des Langstreckenklassikers.

Porsche zählt für mich erstmals nicht zu den Mitfavoriten um den Sieg, dies liegt vor allem daran, dass Olaf Manthey dieses Jahr den gelbgrünen Neunelfer in der Garage lässt. Bei Manthey müsste man meiner Meinung nach hoffen, dass die Favoriten sich gegenseitig eliminieren, denn aus eigener Kraft schafft es der Meusphater-Rennstall nicht aufs Stockerl. Frikadelli und Falken traue ich höchstens den Sprung aufs Podium zu.

Tim Keuler: Ich habe lange überlegt, wer für mich der Favorit auf dem Nürburgring ist. Der Ring hat seine eigenen Gesetze, das sollte so ziemlich jedem bekannt sein. Mercedes-Benz wird es in diesem Jahr schwer haben, die begehrte Startnummer eins zu verteidigen. Auch wenn Rowe mit einer Pole-Zeit von 8:01 Minuten in der Qualifikation zum zweiten VLN-Lauf bewies, dass auch der SLS vom Speed nicht mehr so hinterherhinkt wie im vergangen Jahr noch. Das große Plus der Schwaben: Der Flügeltürer gilt als Panzer, der nahezu unzerstörbar scheint. Die Zuverlässigkeit ist meiner Meinung nach der einzige Trumpf, der stechen könnte.

BMW geht in diesem Jahr aufs Ganze. Nach zwei misslungenen Anläufen haben die Münchner mit der Mannschaft Uwe Alzen, Marco Wittmann, Jörg Müller und Maxime Martin alles aufgefahren, was möglich war, wobei die Schwesterfahrzeuge nicht minder stark besetzt sind. Wenn die Autos halten, und das sollten die Z4 GT3 im nun dritten Anlauf auf den Gesamtsieg, tippe ich auf Marc VDS mit der Startnummer 25.

Da es erwartungsgemäß wieder einmal auf ein 24-stündiges Sprintrennen hinaus laufen wird, ist mein Geheimtipp die Mannschaft von Klaus Abbelen. Frikadelli Racing hat sich in den vergangenen Jahren langsam aber sicher in meinen Augen zu Porsches Speerspitze entwickelt. Die erfahrene Truppe hält sich meist aus allem heraus und könnte so am Ende den großen Wurf landen.

Nick Preylowski: Wer das 24-Stunden-Rennen dieses Jahr gewinnt, ist für mich klar. Nach Porsche, Audi und Mercedes-Benz gewinnt BMW den Langstreckenklassiker. BMW hat bei den VLN-Läufen gezeigt, dass das Auto gut funktioniert und vor allem über die Distanz immer stärker wird.

BMW intern, setze ich auf Marc VDS Racing mit der Startnummer 25. Mit Uwe Alzen hat das Team einen der schnellsten Piloten auf der Nordschleife. Sollte es während des Rennens anfangen zu regnen hat sich die Mannschaft Regenkönig Maxime Martin ins Boot geholt.

Herausforderer des BMW-Aufgebotes ist für ich die Phoenix-Truppe. Mit Frank Stippler, Laurens Vanthoor, Marcel Fässler und Marc Basseng hat die Truppe, wie die Marc-VDS-Mannschaft, eine sehr ausgeglichene Fahrerbesatzung. Mein Geheimtipp ist Aston Martin. Die Mannschaft könnte den Favoriten gehörig in die Suppe spucken, wenn sie die gleiche Performance wie im letzten Jahr zeigen. Die Fahrerbesetzung Pedro Lamy, Stefan Mücke und Darren Turner sollte zudem eine der stärksten im GT3-Feld sein.