Le Mans: Porsche stolpert zum Gesamtsieg, DC Racing verpasst Sensation

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Brendon Hartley, Timo Bernhard und Earl Bamber haben für Porsche die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. In einem schon jetzt als „Materialschlacht“ titulierten Rennen waren die Gesamtsieger schon lange abgeschrieben gewesen und DC Racing hätte beinahe mit einem möglichen LMP2-Gesamtsieg für eine Sensation sorgen können. Auch die GTE-Pro-Kategorie faszinierte mit engen Kämpfen bis in die letzte Runde.

Porsche hat die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. In einem von Dramen geprägten Rennen behielten die Zuffenhausener am Ende die Oberhand gegenüber der Konkurrenz und Earl Bamber, Timo Bernhard und Brendon Hartley verhinderten damit einen Sensationssieg für das LMP2-Team DC Racing, wo Ho-Pin Tung, Oliver Jarvis und Thomas Laurent mit einem trotz alledem bemerkenswerten zweiten Gesamtrang das Rennen beenden.

Das Podium vervollständigt mit Nelson Piquet jr., Mathias Beche und David Heinemeier Hansson für Rebellion Racing eine weitere LMP2-Truppe. In der GTE-Pro-Kategorie lieferten die Protagonisten extrem enge Kämpfe über die gesamte Renndistanz. Noch in den letzten beiden Rennrunden kämpften Jordan Taylor in der Corvette und Jonathan Adam für Aston Martin Racing beinahrt, wobei Adam das bessere Ende für sich und seine Teamkollegen Darren Turner und Daniel Serra hatte.

GTE-Pro-Kampf bis zur letzten Runde

Taylor humpelte mit einem in Folge des Kampfes havarierten Auto die letzte Runde zur Ziellinie und musste letztlich mit dem dritten Klassenrang vorlieb nehmen, noch überholt von dem Ford GT von Andy Priaulx, Harry Tincknell und Luis Felipe Derani. Der einzig verbliebene Werksporsche in der GTE-Pro beendete das Rennen auf Rang vier.

Bei den GTE-Amateuren holte sich JMW Motorsport den Klassensieg. Dries Vanthoor, Robert Smith und William Stevens setzten sich im Ferrari gegen das Team Spirit of Race sowie die Scuderia Corsa durch und machten damit einen lupenreinen Ferrari-Dreifachsieg in der GTE-AM perfekt.

Vom Start an waren Toyota und Porsche immer nah beieinander. Dank eines kürzeren ersten Boxenstopps hatte Sebastien Buemi die Führung vor Teamkollege Mike Conway übernommen. Porsche reihte sich an drei und vier in Schlagdistanz ein und der dritte Toyota erlangte recht schnell einen deutlichen Rückstand an fünfter Position. Der sechste LMP1-Prototyp von Bykolles schaffte nach einem Zwischenfall in der ersten Runde lediglich sieben Umläufe und wurde frühzeitig aus dem Rennen zurückgezogen.

Das Rennen entwickelte sich zur Standfestigkeitsprobe

Nach dreieinhalb Rennstunden begann dann die Materialschlacht, die das diesjährige Rennen zeichnen sollte. Earl Bamber kam nach Problemen mit der Hybrideinheit an die Box. Ein Elektromotor an der Vorderachse hatte den Dienst quittiert, über eine Stunde verlor die Mannschaft an der Box und nahm das Rennen mit 15 Runden Rückstand wieder auf. Somit schien lediglich noch ein Porsche im Kampf um den Gesamtsieg beteiligt zu sein.

Gegen Ende des ersten Renndrittels begann dann das Drama um Toyota. Zunächst rapportierte Buemi ein Fremdgeräusch und musste nachdem man sich zwischenzeitlich entschieden hatte, auf der Strecke zu bleiben, letztendlich doch die Box aufsuchen. Ein beinahe analoger Defekt zu dem von Bambers Porsche einige Stunden zuvor wurde auch beim Toyota diagnostiziert, die Reparaturpause dauerte noch um einiges Länger als bei Porsche.

Damit hatte auch Toyota auch ein Auto für die Gesamtführung verloren. Als nach Mitternacht erstmals das Safety-Car nach einem Zwischenfall mit einem Ford GT auf der Strecke unterwegs war, bahnte sich das nächste Chaos an. Beim Restart konnte Kamui Kobayashi nicht beschleunigen und musste das Auto später kurz vor der Boxeneinfahrt mit einem Kupplungsdefekt abstellen.

Der LMP2-Sensationssieg war mehr als nah

Als dann noch kurze Zeit später Nicolas Lapierre nach einem Kontakt beim Überrunden das Auto beschädigte und der TS050 kurze Zeit später aufgrund der Beschädigung Feuer fing, waren alle Hoffnungen der Japaner, nach dem Drama im vergangenen Jahr in diesem Jahr den Gesamtsieg davon tragen zu können, begraben. Der führende Porsche von André Lotterer, Neel Jani und Nick Tandy schien das Rennen lediglich noch zu Ende fahren zu müssen.

Doch auch das klappte nicht. Nach etwa zehn Stunden, in denen der 919 Hybrid verlässlich seine Runden drehte, zeigten die Bilder den Porsche urplötzlich in langsamer Fahrt unterwegs. Lotterer, der das Auto kurz vorher übernommen hatte, schleppte den LMP in Schleichfahrt noch die gesamte Hunaudières-Gerade hinunter, musste dann das Auto aber abstellen. Der Öldruck war zusammengeklappt, der Verbrennungsmotor nicht mehr zu starten.

Damit bekam urplötzlich das Schwesterauto, dass am Vorabend nach der langen Reparaturpause eigentlich schon längst abgeschrieben war, eine ganz neue Bedeutung. Earl Bamber, Brendon Hartley und Timo Bernhard pflügten sich durch das Feld und versuchten, die führenden Ho-Pin Tung, Oliver Jarvis und Thomas Laurent im DC Racing-LMP2 noch einzuholen und mehr als drei Runden Rückstand aufzuholen. Kurz vor Anbruch der ersten Rennstunde gelang dies und der Sieg konnte ins Ziel gefahren werden.