GTE-Am in Le Mans: Alle gegen Aston Martin

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Mit insgesamt 14 Startern ist die GTE-Am knapp die zahlenstärkere Klasse der seriennahen Supersportwagen. Vier Hersteller werden versuchen sich die Krone an der Sarthe aufzusetzen, drei von ihnen müssen dafür aber erst einmal an Aston Martin vorbei.

Die GTE-Am, das ist die Klasse für GT-Sportwagen, gesteuert von zwei sogenannten Amateuren und maximal einem Profi-Fahrer – anders als in der LMP2, wo zwei professionelle Piloten erlaubt sind. Im Gegensatz zu früher, als Amateure noch ihrem Namen gerecht wurden, betreiben die auch Herrenfahrer genannten Piloten heute ernstzunehmenden Motorsport, nur mit dem Unterschied, dass sie mit dem Motorsport nicht ihren Unterhalt verdienen.

Dennoch sind nach wie vor die Leistungsunterschiede zwischen den Fahrern eines Teams und der Teams untereinander groß, was eine Favoritenanalyse für die GTE-Am-Klasse relativ einfach macht. Vor allem seit dem sich Aston Martin für einen Großangriff in beiden GT-Klassen entschieden hat und die Szene in der Langstrecken-WM mitbestimmt.

Aston Martin – Die Gejagten

Mit einem Sieg und einem zweiten Platz geht der Dänen-Express Christopher Nygaard, Kristian Poulsen und Allan Simonsen als Tabellenführer an die Sarthe – und dürfen damit zu Recht als die Top-Favoriten gehandelt werden. Das Auto, eingesetzt durch Young Driver AMR, zeigte sich in Silverstone und Spa auch stärker als das Schwesterauto, das von Jamie Campbell-Walter, Roald Goethe und Stuart Hall bewegt wird.

Dennoch sollte auch diese Mannschaft über die Distanz durchaus schlagkräftig sein, da sie in diesem Jahr schon Rennerfahrung auf dem WM-Niveau machen konnten, was viele der anderen GTE-Am-Starter nicht haben. Der größte Vorteil von beiden Autos dürfte allerdings die direkte Unterstützung durch Aston Martin Racing sein.

Ferrari und Corvette – Die Jäger

Neben dem Dänen-Express brachten sich vor allem 8 Star Motorsports (Ferrari) und Larbre Compétition (Corvette) in die Rolle als Le-Mans-Sieganwärter, Larbre ist zudem der Titelverteidiger an der Sarthe.

Mit dem Sieg zuletzt in Spa-Francorchamps hat sich Enzo Potolicchio mit seinem 8-Star-Team, das von AF Corse operiert wird, auf Tabellenplatz zwei gebracht. Als Unterstützung hat sich der Venezolaner Rui Águas ins Boot geholt, der über einiges an Erfahrung verfügt. Die Rolle als Profi-Fahrer wird in Le Mans der V8-Supercars-Pilot Jason Bright übernehmen.

Neben dem 8-Star-Auto bringt die Ferrari-Werksmannschaft AF Corse noch drei weitere 458 Italia nach Frankreich. Doch weder die Saisonstarter Jack Gerber, Marco Cioci und Matt Griffin (zweimal Platz acht) noch Yannick Mallégol, Howard Blank und Jean-Marc Bachelier (ELMS und Gaststart in Spa-Francorchanps) zeichneten sich bislang durch Höchstleistungen aus.

Dazu kommen noch im dritten Auto Piergiuseppe Perazzini, Darryl O’Young und Lorenzo Casè, die in dieser Konstellation noch kein Rennen absolviert haben. Parazzini machte sich jedoch im schon vergangenen Jahr einen Namen, als er mit Anthony Davidson im Toyota zusammenstieß. Die Riege der Ferrari-Teams rundet Krohn Racing ab. Tracy Krohn und Niclas Jönsson beschränken sich hingegen auf eine unauffällige Fahrweise, was sie 2012 gemeinsam mit Michele Rugolo auf Platz drei brachte. In diesem Jahr wird Rugolo durch Maurizio Mediani ersetzt.

Dem gegenüber stehen die beiden Larbre-Corvette. Patrick Bornhauser, Julien Canal und Fernando Rees fuhren sich in der Tabelle der WEC mit zwei Podiumsplätzen auf Rang drei. Für Rees wird beim 24-Stunden-Klassiker allerdings Ricky Taylor an den Start gehen. Der junge US-Amerikaner verfügt zwar noch über keine Le-Mans-Erfahrung, kann aber auf Wissen seines Vaters Wayne und seines Bruders Jordan zurückgreifen. Zudem sorgt er in der Grand-Am als Corvette-Werksfahrer für Furore.

Das andere US-Muscle-Car wird von Cooper MacNeil, Manuel Rodrigues und Philippe Dumas gesteuert. Mit seinem Meistertitel 2012 in der ALMS-GTC-Klasse machte sich MacNeil vor allem in den Staaten einen Namen als guter und beständiger Herrenfahrer. Im Gegensatz zu ihm verfügen Dumas als Teamchef von Hexis Racing und Rodrigues auch über weniger Rennpraxis.

Porsche – Die lachenden Vierten?

Mit fünf Autos stellen die Zuffenhausener ein gleichgroßes Kontingent wie Ferrari. Doch im Gegensatz zum Hersteller aus Maranello, stellt Porsche einigen Teams wieder Werksfahrer als Unterstützung zur Verfügung, was in Le Mans regelmäßig gute Ergebnisse einbrachte.

So wird Wolf Henzler die Schichten im IMSA-Performance-Wagen gemeinsam mit Pascal Gibon und Patrice Milesi übernehmen. Das zweite Auto der französischen Mannschaft wird von Teamchef Raymond Narac, einem der besten nicht professionellen Piloten, Youngster Jean-Karl Vernay, der von Porsche aktuell im Supercup ausgebildet wird, und Christophe Bourret gesteuert. Erst im vergangenen Jahr stand Narac vor dem Le-Mans-Sieg, Partner Anthony Pons wurde aber eine Stunde vor Schluss überholt und erlitt kurz darauf einen Reifenschaden, wurde aber trotzdem Zweiter.

Ein weiterer Pilot aus dem Werkskader geht mit Patrick Long an den Schauspieler Patrick Dempsey bei seiner ersten Hauptrolle in Le Mans. Gemeinsam mit Langzeit-Co-Pilot Joe Foster steuert der Hollywood-Star einen Porsche, der von Proton Competition eingesetzt wird. Ebenso von der deutschen Mannschaft wird ein zweites Auto für Christian Ried, Gianluca Roda und Paolo Ruberti ins Rennen geschickt.

Die Nachrücker-Mannschaft ProSpeed Competition schließt das Aufgebot der GTE-Am-Klasse ab. Angeführt wird die Mannschaft durch den zweimaligen Klassensieger Emmanuel Collard. Der Franzose teilt sich das Auto mit seinen Landsmännern François Perrodo und Sebastien Crublié.