Christian Schmitz: „Das ist eine Chance, die ich definitiv nutzen will“

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Erst vor wenigen Tagen gab der Herresbacher Christian Schmitz bekannt, in der neuen Saison bei Black Falcon ins Lenkrad zu greifen. Gemeinsam mit Helmut Weber und dem neuen Arbeitgeber betreibt das Duo in den Wintermonaten intensive Vorbereitungen am neuen Boliden. Für SportsCar-Info standen die beiden exklusiv für ein Doppelinterview zur Verfügung.

SportsCar-Info: Ihr beiden habt bereits im letzten Winter äußerst erfolgreich einen Porsche 991 aufgebaut. Nun folgt ein ähnliches Projekt bei einem neuen Rennstall. Was steht bei euch im Winter alles auf der Agenda?

Christian Schmitz: Das stimmt, wir haben bereits im letzten Winter einen Porsche 991 aufgebaut. Besonders Helmut hat schon damals sehr viel Arbeit und Zeit in dieses Projekt investiert. Er hat sich dafür voll ins Zeug gelegt. Auch bei dem neuen Projekt bei Black Falcon ist Helmut voll in die Planungen integriert. Wir konnten bereits schon einiges im Laufe des Jahres auf die Beine stellen.

Außerdem ist nicht zu vergessen, dass Helmut es geschafft hat, mich als neuen Black-Falcon-Junior ins Team zu lotsen. Dafür bin ich ihm wirklich sehr dankbar. Ansonsten heißt es im Winter, sich fit zu halten und mit den Vorbereitungen für die neue Saison zu starten. Außerdem müssen wir uns noch auf die Suche nach einigen Sponsoren machen.

Helmut Weber: Nun, ja, aufgebaut hat den ersten 991 im Winter 2012 das damalige Einsatzteam. Aber es ist richtig, dass ich die Idee für das Projekt hatte und im Vorfeld sehr viel Planungsarbeit investiert habe. Von dieser Erfahrung profitieren wir nun auch bei Black Falcon im Zuge des neuen Boliden. Ich habe bereits im Sommer die Gespräche mit Alexander Böhm, Geschäftsführer von Black Falcon, begonnen, und wir sind nach kurzer Zeit in die Planung des Projekts und später den Aufbau des Autos gegangen.

SportsCar-Info: Wie sehr seid ihr in die Entwicklung des neuen Fahrzeuges involviert? Legt ihr dieses Projekt komplett in die Hände von Black Falcon, oder seid ihr zwei beim Aufbau mit vor Ort?

Schmitz: Wie bereits oben beschrieben, profitiert auch das Team Black Falcon enorm von unseren Erfahrungen und Vorkenntnissen, die wir beide bereits über den Porsche 991 sammeln konnten. Somit sind wir, hier besonders Helmut, ganz stark mit in die ganze Planung, den Aufbau und die Entwicklung des neuen 991 eingebunden. Sobald es dann zu den Feinheiten, wie Sitzprobe oder den ersten Tests geht, bin auch ich mehr und mehr mit im Boot. Ich freu mich drauf.

Weber: Wir bringen natürlich viel Erfahrung aus dem ersten Projekt mit dem Porsche mit. Das fängt schon bei der richtigen Ausstattung des Wagens an und geht hin bis zu verschiedenen Details. Ich bin so oft wie möglich vor Ort, der Aufbau an sich liegt aber in den Händen des erfahrenen Teams von Black Falcon. Die Mannschaft rund um Alexander Böhm leistet hier wirklich hervorragende Arbeit, und wir konnten schon jetzt einige Verbesserungen umsetzen.

SportsCar-Info: Warum habt ihr euch ausgerechnet für den Porsche 991 entschieden? Das Modell war neu und es war schwierig die Leistung auf der Nordschleife abzuschätzen, da der Bolide gerade erst auf den Markt gekommen war.

Schmitz: Gute Frage. Diese Entscheidung hat im letzten Jahr Helmut selber getroffen. Helmut hatte damals ein richtiges Näschen dafür, dass der Porsche 991 ein gutes Fahrzeug für die Klasse V6 in der VLN sein könnte.

Ich selber hatte mit der Entscheidung, genau dieses Fahrzeug zu wählen, gar nichts zu tun, da Helmut mich vor ziemlich genau einem Jahr angesprochen hat und mich in vielen verschiedenen Gesprächen für sein Projekt begeistern konnte. Mit den Erfahrungen aus dem alten Projekt war es dann ganz klar, dass wir dieses Projekt noch einmal neu starten wollen. In diesem Fahrzeug steckt jede Menge Potenzial, welches wir bis hierhin noch nicht komplett abrufen konnten.

Weber: Nachdem klar war, dass der Porsche 991 mit 3,4 Litern auf dem Markt kommt, hatte ich sofort die Idee dieses Auto im Rahmen der Klasse V6 einzusetzen. Auf dem Papier machte der Wagen einen sehr guten Eindruck. Auch die ersten Testergebnisse des Straßenautos waren vielversprechend. Natürlich war es ein Risiko den Wagen einzusetzen.

Auf der anderen Seite war das Auto bereits Ende 2012 verfügbar, was einen Aufbau über den Winter und damit einen Einsatz bereits beim ersten Saisonrennen 2013 ermöglichte. Der neue Cayman zum Beispiel war dagegen erst Mitte der Saison verfügbar. Der Klassensieg und der Wertungsgruppensieg im ersten Rennen 2013 war dann auch ein Lohn für den Mut und die Arbeit in den Wintermonaten gewesen. Wir sind sicher, mit so einem Spitzenteam wie Black Falcon nun auf den ersten Erfolgen aufbauen zu können.

SportsCar-Info: Als euer neues Einsatzgerät fertig war, habt ihr aus dem Stand den ersten Rang in der Klasse eingefahren. Es war zugleich der erste Renneinsatz des neuen Zuffenhauseners überhaupt. Wie sehr wart ihr vom Erfolg überrascht, oder hattet ihr doch damit gerechnet?

Schmitz: Wir hatten zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet, da für uns die Vorbereitungen im Winter alles andere als gut waren.
Helmut und ich hatten quasi keinerlei Erfahrungen mit dem Porsche, da wir aufgrund des winterlichen Wetters in Deutschland unsere ersten Meter auf der Nordschleife erst am Freitag vor dem ersten Rennen absolvieren konnten. Somit wussten wir eigentlich gar nicht, wo wir mit diesem Fahrzeug gegenüber der Konkurrenz stehen werden.

Dass wir dann gleich im ersten Rennen den Sieg einfahren konnten, freut uns beide auch heute noch sehr. Es war eine Bestätigung, dass die viele Arbeit über den Winter nicht so schlecht gewesen sein konnte. Dieser Moment war bis heute der schönste in meiner Laufbahn. Das der Sieg dann sogar für die Geschichtsbücher von Porsche reicht, ist perfekt. Besser konnten wir nicht starten.

Weber: Wir sind praktisch ohne Tests gemeinsam mit unserem damaligen Teamkollegen Ivan Jacoma in das erste Rennen gegangen. Viele Fragen, zum Beispiel die Anzahl der möglichen Runden mit dem Serientank, waren noch nicht beantwortet. Auch wenn die Basis vielsprechend war, so konnten wir erst noch einigen Rennen abschätzen, wo wir uns letzten Endes wiederfinden. Umso erfreulicher war das Ergebnis im ersten Lauf. Aber gerechnet hatten wir noch nicht damit.

SportsCar-Info: Vor einigen Wochen hatte Helmut bereits die Möglichkeit, das neue Fahrzeug auf dem Hockenheimring zu testen. Wie sind die ersten Eindrücke, hast Du das Auto im Vergleich zur letzten Saison nochmals verbessern können?

Weber: Der erste Eindruck des Porsche 991 war sehr gut. Gemeinsam mit Christian von Rieff, der langjähriger Pilot bei Black Falcon ist, konnte ich die ersten Runden absolvieren. Ich selber konnte einige längere Turns fahren um alles ausgiebig zu testen und einige Grundeinstellungen zu finden.

Das Auto lief tadellos und das ganze Team von Black Falcon war mit dem ersten Test sehr zufrieden. Aber natürlich haben wir auch noch ein paar Fehler aufdecken können.

SportsCar-Info: Christian, was erhoffst du dir vom Wechsel zu Black Falcon? Immerhin hat sich das Team in den letzten Jahren die Nachwuchsförderung stark zu Herzen genommen.

Schmitz: Der Wechsel zu Black Falcon ist für mich ein sehr großer und erfreulicher Schritt in meiner motorsportlichen Laufbahn. Und man muss ganz deutlich sagen, dass ich diesen Schritt ganz klar meinem Freund und Mentor Helmut zu verdanken habe. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht dort. Dass er mich dann gleich als neuer Black- Falcon-Junior involvieren konnte, ist überragend. Ich denke, dass dieser Schritt für mich und meine weitere Karriere richtungsweisend sein wird. Das ist eine Chance, die ich definitiv nutzen will und auch nutzen muss.

Mit Black Falcon haben wir beide zusammen ein absolutes Spitzenteam finden können. Das ich selber auf der Nordschleife zu Hause bin und mich dort ganz besonders wohl fühle, habe ich in der Vergangenheit ja bereits zeigen können.

SportsCar-Info: Helmut hat in diesem Jahr erstmals das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring in Angriff genommen. Wie war diese Erfahrung für dich, oder war es ein Rennen wie jedes andere auch?

Weber: Mein erstes 24-Stunden-Rennen war eine sehr wichtige Erfahrung für mich. Wie sich alle bestimmt erinnern können, waren die Bedingungen ja alles andere als einfach. Das 24-Stunden-Rennen mit den Fans und der ganzen Atmosphäre ist eine einmalige Veranstaltung.

Ich denke, kein Rennen ist mit den 24 Stunden auf dem Nürburgring zu vergleichen. Christian und ich waren vor dem Start gemeinsam an der Strecke, und ich war begeistert von der Freundlichkeit und Offenheit der Fans. Ich freue mich darauf, nächstes Jahr gemeinsam mit Black Falcon beim 24-Stunden-Rennen an den Start gehen zu können.

SportsCar-Info: Wie wichtig ist es für dich, Christian, einen erfahrenen Mann wie Helmut an deiner Seite zu haben? Holst du dir oft Ratschläge oder versuchst du komplett deinen eigenen Weg zu gehen?

Schmitz: Einen so erfahrenen Mann wie Helmut an meiner Seite zu haben, ist für mich persönlich sehr wichtig. Wenn man mal betrachtet, was er für mich in jetzt ziemlich genau einem Jahr alles getan hat, bin ich zum einen sehr dankbar und zum anderen auch stolz, was er alles für mich investiert. Außerdem ist Helmut auch ein sehr guter Freund in meinem Leben geworden.

SportsCar-Info: Für euch beide ist die Winterpause nicht gerade lang, ihr geht im Januar bei den 24 Stunden von Dubai an den Start. Kommt der neue Bolide zu seinem ersten Renneinsatz, oder greift ihr auf ein bewährtes Fahrzeug von Black Falcon zurück?

Schmitz: Ich bin in Dubai selber nicht als Fahrer mit dabei, ich werde das Team als Mechaniker unterstützen. In Dubai wird bereits der neue Bolide zu Testzwecken an den Start gehen. Allerdings bin ich dort als Ersatzfahrer vorgesehen, wobei die Chancen auf einen Einsatz sehr gering sind.

Aber dennoch freue ich mich, die Tage gemeinsam mit Helmut und dem ganzen Team von Black Falcon zu verbringen und ich hoffe, dass wir mit vielen neuen Erkenntnissen aus Dubai zurückkehren.

Weber: Ich werde gemeinsam mit Christian von Rieff, Gerwin Schurig und Phillip M. mit einem der ersten neuen Porsche 991 in Dubai an den Start gehen. Das Auto befindet sich bereits auf dem Weg dorthin. Natürlich wollen wir hier weitere Erfahrungen mit dem neuen Wagen sammelnm, um bestens gerüstet in die VLN Saison 2014 starten zu können. Gleichzeitig hoffen wir natürlich in der Klassenwertung weit vorne zu landen zu können.

SportsCar-Info: Die Veranstalter vom 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring haben angekündigt, ein Vorbereitungsrennen über eine Distanz von Sechs-Stunden zu veranstalten. Gerade die kleineren Teams stehen nun vor einer schweren Entscheidung. Ist das Rennen für euch Fluch oder Segen?

Schmitz: Das Vorbereitungsrennen ist meiner Meinung nach von zwei Seiten zu betrachten. Zum einen denke ich, dass es gerade für die kleineren Teams schwierig ist, ein solches Zusatzrennen finanzieren zu können. Die Spitzenteams werden zu diesem Rennen jedoch mehr oder weniger gezwungen, da bei diesem Rennen die ersten zehn Plätze automatisch einen Platz in der Qualifikation für die besten Dreißig sicher haben. Heißt also so viel, dass wenn du als Team beim 24-Stunden-Rennen vorne mitfahren willst, dieses Rennen nicht auslassen kannst und somit schauen musst, wie das ganze finanziert werden kann.

Auf der anderen Seite kann man dieses Rennen jedoch wirklich gut als zusätzlichen Test für die 24 Stunden nutzen, da man davon ausgehen kann, dass die Testmöglichkeiten zu Saisonbeginn aufgrund des Wetters eher begrenzt sein werden.

Weber: Prinzipiell finde ich die Idee eines Zusatzrennens gut. Ich hoffe, es bringt etwas Entspannung in die ersten drei VLN–Läufe und den Teams und Fahrern eine weitere Testmöglichkeit, gerade auch vor dem Hintergrund der eventuell schwierigen Witterungsverhältnisse am Anfang der Saison.

SportsCar-Info: Ein Thema an dem wir nicht vorbei kommen ist der Verkauf des Nürburgrings. In den letzten Wochen gab es täglich neue Meldungen und Spekulationen. Wie seht ihr das Thema?

Schmitz: Da ich selber ja wirklich unmittelbar am Nürburgring lebe und somit oft Insider-Informationen bekomme, fällt es mir selber schwer, zu diesem Thema eine Aussage zu treffen.

Eigentlich weiß bei uns in der Region niemand, wie es mit unserem geliebten Nürburgring weitergehen wird. Die meisten denken an das Gute und man hört öft Sätze wie „Das wird schon alles werden“ oder „Ach, was soll denn da schon passieren, die Nordschleife wird es immer geben“.

Ich persönlich hoffe einfach sehr, dass alles gut wird und es den Breitensport auf der schönsten Rennstrecke der Welt weiterhin geben wird und ich somit direkt vor meiner Haustüre Rennen fahren kann.

Weber: Der Nürburgring ist weltweit einmalig und muss unbedingt erhalten bleiben. Ich hoffe, die Insolvenzverwalter sind sich ihrer Verantwortung für die Menschen in der Region bewusst und richten ihren Blick auf einen Käufer, der langfristig und fundiert für den Erhalt des Nürburgring einsteht. Zudem sollten sich die Insolvenzverwalter die Interessen der Region und des Breitensports vor Augen führen.

Aus meiner Sicht kann ein Finanzinvestor aus Asien, wie vor kurzem im Gespräch, nicht die richtige Wahl für den Nürburgring sein. Ich unterstütze daher auch die öffentlichen Demonstrationen und Veranstaltung zu diesem Thema. Leider kann ich aufgrund der Entfernung nur schwer an jeder Veranstaltung vor Ort sein.