Manama: Holprige Schlussetappe zum Titelgewinn

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Eigentlich traten Anthony Davidson und Sébastien Buemi als Weltmeister in spe beim Halbfinale in Bahrain an. Doch die Toyota-Werksfahrer mussten eine dornenreiche Schlussetappe auf dem Pfad zum Titelgewinn bewältigen. Nach einem technischen Defekt genügte eine Zielankunft zum angestrebten Erfolg.

Es war eine dornenreiche Schlussetappe auf dem Pfad zum Titelgewinn: Anthony Davidson und Sébastien Buemi traten gleichsam als Langstrecken-Weltmeister in spe beim Halbfinale in Manama an, dennoch drohte der Auftritt in der bahrainischen Kapitale in einem Fiasko zu gipfeln. Nach einem technischen Intermezzo genügte den Toyota-Werksfahrern allerdings eine Zielankunft als Wertungsletzte zum angestrebten Erfolg.

Somit zeitigt das TMG-Engagement im dritten Jahr endlich Erfolg: Seit der Debütsaison unterlagen die Toyota-Athleten stets den sieggewohnten Widersacher aus Ingolstadt. „Für mich persönlich ist dies mit Abstand die größte Errungenschaft meiner Karriere. Es ist also ein großartiger Tag“, jubelte Davidson. „Ich war noch nie zuvor Weltmeister, daher bedeutet mir das auch sehr viel. Aber so richtig begreife ich das noch gar nicht.“

Obwohl sich Davidson und Buemi zu Anfang anschickten, abermals einen dominanten Arbeitssieg einzufahren, nahm der Triumphzug ein unrühmliches Ende. Zunächst erstürmte Porsche wider Erwarten die Ränge eins und zwei, erlag aber alsbald Toyotas Gegenoffensive. Nach wenigen Umläufen korrigierte der japanische Konstrukteur die Hierarchie wieder: Doppelführung. Doch die designierten Weltmeister gerieten in Bredouille.

Anthony Davidson: „War weder gestresst, noch verärgert“

Ein Defekt an der Lichtmaschine zwang Davidson und Buemi zu einem außerplanmäßigen Boxenaufenthalt. Aufgrund der Reparaturpause und einem anschließendem Kontrollstopp büßten die Tabellenführer über eine halbe Stunde ein. „Das war ein Problem, das über das gesamte Jahr noch nie aufgetreten war und uns nun zurückwarf“, erklärt Davidson. „Doch wenigstens konnten wir noch zeigen, wie schnell wir sind.“ 

Und dies in aller Deutlichkeit: Schlussendlich erzielte Davidson als einziger Pilot im Teilnehmerfeld der Spitzenklasse eine Rundenzeit unter einer Minute und sechsundvierzig Sekunden. „Wir hätten das Rennen gewinnen müssen“, kehrt Davidson angesichts dieser Leistung hervor ein. „Ich wollte den Sieg, aber es sollte diesmal nicht sein. Als das Problem auftrat, war ich weder gestresst, noch verärgert. Es war halt so.“

Stattdessen trugen die Stallgefährten Alexander Wurz, Stéphane Sarrazin und Kazuki Nakajima den ersten Laufsieg davon. „Das lief zwar heute nicht wie gewünscht“, räumt der am Persischen Golf gekürte Weltmeister Buemi ein. „Wir sind dennoch sehr glücklich. Einen Titel zu erringen, wenn man gegen Porsche und Audi antritt, ist eine fantastische Leistung. Wir hatten das Auto, um das Rennen zu gewinnen, aber ich bin froh, dass die Nummer sieben gewonnen hat.“

Porsche steigert sich erneut

Im Wettstreit der Konzernschwestern Audi und Porsche, verbuchte die Abordnung aus Stuttgart-Zuffenhausen abermals den besseren Ausgang für sich. Nach der dritten Poleposition in diesem Jahr okkupierte Porsche die verbleibenden Podiumsränge. „Beide Autos auf dem Podium, das ist großartig“, resümiert Teamchef Andreas Seidl. „Wir waren ja vorher schon ein paar Mal ganz nah dran. Im Vergleich zu den vorherigen Rennen sind wir Toyota deutlich näher gekommen.“ 

Obendrein ging Porsche in der Schlussphase nochmals ein taktisches Wagnis ein. Die Weissacher Mechaniker verzichten bei der Besatzung mit der Bezifferung zwanzig auf einen Reifenwechsel, um Zeit zu sparen. Die Strategie scheiterte jedoch. „Wir konnten unsere Schnelligkeit im Rennen verbessern und sind näher an die Spitze herangerückt“, bilanziert Einsatzleiter Fritz Enzinger. „Am Ende haben wir es noch mit einem Doppelstint bei der Startnummer zwanzig versucht. Das ging sich zwar nicht aus, aber trotzdem: Gratulation ans Team.“

Ein arbeitsreiches Wochenende bewältigte wiederum Audi. Bereits am Mittwoch vor Veranstaltungsbeginn mussten die Mechaniker von Joest Racing wegen einer Beschädigung die Fahrgestelle beider Fahrzeuge austauschen. Dieser Prozess war nach dem Trainingsdonnerstag beim Boliden mit der Startnummer eins nochmals von Nöten. Letzten Endes musste der bayrische Konstrukteur dennoch mit den Plätzen vier und fünf vorliebnehmen.

Chris Reinke: „Wir geben nicht auf“

Allerdings verzeichnet die Chefetage dies als Teilerfolg. „Ich bin sehr stolz, dass unsere Mannschaft ein Auto neu aufgebaut hat, das ein Sechs-Stunden-Rennen ohne Probleme fuhr, obwohl wir nicht mal einen Funktionstest hatten“, attestiert der Technische Direktor Ralf Jüttner. „Das kann man nicht hoch genug einschätzen. Denn Hybrid-Sportwagen sind sehr aufwendig konstruiert. Wir haben jetzt drei Audi R18 e-tron quattro innerhalb weniger Tage gebaut und alle liefen rund.“ 

Zudem war Audi in der Lage, die Entscheidung in der Konstrukteurwertung auf das Finale der Langstrecken-WM am übernächsten Wochenende zu vertagen. „Die Autos sind ohne jegliche technische Probleme gelaufen. Das ist die Leistung, auf die wir an diesem Wochenende stolz sein können,“ betont Einsatzleiter Chris Reinke. „Wir haben zudem unser Ziel erreicht, die Hersteller-Meisterschaft offen zu halten. 

In Zahlen ausgedrückt, ergibt sich nach dem Semifinale in der Arabischen Wüste folgende Konstellation: Toyota führt die Herstellertabelle mit vierzig Punkten an. Ergo muss das TMG-Gespann bei der Endrunde im Autódromo José Carlos Pace lediglich mit beiden Besatzungen die Ziellinie überqueren. „Auch wenn es in São Paulo sehr schwierig werden wird, das Blatt zu wenden. Aber wir geben nicht auf“, kündigt Reinke an.