Oschersleben: Unklare Rollenverteilung beim Auftakt

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Bisweilen herrscht Unklarheit über das Kräfteverhältnis im GT-Masters-Championat. Wer ordnet sich beim Auftakt in Oschersleben wo in der Hierarchie ein? Sowohl Callaway und HTP als auch Schubert und Abt sind willens, die Titelverteidiger von MS Racing zu entthronen. Analyse des Teilnehmerfeldes.

Manch Skeptiker unkte bereits zum Ende der vergangenen Saison, dem GT-Masters-Championat drohe ein unvermeidbarer Teilnehmerrückgang. Ferner wurde die Limitierung des Starterfeldes zur siebenten Auflage des deutschen GT-Wettstreites vielerorten als Indiz gewertet, der ADAC selbst befürchte ebenso, einige Rennställe an konkurrierende Veranstalter zu verlieren. Im März lösten die Verantwortlichen das Rätselraten schließlich auf: Nach zwei schillernden Jahren mit gefüllten Fahrerlagern, kehrt die Meisterschaft schließlich auf durchschnittliches Niveau zurück.

Beim Auftakt in der Motorsport-Arena Oschersleben rollen am kommenden Wochenende 25 Fahrzeuge zu den beiden Wertungsläufen in die Startaufstellung. Damit hält sich das GT Masters im internationalen Vergleich die Wage mit den anderen GT3-Sprintwettbewerben wie der FIA-GT-Serie oder der britischen GT-Meisterschaft. Nichtsdestotrotz wartet das GT Masters nach wie vor mit einem enormen Anteil an professionellen Piloten auf, weshalb zahlreiche Mannschaften legitime Ansprüche auf den Titel anmelden. 

Über dem ausgedehnten Favoritenkreis im geschrumpften Teilnehmerfeld schwebt daher bisweilen noch ein dickes Fragezeichen. Zumal die zweitägige Einstellfahrt in der Magdeburger Börde nur einen verschwommenen Blick auf das Kräfteverhältnis in der deutschen Gran-Turismo-Gemeinde gewehrte. Ergo gaben die Ergebnisse der Probefahrten zu Monatsbeginn keinen Aufschluss über die tatsächliche Hackordnung – lediglich die einzige Mercedes-Benz-Delegation HTP Motorsport dominierte zumindest auf dem Papier und markierte in sämtlichen Sitzungen die Bestzeit.

Meisterduo schlägt getrennte Wege ein

Nachdem MS Racing das Meisterschaftsrennen im letzten Jahr schlussendlich in einem nervenzerreißenden Finale zu seinen Gunsten entschied, nimmt sich die Equipe aus Waldshut-Tiengen der Rolle des Titelverteidigers an. Diese Mission bestreitet die Schwarzwälder Mannschaft aber mit einem neuen Fabrikat: Audi. Dabei teilt sich der amtierende deutsche GT-Meister Sebastian Asch das Steuer mit Florian Stoll. 

„Nach unserem Markenwechsel zu Audi können wir zumindest im Bereich des Fahreraufgebotes auf eine gewisse Konstanz bauen“, fasst Teamchef Harald Böttner zusammen. „Sebastian und Florian haben fahrerisch definitiv das Zeug dazu, die Startnummer eins erfolgreich zu verteidigen.“ Im Schwesterauto hantieren indessen Daniel Dobitsch und Aditya Patel. „Ich bin aber auch überzeugt, dass Daniel und Aditya ganz vorne mitmischen können“, fügt Böttner hinzu. 

Damit geht das Meisterduo heuer bekanntermaßen getrennte Wege. Denn Maximilian Götz ist im Winter zu HTP Motorsport gewechselt und pilotiert gemeinsam mit seinem Namensvetter Maximilian Buhk einen SLS-Flügeltürer. „Als amtierender Meister habe ich natürlich die Zielsetzung, den Titel zu verteidigen“, formuliert Götz seine Ambition. „Das hat im ADAC GT Masters bisher noch kein Fahrer geschafft, das ist für mich eine große Motivation.“ Im zweiten Silberpfeil sitzen Andreas Simonsen und Sergei Andrejewitsch Afanassjew. 

Callaway, Schubert und Abt fordern die Titelverteidiger 

Unterdessen rückt Callaway Competition abermals mit einem Großaufgebot an: Die Corvette-Werksmannschaft startet mit einem Vier-Wagen-Gespann. Überdies hat das Leingartner Team seinen Kader aufgerüstet: Die Fahrerpaarungen formieren sich aus Diego Alessi und Daniel Keilwitz, welche sich im Titelkampf zuletzt knapp geschlagen geben mussten, sowie Andreas Wirth und Christian Hohenadel. Die semiprofessionellen Besatzungen rekrutieren sich aus Toni Seiler/Niclas Kentenich und Abdul Rahman Al Thaner/Remo Lips. 

Die BMW-Abordnung von Schubert Motorsport genießt beim Gastspiel in Oschersleben wiederum Heimvorteil. Zumal das Ensemble aus Sachen-Anhalt zur neuen Saison einen personellen Schnitt vorgenommen hat. Einzig Claudia Hürtgen setzt ihr Engagement bei Schubert fort; die Sportwagen-Expertin wird hierbei von Dominik Baumann verstärkt. Die Stallgefährten heißen Jörg Müller und Max Sandritter. 

Das BMW-Gespann unterstreicht gleichermaßen sein Anwartschaft auf den deutschen GT-Titel. „Ich bin noch nie in einer Meisterschaft angetreten, um das Feld zu füllen. Wenn ich fahre, will ich Rennen und Meisterschaften gewinnen. Das ist in diesem Jahr nicht anders“, deklariert BMW-Werksfahrer Müller sein Ziel.“ Darüber hinaus vertraut der gebürtige Niederländer auf die Fähigkeiten seines Kollegen. „Ich starte in einem sehr guten Team auf einem guten Auto und bilde mit Max Sandritter ein gutes Team. Unser Ziel ist ganz klar, dass wir um Siege kämpfen wollen.“ 

Auch die Kontrahenten aus dem Hause Abt stocken unmittelbar vor Saisonstart nochmals auf. Die Audi-Equipe hat kurzfristig einen dritten Boliden für Markus Winkelhock und Rahel Frey gemeldet. „Ich habe gerade zusammen mit Rahel einen Test absolviert und gemerkt, dass sie ganz schön Gas gibt“, attestiert Winkelhock seiner neuen Gefährtin. Die Speerspitze bilden wiederum René Rast und Christopher Mies. Komplettiert wird das Aufgebot seitens Chris Mamerow und Christer Jöns. 

Porsche-Fraktion mit überarbeiteten Neunelfer

Für die ein oder andere hochgezogene Augenbraue sorgte Farnbacher Racing, als der ADAC die Nennliste veröffentlichte: Der Lichtenauer Rennstall schickt dieses Jahr drei Neunelfer ins Gefecht. Dementsprechend begrüßt die mittelfränkische Truppe diverse Neuzugänge im Team. Die Fahrergespanne setzen sich aus Christina Nielsen/Allan Simonsen, Mario Farnbacher/Philipp Frommenwiler und Jürg Aeberhard/Thomas Pivoda zusammen. „Zusammen mit Mario rechne ich mir gute Chancen auf Spitzenpositionen aus“, stuft sich Frommenwiler selbst ein. 

Schütz Motorsport und Herberth Motorsport halten dem Zuffenhausener Traditionshersteller gleichfalls die Treue. Christian Engelhart sinnt nach der letztjährigen Niederlage im Titelrennen auf Revanche und wechselt sich am Lenkrad mit dem Franzosen Nicolas Armindo ab. Die Fahrerduos der Herberth-Markenkollegen bilden Robert Renauer/Martin Ragginger und Alfred Renauer/René Bordeaux. 

Die Porsche-Fraktion stand letzten Sommer zeitweise in der Kritik, im Zuge der Balance of Performance bevorzugt behandelt zu werden, da die Weissacher Delegation die Läufe in Spielberg und der Niederlausitz regelrecht dominierten. Das Kräfteverhältnis pendelte sich jedoch wieder anschließend jedoch wieder ein. Für die neue Saison offeriert Porsche seinen Kunden allerdings eine überarbeitetes Aufrüstungspaket, welches die Einordnung in die GT3-Hierarchie erschwert. 

Ford mit Modifikationen, Lamborghini mit neuem Renner 

Auch der Wiesbadener Rennstall Lambda Performance hat sein Arbeitsgerät modifiziert und eine grundlegend neue Version des Ford GT konstruiert. Allerdings wurde die F-Frage bis dato noch nicht geklärt; beim Test in Oschersleben werkelten Alex Müller, Frank Kechele, Dominik Schwager und Nico Verdonck im Interieur des US-amerikanischen Supersportwagen. In der zurückliegenden Saison konnte das Ford-Gespann hie und da einige Nadelstiche setzen. 

Leipert Motorsport nimmt am GT Masters mit zwei brandneuen Lamborghini Gallardo FL2 teil, die von Frank Schmickler und David Mengesdorf sowie Fabian Hamprecht und Eduard Leganov gesteuert werden. Außerdem ist DB Motorsport aus den Niederlanden wieder mit einem BMW Z4 mit von der Partie. Mit unverändertem Personal: Simon Knap und Jeroen den Boer übernehmen die Schichten. Derweil hat Yaco Racing sich aus dem Camaro-Projekt zurückzogen und ist ins Audi-Lager gewechselt. Als Autler wurden Philip Geipel und Dino Lunardi aufgestellt. 

Zu guter Letzt hat Fischer Racing eine Last-Minute-Meldung eingereicht. Die Paderborner Truppe beschränkt sich auf einen Aston Martin Vantage für Gabriele Gardel und Lorenz Frey. Darüber hinaus planen ProSpeed Competition (Porsche), RWT Racing (Corvette), Kremer Racing (Ferrari), MRS GT-Racing (McLaren), Grasser Racing (Lamborghini) und Schulze Motorsport (Nissan) in der deutschen GT-Meisterschaft zu hospitieren.

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