Le Castellet: Prolog in der Provence

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Der Prolog auf dem Circuit Paul Ricard ermöglicht den Konstrukteuren der Langstrecken-WM eine erste Standortbestimmung. Es fehlt allerdings Nissan. Folglich messen sich bei den offiziellen Einstellfahrten in Le Castellet lediglich Titelverteidiger Toyota sowie die beiden Konzernschwestern Audi und Porsche.

Eigentlich sollte Nissan auf dem Circuit Paul Ricard in den Mittelpunkt rücken. Eigentlich sollte der Prolog der Langstrecken-WM eine erste Gegenüberstellung mit den arrivierten Herstellern ermöglichen. Eigentlich. Aber die japanische Werksabordnung mit Niederlassung in Arizona hat ihre Teilnahme an der Einstellfahrt in Le Castellet abgesagt. Stattdessen erfolgt das Debüt mit dem Hybridprototyp GT-R LM Nismo in Le Mans.

Die Korrektur im Zeitplan bedingten technische Schwierigkeiten. Der fernöstliche Sportwagen scheiterte beim FIA-Crashtest, wodurch die zuständige Instanz des Automobilverbandes folgerichtig die Homologation verweigert hat. Demnach wurde der Überrollbügel an der Fahrgastzelle beschädigt. Zuvor brach Nissan – vorgeblich aufgrund einer Marginalie – bereits eine Probefahrt in Sebring außerplanmäßig ab.

Gerät Nissan damit in Misskredit? Zweifelsohne nähren die Vorgänge die Argumentation der Kritiker, welche das unkonventionelle Konzept des Konstrukteurs aus Fernost ohnedem in Frage stellen. Und zwar grundsätzlich. Fakt ist außerdem: Somit nehmen lediglich Weltmeister Toyota sowie die beiden Konzernschwestern Audi und Porsche an der ersten Standortbestimmung auf dem provenzalischen Hochgeschwindigkeitskurs teil. 

Audi steigt in die Vier-Megajoule-Klasse auf

Details zu den Antriebskonzepten sind jedoch rar. Einzig Audi verkündete dieser Tage, in die Vier-Megajoule-Klasse aufzusteigen. Damit beträgt die Differenz zur letztjährigen Rekuperationsenergie der Konkurrenz dennoch weiterhin zwei Megajoule. Diese Maßnahme senkt den Dieselverbrauch allerdings um zweieinhalb Prozent – im Zusammenspiel mit dem modifizierten Hybridantrieb leistet der Vier-Liter-V6-Motor des R18-Sportwagens daher künftig ungefähr 830 PS. 

Und die Titelverteidiger? Toyota gelobte bis dato Stillschweigen. Nicht einmal hermetische Formulierungen äußerte das TMG-Gespann zu seinen diesjährigen Planungen im Oberhaus des Langstreckensports. Alleinig eine Späheraufnahme gewährte einen Blick auf die künftige Konfiguration des TS040-Boliden. Derweil beförderte der Nippon-Konstrukteur seinen Reservefahrer Mike Conway zum Stammpiloten. 

Im Gegensatz zu seinen Widersachern spielte Porsche von Anbeginn mit offenen Karten. Schon zur Weihnachtszeit führte der Traditionshersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen einen Funktionstest auf dem hauseigenen Gelände durch, ehe die Vorbereitungen in Arabien ihre Fortsetzung fanden. Augenfällig: Die Ingenieure haben die Motorhaube umgestaltet. Unter der Abdeckung verrichtet nach wie vor ein V4-Turbomotor seine Arbeit. Auch das Hybridkonzept bleibt unangetastet. 

Rebellion Racing und Larbre Compétition fehlen

Die Vorbereitungsfahrten im Südosten Frankreichs erstrecken sich von Freitagmorgen bis Samstagnachmittag – nebst einer Abendsitzung bei Dunkelheit. In Summe haben sich achtundzwanzig Mannschaften für den Testauftakt in Le Castellet eingetragen. Rebellion Racing wohnt dem ersten Aufeinandertreffen hingen nicht bei; Larbre Compétition ist als einzige Corvette-Equipe bei der Übungseinheit im Département Var wider Erwarten doch mit von der Partie.

Zahlreiche Ankündigungen sind wiederum für den Donnerstag anberaumt. Am Vormittag enthüllt Toyota sein überarbeitetes Einsatzgerät, sodann präsentiert Porsche sein revidiertes Gefährt der Öffentlichkeit. Strakka Racing und Aston Martin stellen ihre Rennwagen wiederum in der Boxengasse aus. Zum Abschluss bittet der Veranstalter die Protagonisten zum Gruppenfoto in die Virage du Pont. 

Nachdem sich für die Kollegen der Europäischen Le-Mans-Serie die Gelegenheit ergab, sowohl bei trockenen als auch unter nassen Bedingungen zu proben, prognostiziert der Wetterbericht für das bevorstehende Wochenende keinerlei Niederschlag, aber einen bewölkten Himmel. Zudem erwarten die Wetterstation Windböen mit Geschwindigkeiten von über fünfzig Kilometer pro Stunde – Mistral eben.

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