Johannes Stuck: „Nürburgring-Schicksal liegt in Händen der Macher des Motorsports“

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Johannes Stuck projiziert die Nürburgring-Misere auf generelle Entwicklungen im Motorsport. Dieser sei nicht massentauglich, sondern könne nur durch Hersteller und Mäzene finanziert werden. Daher läge „das Schicksal des Nürburgrings“ nicht in den Händen des Betreibers, sondern ebenso in denen der „Macher des Motorsports“.

Angesichts der Vorkommnisse während der vergangenen Monate äußert sich Johannes Stuck zur Malaise am Nürburgring. Allerdings reduziert der GT-Pilot die Problematik nicht ausschließlich auf den Traditionskurs in der Eifel, sondern projiziert diese auf die generellen Entwicklungen im Motorsport. „Das Schicksal des Nürburgrings liegt aus meiner Sicht nicht alleine in den Händen des nächsten Betreibers, sondern in den Händen der Macher des Motorsports“, meint der Österreicher in seinem Facebook-Kanal.

Aufgrund der gegenwärtigen Struktur, sei Motorsport nicht massentauglich, wodurch diese Disziplin an „Glaubwürdigkeit und Interesse“ verliere. „Aus meiner Sicht gibt es zu viele Rennserien, mit zu vielen Klassen und Reglements – sowohl national als auch international und das führt unweigerlich dazu, dass die Komplexität für die Zuschauer zu groß wird und somit uninteressant“, konstatiert Stuck.

Dadurch gerate der Motorsport in ökonomische Schwierigkeiten. „Der professionelle Motorsport wird durch die Hersteller und die Industrie finanziert und entsprechend werden auch lediglich deren Interessen bei der konzeptionellen Umsetzung berücksichtigt“, stellt Stuck heraus. „Wenn bereits der Sport zu einem wirklichen großen Anteil durch die Hersteller und durch die Mäzene subventioniert werden muss, wie soll dann eine Sportstätte beziehungsweise Austragungsort nachhaltig wirtschaften können?“

Stuck: „Rennstrecke muss nachhaltig und profitabel wirtschaften können“

Ebendiese Konstellation trete bei der Nürburgring-Insolvenz zutage. „Ich kann mir leider kein Szenario vorstellen, und mir wurde auch noch nie eines vorgelegt, welches den Fortbestand des Nürburgrings sichert und gleichzeitig wirtschaftlich tragbar ist“, räumt Stuck ein. „Der Nürburgring kann nicht alleine von den Einnahmen aus den Touristenfahrten leben, ohne Rennveranstaltungen wäre es aber auch nicht der Nürburgring – das eine geht nicht ohne das andere.“ 

Seine These: Stattdessen müsse Motorsport ein Garant für Unterhaltung sein, eine „gute Show“ bieten, wofür Stuck die Nascar als Beispiel nennt. „Eine Rennstrecke muss durch die sportlichen Veranstaltungen nachhaltig und profitabel wirtschaften können, während Trackdays, Seminare und sonstige Einkommensquellen als Zubrot betrachtet werden müssen“, meint Stuck. Auf diese Weise seien potentielle Fans gewillt, auch vor Ort Geld auszugeben.

Dennoch würdigt Stuck insbesondere die Arbeit der Verkaufsgegner, die sich unermüdlich gegen die Privatisierung stemmen. „Mir ist sehr wohl bewusst, wie viel Gewerbe direkt mit dem Nürburgring verknüpft ist und dass eine Schließung für viele auch einen großen wirtschaftlichen Schaden mit sich bringen würde“, merkt Stuck an. „Ich denke hier an Gastronomie, Hotellerie und kleinere Rennteams, die auf den Fortbestand des Nürburgrings angewiesen sind, und ich finde es toll, dass nach wie vor so viele Leute für den Erhalt des Nürburgrings kämpfen.“