Toyota versus Audi: Fingerübungen für Le Mans

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Letzte Begegnung vor Le Mans: Bei der Generalprobe in den Ardennen präsentieren Toyota und Audi ihre Spezifikationen für den Sarthe-Klassiker. Die Japaner bestreiten die Runde in Spa-Francorchamps sowohl mit Neu- als auch Jahreswagen. Die Bayern vergleichen ihr Langheck mit dem konventionellen Prototyp.

Das Sechs-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps hat sich mittlerweile als Le-Mans-Generalprobe etabliert. Der Ardennen-Klassiker im Mai dient den Protagonisten nun seit einer Dekade als letzte Gelegenheit, um sich unter Wettbewerbsbedingungen auf das Gefecht im Département Sarthe vorzubereiten. Auch die Antagonisten Toyota und Audi tätigen am nächsten Samstag im Südosten Belgiens letzte Feinschliffe für den Showdown im Juni.

Der Konstrukteur aus Fernost hat das Langstreckenrennen auf dem Circuit de Spa-Francorchamps gar zu seinem Heimspiel deklariert. „Spa ist eines unserer beiden Heimrennen für unsere Mannschaft – neben dem Fuji Speedway – da es bloß 120 Kilometer vom Sitz der Toyota Motorsport GmbH entfernt liegt“, argumentiert Teampräsident Yoshiaki Kinoshita. Daher sei es der „perfekt Schauplatz“, um die 2013er-Spezifikation des Toyota-Prototyps zu präsentieren.

Allerdings fährt das eurasische Gespann im Ardenner Wald noch zweigleisig. Zwar treten Alexander Wurz und Nicolas Lapierre, die erstmals in diesem Jahr von Kazuki Nakajima verstärkt werden, mit dem überarbeiten Boliden an. Doch Anthony Davidson, Stéphane Sarrazin und Sébastien Buemi starten im Jahreswagen. Letzterem Trio glückte beim Audi-Doppelsieg in Silverstone der Sprung aufs Podium.

Zuverlässigkeit, Leistung und Bedienbarkeit

Die Neuerungen am Toyota TS030 Hybrid umfassen primär das Fahrgestell und den Antriebsstrang. Im Fokus der Entwicklungen lag die Verbesserung der Zuverlässigkeit, der Leistung und der Bedienbarkeit bei der Wartung das Rennfahrzeugs. „Ich freue mich darauf, mit dem überarbeiteten Fahrzeug zu fahren – und wieder mit Kazuki“, gibt sich der Österreicher Wurz zuversichtlich. „Die Tests verliefen gut, deshalb bin ich gespannt, was das Auto unter Rennbedingungen leistet.“

Überdies hat Toyota ein neues Aerodynamikpaket geschnürt und das Monocoques modifiziert. Intention der deutsch-japanischen Ingenieure war es ferner, den entstanden Nachteil durch die Anhebung des Mindestgewichts um 15 Kilogramm, zu kompensieren. „Audi demonstrierte in Silverstone, dass wir einen Schritt nach vorne machen müssen, um unsere Siegerform zurückzugewinnen, in der wir letztes Jahr waren“, erläutert Kinoshita. „Ich bin überzeugt, unser überarbeitetes Fahrzeug ist dazu in der Lage.“

Die Konkurrenten von Audi wappnen sich gleichermaßen für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. „Der Vergleich mit unserem Wettbewerber beginnt in Spa wieder von vorn“, warnt Ralf Jütter, der als Technischer Direktor fungiert. „Unser Gegner Toyota dürfte mit neuestem technischem Stand auftreten.“ Daher erprobt die Ingolstädter Delegation in den Ardennen erstmals ein neues Langheck, welches allerdings nur bei einem der drei R18-Prototypen zum Einsatz kommt.

Audi-Fahrer streben erneuten Triumph an

Besagte Langheck-Version wurde für die langen Geraden des Circuit de la Sarthe optimiert. Gesteuert wird das Experimentalfahrzeug von Oliver Jarvis, Marc Gené und Lucas di Grassi. Derweil starten die Stallgefährten wiederum am Steuer der althergebrachten Variante des Hybrid-Renners. Den Vergleich zwischen den beiden Modellen nehmen die Audi-Techniker allerdings nur selektiv, an bestimmten Streckenabschnitten vor.

Im Rahmen dieser Gegenüberstellung sammelt die bayrische Mannschaft spezifische Daten für Le Mans und testet die Komponenten im praktischen Gebrauch. „Der Einsatz der für Spa nicht rundenzeitenoptimalen Le-Mans-Aero-Variante am dritten Fahrzeug ist ein wichtiger Bestandteil der Vorbereitung auf das 24-Stunden-Rennen“, unterstreicht Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich.

Ob die Konstrukteure bei der Generalprobe ihr tatsächliches Potenzial demonstrieren ist jedoch fraglich. Dennoch drücken manche Audi-Schützlinge ihre Ambitionen explizit aus. „Natürlich würden wir wie schon in Silverstone wieder gerne aufs Podium steigen – idealerweise allerdings auf die oberste Stufe“, kündigt Benoît Tréluyer an. Selbiges Ziel verfolgt Loïc Duval im Schwesterauto: „Zusammen mit Allan (McNish) und Tom (Kristensen) würde ich gerne den Erfolg aus Silverstone wiederholen und die WM-Führung ausbauen.“