VLN: Ein heißer Samstag

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Bei strahlendem Sonnenschein traten die Akteure der VLN-Langstreckenmeisterschaft zum 53. ADAC-Reinoldus-Langstreckenrennen an. Aber nicht nur die Lufttemperatur war heiß. Auch auf der Strecke ging es heiß zur Sache. SportsCar-Info blickt auf den Rennsamstag zurück.

Kurz vor dem Ende des morgendlichen Qualifikationstrainings wagte die versammelte VLN-GT3-Elite noch einmal einen Angriff auf die Trainingsbestzeit. Patrick Pilet hatte im Frikadelli-Porsche am frühen Morgen direkt am Anfang der Qualifikation mit einer 8:10,901 Minuten die vorläufige Bestzeit herausgefahren. Diese Rundenzeit hatte bis kurz vor dem Schluss der Session bestand an der Spitze.

Am Ende reichte sie immer noch für den fünften Startplatz. Uwe Alzen aber brannte im BMW Z4 seines Teams eine Fabelzeit in den Eifler Asphalt. Mit 8:02,418 Minuten unterbot der Routinier den erst im letzten Lauf aufgestellten Rekord von Frank Stippler um über eine halbe Minute. Allerdings verteilt der Betzdorfer diese Fabelrunden nur in homöopathischen Dosen. Im Rennen fuhr er seine schnellsten Runde in 8:11,916 Minuten.

Das reichte freilich, um die Konkurrenz zunächst auf Distanz zu halten. Eine Stop-and-Go-Strafe pulverisierte den Vorsprung den sich Alzen erarbeitet hatte und seine Teamkollegen Phillip Wlazik und Alexandros Margaritis sahen sich bei ihren Stints im engen Kampf mit den beiden Porsches von Frikadelli Racing und Falken Motorsport. Um kurz vor drei Uhr rollte der Bayern-Brummer im  Bereich Galgenkopf auf drei Rädern aus. Kurz zuvor hatte das Trio die Führung zurückerobert.

Starke Porsche-Teams, Phoenix mit Pech

Von dem Ausfall profitierte die Frikadelli-Truppe mit Klaus Abbelen, Patrick Huismann und Porsche-Leihgabe Pilet. Die Truppe musste diesmal ohne Sabine Schmitz auskommen, die mit Knieproblemen eine Rennpause einlegte. Der rot-weiße Elfer aus Barweiler fuhr ein weitgehend unbeschadetes Rennen und hatte nach dem Ausfall des Alzen-Trios freie Bahn zum ersten Sieg des Teams seit der Gründung vor acht Jahren.

Ein überwältigter Teamchef Abbelen nach dem Rennen: „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, nach acht Jahren endlich den ersten Sieg einzufahren. Unser Team hat wie immer einen perfekten Job gemacht und uns ein sehr gutes Auto bereitgestellt. Unseren beiden Patricks waren im Rennen unglaublich flott unterwegs und auch an der Strategie gab es nichts auszusetzen – wir haben verdient gewonnen.“

Dabei wäre der Traum fast schon in der ersten Runde ausgeträumt gewesen. Auf der Grand-Prix-Strecke gab es vor der Warsteiner-Kurve eine Kollision mit dem Phoenix-Audi der Stuck-Brüder Johannes und Ferdinand sowie Frank Stippler, die den Audi weit zurückwarf. Der Frikadellen-Elfer konnte seine Fahrt aber unbeschadet fortsetzen.

Im Audi hingegen starteten Ferdinand und Johannes Stuck und Frank Stippler eine fulminante Aufholjagd. Vor allem Stippler sorgte im Mittel-Abschnitt des Rennens mit konstant schnellen Rundenzeiten dafür, dass der blau-weiße Ringträger wieder in den Kampf um die Spitze eingreifen konnte. Ein weiterer Zwischenfall kurz vor Rennende beendete aber die Hoffnung auf eine Platzierung auf dem Podium.

Auf Position zwei fahrend, rauschte dem Audi ein BMW-Serienwagen ins Heck, als beide in eine Code-60-Zone hinein bremsen mussten. „Das war total ärgerlich, zumal in der Fuchsröhre bereits die Warnlampe eingeschaltet war“, meinte dazu Johannes Stuck, der zu dem Zeitpunkt am Steuer saß. Am Ende musste sich die Phoenix-Truppe mit dem vierten Rang zufrieden geben.

Profiteur der Angelegenheit war die Wochenspiegel-Truppe rund um Georg Weiss. Neben den Stammfahrern Michael Jacobs und Oliver Kainz war wie beim 24-Stunden-Rennen Jochen Krumbach zu Gast auf dem Porsche 911 RSR, da der grün-gelbe Dicke abermals pausierte. Teamchef Weiss dazu auf Facebook: „Manchmal kommt es anders als man denkt. Das war nach langer Zeit noch mal ein toller Tag. Danke an die Manthey-Jungs und natürlich an die Kutscher: Oliver Kainz, Michael Jacobs und Jochen Krumbach.“

Vor dem Elfer kam dann doch noch ein BMW als Zweiter auf das Podium. Das Schubert-Junior-Trio Max Sandritter, Dominik Baumann und Abdulaziz Al Faisal schlug sich bei der ersten gemeinsamen Ausfahrt in der VLN gut. Die Drei fuhren ein unauffälliges Rennen ohne Probleme und profitierten am Ende auch von den Ausfällen der starken Konkurrenten, wie dem Alzen-Team, dem Falken-Porsche, der nach einem Unfall, bei Rennmitte auf Podiumskurs liegend, die Segel streichen musste und nicht zuletzt auch von dem Pech des Phoenix-Audis.

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In der Meisterschaft nichts Neues

Christoph Breuer, Elmar Deegener und Dieter Scmidtmann holten ihren vierten Sieg in der Klasse SP3T und konnten ihre Führung in der Meisterschaft weiter ausbauen. Die drei profitieren derzeit davon, dass sich in den teilnehmerstärksten Klassen, V6 für Serienwagen bis dreieinhalb Litern Hubraum und dem Opel Astra OPC Cup, keine Seriensieger herauskristallisieren und die Teilnehmer sich die Punkte gegenseitig wegnehmen.

Einen Patzer darf sich aber auch das Raeder-Gespann nicht leisten. Die Verfolger liegen in Schlagdistanz und das Streichergebnis ist de facto nach der Halbierung der Punkte im letzten Lauf verbraucht.  

Dicke Luft am Vorabend

Erhitzte Gemüter gab es bereits am Freitagabend vor dem Rennen. Rowe Racing hatte per Pressemitteilung und auf Facebook verkündet, seine beiden Mercedes-Benz SLS AMG GT3 zurückzuziehen. Als Grund gab Teamchef Michael Zehe an, dass man sich durch die derzeitige Balance of Performance im Nachteil sehe.

Besonders Porsche und Audi seien nach den umfangreichen Updates im Winter im Vorteil. Als Beweis gab Zehe die schnellen Runden von Frank Stippler im Phoenix-Audi und Norbert Siedler im Timbuli-Porsche beim letzten VLN-Lauf an. Die Flügeltürer seines Teams und die BMW Z4 hingegen seien nicht in der Lage bei diesen Zeiten mitzuhalten.

Freilich wusste Zehe zum Zeitpunkt des Rückzugs noch nicht, zu was ein Uwe Alzen im angeblich unterlegenen Bayern-Boliden zu leisten imstande ist. Nichtsdestotrotz hofft Zehe auf eine bessere Einstufung vor dem Sechs-Stunden-Rennen Ende August. Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht. Immerhin ist Rowe auch einer der Seriensponsoren der VLN und von Seiten der Veranstalter will man sich dem Vernehmen nach für die Sternenkrieger einsetzen. Das letzte Wort hat allerdings der Technik-Ausschuss des ADAC Nordrhein.