Fuji: Toyota motiviert, Audi will bestmögliche Punktzahl

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Beflügelt Toyota der Heimvorteil beim WM-Lauf am Fuji? Die Ausgangslage sorge für „zusätzliche Motivation“, dennoch bleibt TMG realistisch. Im Titelkampf mit Porsche strebt Audi die „maximal mögliche Punktzahl“ an, wogegen die Konzernschwester ihre Führung in der Herstellerwertung ausbauen will.

In diesem Jahr rivalisieren bislang Audi und Porsche um die Vorrangstellung im Oberhaus des Langstreckensports. Die Marke mit den vier Ringen triumphierte zu Anfang, sodann erlangte das Weissacher Gespann die Überhand. Weltmeister Toyota musste sich hingegen unterordnen. Beflügelt durch den Heimvorteil am Fuji an diesem Wochenende, bleibt der Konstrukteur aus Fernost weiterhin unverdrossen.

Gleichwohl erhebt Toyota keinerlei Anwartschaft auf eine Spitzenplatzierung, die Ausgangslage garantiere aber „zusätzliche Motivation“ innerhalb der Werksmannschaft. „Da es sich um unser Heimrennen handelt, ist der Lauf auf dem Fuji Speedway immer der Saisonhöhepunkt für unser Team“, betont Teamchef Toshio Sato. „Wir genießen hier einen fantastischen Rückhalt durch die japanischen Fans, und sie heißen uns stets freudig willkommen.“ 

Bei den letztjährigen Begegnungen am heiligen Berg trug Toyota stets den Sieg davon. Dies gelingt beim vierten WM-Auftritt höchstwahrscheinlich nicht. „In den vergangenen drei Jahren konnten wir in Fuji große Erfolge feiern – also wunderbare Erinnerungen und Anlass genug, natürlich auch in diesem Jahr alles zu geben“, zeigt Sato dennoch Kampfgeist. „Schön zu wissen, dass wir auf so viel Unterstützung bauen können.“

Wolfgang Ullrich: „ Musterbeispiel für konstant hohe Leistungen“ 

In der Fahrerwertung verschärft sich derweil der Titelkampf zwischen den Konzernschwester aus Süddeutschland. Nachdem Audi in Porsche nicht nur ein ernstlicher Konkurrent erwuchs – nein, der Konstrukteur aus Stuttgart-Zuffenhausen gar zum Branchenprimus avanciert ist, sind die beiden Widersacher in der Tabelle mehr oder minder gleichauf. Trotz dreier Niederlagen führen André Lotterer, Benoît Tréluyer und Marcel Fässler das Klassement nach wie vor an. 

Denn das führende Audi-Trio reüssierte mit Kontinuität und erklomm bei sämtlichen Wertungsläufen das Siegertreppchen. „Unsere Weltmeister von 2012 geben ein Musterbeispiel für konstant hohe Leistungen“, urteilt Audi-Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich über seine Schützlinge. „Auch wenn wir einmal nicht ganz vorn sind oder wenn uns wie zuletzt in Austin Trainingszeit verloren ging, lassen sich Marcel, André und Ben nicht aus der Ruhe bringen.“ 

Welche Maßgabe formuliert Audi daher für das Gastspiel in Nippon? „In Fuji wollen wir wieder um die maximal mögliche Punktzahl kämpfen, damit wir in der Tabelle weiterhin vorn bleiben“, fasst Ullrich zusammen. Diese Unterfangen erweist sich unter Umständen als schwierig. Die Differenz zu den Kontrahenten Brendon Hartley, Mark Webber und Timo Bernhard: auf mittlerweile zehn Zähler geschrumpft. 

Fritz Enzinger: „Es ist beeindruckend“

Trotz der zurückliegenden Erfolge wolle Porsche wiederum nicht der Hybris anheimfallen. „Es ist beeindruckend, wie wir in den zurückliegenden drei Rennen mit unserem Porsche 919 Hybrid von Sieg zu Sieg gefahren sind und bisher jedes Qualifying dominiert haben“, meint Einsatzleiter Fritz Enzinger. „Aber der zurückliegende Einsatz in Austin hat uns auch daran erinnert, wie fragil der Erfolg mit einem solch komplexen Auto sein kann.“

Darüber hinaus räumt der Traditionshersteller weiterhin der Konstrukteurwertung Priorität ein. „Unser Ziel ist, die Führung in der Hersteller-Weltmeisterschaft weiter auszubauen und in der Fahrerwertung Boden gutzumachen“, fügt Enzinger hinzu. „Der Vorsprung auf Widerpart Audi ist inzwischen gigantisch. Aufgrund des Durchmarsches auf dem Nürburgring und in Austin trennt die konzerninternen Gegner sechsunddreißig Punkte.

Fuji Speedway stellt gegenläufige Ansprüche

Welche Ausgangssituation ergibt sich also am Vulkan Fuji? Der Traditionskurs in Oyama stellt geradezu diametrale Ansprüche an die Ingenieure – zum einen die schier endlos lange Start-Ziel-Gerade, zum anderen der winklige letzte Abschnitt. „Dadurch ist bei der Auslegung des Rennwagens ein guter Kompromiss aus geringem Luftwiderstand und aerodynamischem Abtrieb gefordert“, erklärt Audi-Einsatzleiter Chris Reinke. 

Ein ähnliche Einschätzung nimmt Porsche-Teamchef Andreas Seidl vor. „Im Vorfeld ist schwer einzuschätzen, wie leistungsfähig wir in Fuji sein werden“, gesteht Seidl. „Der Speedway stellt mit der langen Geraden und dem von vielen Kurven geprägten weiteren Verlauf der Runde ganz eigene und widersprüchliche Anforderungen an das Fahrzeug. Vergangene Woche haben wir in Monza getestet; allerdings hauptsächlich im Hinblick auf das 2016er-Auto.“ 

Erfolgt darum eine Annäherung im Zweikampf zwischen Porsche und Audi? „Wir können ein engeres Rennen erwarten als zuletzt auf dem Nürburgring und in Austin, wo wir klar die Schnellsten waren“, vermutet Alexander Hitzinger, Technischer Direktor bei Porsche. „Denn dass in Fuji weniger Abtrieb benötigt wird, kommt dem aerodynamischen Set-up unserer Mitbewerber grundsätzlich entgegen.“