Reiter Engineering: Das Auf und Ab der Kampfstiere aus Bayern

Wenn man Lamborghini hört, denkt man an Italien, vielleicht noch an Spanien, aber was hat eine kleine Truppe aus Bayern damit zu tun? Nun, seit bereits zehn Jahren betreut Reiter Engineering aus Kirchanschöring, kurz vor Salzburg, die Einsätze in den verschiedenen Rennserien.

Wenn man Lamborghini hört, denkt man an Italien, vielleicht noch an Spanien, aber was hat eine kleine Truppe aus Bayern damit zu tun? Nun, seit bereits zehn Jahren betreut Reiter Engineering aus Kirchanschöring, kurz vor Salzburg, die Einsätze in den verschiedenen Rennserien.

 Schon seit fast zehn Jahren kümmert sich das bayerische Team Reiter Engineering um die Entwicklung und Einsätze von Lamborghini-Fahrzeugen in diversen GT-Serien. Geboren aus der Not heraus, weil Lamborghini spätestens seit der Übernahme durch Audi anders als Ferrari keinerlei eigene Rennfahrzeuge mehr baut hat das Team mittlerweile viele GT-Lamborghinis für die verschiedensten Serien entwickelt und aufgebaut.

In manchen Serien, wie der Blancpain Endurance Serie, dem GT Masters und der GT-WM tritt das Team auch selbst als Einsatzteam auf. Geld verdient wird dabei mit dem Verkauf von Tuningteilen und kompletten Rennfahrzeugen sowie mit deren technischer Betreuung zwischen den Rennen.

Keinerlei Werksunterstützung

Während der BMW Z4 GT3 und der Audi R8 LMS von den Werken entwickelt wurden und selbst die Einsatzteams in der GT-WM sich stets Werksunterstützung bis hin zu Werksfahrern sichern können, werden die Lamborghinis von einem unabhängigen Team entwickelt und betreut. Reiter Engineering aus Kirchanschöring bringt nun die verschiedensten Versionen des Murciélago und des Gallardo auf die internationalen Rennstrecken und kämpft dabei auf allerhöchstem Niveau.

In der Vergangenheit feierte das Team dabei Siege, auch gegen werksunterstützte Teams in der FIA-GT-Meisterschaft, der GT(1)-WM und sogar bei ACO-reglementierten Rennen im Rahmen der LMS und ALMS. Auf diese Weise gelangen in den vergangenen Saisonen der GT(1)-WM immer wieder Rennsiege mit dem Murciélago R-SV-GT, und das obwohl das Team, anders als sogar Prodrive/Aston Martin Racing, keinerlei Unterstützung aus Italien erhält. Sogar die Fahrzeuge werden regulär bei Lamborghini gekauft.

In dieser Saison zeigte die Truppe neuerlich ihr Potenzial. Der erste Sieg und die besten Platzierungen gelangen jedoch erst am vergangenen Wochenende auf dem Nürburgring. Doch dieses Wochenende hielt für die Truppe ebenfalls ihre Tiefs bereit.

Das Fahrwerk und die Aerodynamik entwickelt das Team dabei vollständig in Eigenregie. Beim ersten GT1-Murciélago wurde sogar die gesamte Karosserie neu aus Kohlefaser entwickelt und an die Kunden ausgeliefert. Von den Serienfahrzeuge, welche die Grundlage der GT-Renner bilden unterscheiden sich die Fahrzeuge vor allem bei der Fahrwerksgeometrie, den Dämpfern und nicht zuletzt bei den aerodynamischen Anbauteilen wie dem Heckspoiler, den Gleitflächen und so weiter die für einen Straßeneinsatz undenkbar wären.

Auch tief in die Technik muss das Team eingreifen, weil sämtliche Lamborghini der Audi-Ära serienmäßig mit Allradantrieb ausgestattet sind, welcher jedoch nicht reglementkonform ist. Eine anspruchsvolle Aufgabe für ein Privatteam, das nebenbei auch noch Rennen bestreitet. Besonders schade und auch schlecht fürs Geschäft ist es dann, wenn es einmal ein Jahr nicht läuft.

Wochenende exemplarisch für die Saison

Das vergangene Wochenende war geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie eng an manchen Wochenenden Freud und Leid für das Team beieinander lagen. So verlor das Team durch den Unfall von Jeroen Bleekemolen gleich in der ersten Runde des Qualifikationsrennens ein vom durchaus hoffnungsvollen sechsten Platz gestartetes Auto. Am Ende triumphierte jedoch Peter Kox zusammen mit Štefan Rosina im Schwesterauto.

Im Hauptrennen wurde das reparierte Auto von Mike Parisy in einen Unfall verwickelt und bekam eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. In der Folge schied das Fahrzeug wegen einer defekten Antriebswelle aus. Gleichzeitig wurde das Schwesterauto dritter und führte die gesamte erste Hälfte des Rennens. Nur ein Problem am Boxenstopp verhinderte am Ende den Sieg.

Nach einem ähnlich Muster verlief die gesamte bisherige Saison. Immer wieder ließen die bayerisch-italienischen Kampfstiere ihre Leistung aufblicken, immer wieder erzielten sie auch gute Platzierungen in der Qualifikation und in den Qualifikationsrennen. Wenn es jedoch um Punkte ging, kam dem Team fortwährend etwas in die Quere.

Dies zeigte sich schon in der ersten Runde in Nogaro. Zwar waren die Fahrzeuge der Konzernmutter Audi an diesem Wochenende unschlagbar, Tomáš Enge brachte den Lamborghini aber im Qualifikationsrennen bis auf Rang drei nach vorne, das Schwesterauto erreichte immerhin noch Rang acht. Im Meisterschaftsrennen sah aber plötzlich alles ganz anders aus. Am Ende standen mit den Rängen sieben und acht aber immerhin Punkte. Und die schnellste Rennrunde. Die Geschwindigkeit war also vorhanden.

Das Qualifikationsrennen von Zolder war wiederum zum Vergessen. Es kam nichts Besseres als Rang acht und ein Ausscheiden heraus. Und die Plätze acht und 13 im Meisterschaftsrennen waren sicherlich auch nicht das Ziel, das sich Reiter gesetzt hat.

Den größten Tiefschlag der Saison erlebte das Team vermutlich beim zweiten Lauf der GT-WM in der Slowakei, als Albert von Thurn und Taxis im Rennen einen schweren Unfall hatte. Infolgedessen musste der Rennstall sogar den Lauf in Moskau auslassen, um das Fahrzeug zu reparieren. Auch der siebente Platz des Schwesterautos war dabei wohl kein Trost im bis dahin schon ausgedünnten Feld der GT-WM. Dabei war das Team durchaus mit berechtigten Hoffnungen auf gute Platzierungen in die Slowakei gereist. Immerhin hatten Tomáš Enge und Albert von Thurn und Taxis beim ersten Lauf dort immerhin Rang zwei im Qualifikationsrennen erreicht. Im Hauptrennen reichte es aber gerade Mal für Rang elf von Stefan Rosina und Daryl O’Young, während das deutsch-tschechische Duo ausschied.

Ebenfalls nicht wirklich nach Plan verlief das Wochenende in Navarra, wo die Lamborghini-Renner bis zu diesem Jahr ungeschlagen waren. Konnte man mit dem Qualifikationsrennen mit einem vierten Platz des Dou Kox/O’Young noch leben, sprangen am Ende nur die Plätze sieben und 14 im Hauptrennen heraus. Scheinbar liegt die Lieblingsstrecke des Murciélago dem Gallardo nicht so gut.

In Portugal erreichte das Team im Qualifikationsrennen nur die beiden letzten Ränge, wobei ein Fahrzeug noch nicht einmal das Ziel erreicht, während das andere die Schmach der Überrundung aufnehmen musste.

Erfolg auch in anderen Serien begrenzt

Neben den selbst eingesetzten Fahrzeugen in der GT-WM, der Blancpain Endurance Series und dem GT Masters verkauft das Team auch Fahrzeuge, um an besagten Serien teilzunehmen. Auch in anderen Championaten war der Erfolg sehr begrenzt.

Fuhr Lamborghini in der vergangenen GT-Masters-Saison noch allen um die Ohren, so setzte er in diesem Jahr keinen Stich. Deshalb zog sich die Mannschaft zur vorletzten Runde auf dem Nürburgring für den Rest der Saison aus dieser Serie zurück, obwohl es im Vorfeld des WM-Laufs sicherlich Sinn gemacht hätte, den Fahrern etwas Auslauf auf dieser Strecke zu geben.

Auch in der BES-Meisterschaft waren die Ergebnisse eher durchwachsen. In den Kampf um Gesamtsiege konnte das Team dabei nicht ein einziges Mal eingreifen. Für ein Team, dass in vergangenen Saisonen gezeigt hatte, dass man keine vom Werk entwickelten und aufgebauten Fahrzeuge braucht um zu gewinnen, ist das natürlich ein herber Rückschlag. Die Hoffnung ist nun, dass Reiter den Schwung des Wochenendes mit nach Donington nehmen kann und im nächsten Jahr in jedwedem Wettbewerb die werksunterstützten Gespanne wieder ein wenig ärgern kann. Die Kampfstiere aus Bayern hätten es jedenfalls verdient.

 


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