Nordschleife: Walter Hornung erklärt die Umsetzung der Tempo-Zonen

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Der DMSB hat am Dienstag Sicherheitsmaßnahmen für die Nordschleife verabschiedet, die nach dem schweren Unfall beim ersten VLN-Lauf und der darauf folgenden öffentlichen Diskussion notwendig wurden. Besonders die Tempolimits an den gefährlichen Stellen stießen auf wenig Verständnis. Am kommenden Wochenende werden die Regeln erstmals umgesetzt.

Die Tempo-Zonen, welche der DMSB als Sicherheitsmaßnahme verabschiedet hat, sorgten in den vergangenen Tagen für hitzige Diskussionen. Aber bisher war alles nur reine Theorie. Erst beim Qualifikationsrennen des ADAC am kommenden Wochenende werden die neuen Regeln erstmals in die Praxis umgesetzt. Rennleiter Walter Hornung obliegt somit die Aufgabe die Umsetzung zu erklären.

Die technischen Maßnahmen, die für die fünfprozentige Leistungsreduzierung der top Klassen nötig sind, sind aus Sicht des Rennleiters einfach zu realisieren: „Die Ausführung der fünfprozentigen Leistungsminderung wird in der Regel durch Restriktoren mit kleinerem Durchmesser erreicht. Für die seriennahen Fahrzeuge hat unser Technikausschuss bereits eine neue Tabelle veröffentlicht. Letztlich obliegt es aber den Teams, dies umzusetzen. Da wir die Telemetriedaten aller Fahrzeuge per Data Logger auslesen können und durchgängig über die Werte der Vergangenheit verfügen, haben wir durch simple Vorher-Nachher-Vergleiche eine perfekte Kontrollmöglichkeit“, so Hornung.

Schwieriger ist allerdings die Sache mit dem Tempo-Limits: „Nach dem kurvenreichen Bereich Hatzenbach beschleunigen die Fahrzeuge auch weiterhin im Abschnitt Hocheichen. An der Stelle, an der die schnellsten Fahrzeuge Tempo 200 erreichen, beginnt das Tempolimit.“ Um diesen Punkt an der Strecke zu bestimmen, sammeln die Verantwortlichen derzeit Informationen von Teamseite. „Wir provozieren auf diese Weise keine Bremsvorgänge“, erklärt Hornung. „Stattdessen kappen wir einfach die Spitze des Beschleunigungsvorgangs ab.“ Fahrzeuge, die am Beginn der Tempolimitzone noch nicht bei 200 km/h liegen, können also weiter beschleunigen, langsame Fahrzeuge können überholt werden – in den eigentlichen Rennbetrieb wird nicht eingegriffen. „Es handelt sich ja nicht um eine Gelbphase, auch Überholen ist natürlich in vollem Umfang möglich“, präzisiert der Rennleiter.

Ab dem Flugplatz darf weiter bis auf 250 Kilometer pro Stunde beschleunigt werden. Genauso wird die Regelung auf der Döttinger Höher gehandhabt, wo das Tempolimit hinter der Brücke an der Antoniusbuche aufgehoben wird. Der Anfang der Zonen wird durch blinkende „Flagmaster“-Signale angezeigt, am Ende gibt ein grünes Schild die Fahrt wieder frei.

Die Einhaltung der jeweiligen Höchstgeschwindigkeit wird per GPS überwacht. Den Kritikern, die das System für ungenau halten entgegnet Hornung: „Die übermittelten Daten sind absolut präzise. Für Irritationen sorgen dabei die Daten, die eine für Fans und Teams konzipierte App-Version des GPS-Auges zuweilen anzeigt. Wenn der Datentransfer über Mobilfunk abreißt – und das ist in der Eifel nun mal immer wieder der Fall – dann kann es sein, dass Fahrzeuge mit falschem Tempo angezeigt werden. Die Rennleitung trifft ihre Entscheidungen allerdings erst, wenn die Daten vollständig vorliegen. Die GPS-Messgeräte sind so programmiert, dass sie bei Störungen in der Übertragung die Werte abspeichern und dann gebündelt übermitteln. Auf diese Weise kann die Rennleitung absolut genau ermitteln, zu welchem Zeitpunkt ein Fahrzeug an welcher Stelle in welchem Tempo unterwegs war.“

Für die Besucher des Qualifikationsrennens ergeben sich ebenfalls Änderungen. Einige Zuschauerplätze werden gesperrt oder nur noch eingeschränkt zugänglich gemacht. Am Flugplatz wird demnach eine 15 Meter breite Sperrzone hinter dem FIA-Zaun eingerichtet. Der Bereich Schwedenkreutz wird komplett gesperrt, weitere Sperrzonen gibt es im Metzgesfeld und am Streckenabschnitt Pflanzgarten II. „Wir appellieren gemeinsam mit dem Nürburgring an die Vernunft der Besucher: Helfen Sie mit und befolgen Sie die Anweisungen der Ordner“, sagt Walter Hornung. „Damit leisten Sie alle einen aktiven Beitrag zu Erhaltung der Nordschleife.“