Mit großen Erwartungen von allen Seiten ist das Corvette-Team in das 24-Stunden-Rennen von Daytona und damit den Auftakt für das nordamerikanische Motorsportjahr und die Grand-Am gegangen. Dabei ging jedoch nicht alles glatt.
Das hatten sich die GM-Spitze und die gesamte Motorsportabteilung des US-amerikanischen Sportwagenherstellers Corvette sicherlich anders vorgestellt: bereits Ende des letzten Jahres enthüllten die US-Boys als einer der ersten Hersteller ihr neues Schlachtschiff für das 24-Stunden-Rennen in Daytona. Im selben Atemzug betonten sie, mit diesem Wagen ganz vorn angreifen zu wollen.
Zum ersten Mal seit mehreren Jahren traute sich Corvette wieder werksseitig in den Klassiker zum Jahresbeginn. Ihren bis dato einzigen Sieg feierte die Equipe im Jahre 2001, damals noch mit einer Corvette C5-R, also einem GT. In den letzten Jahren war der US-amerikanische Hersteller lediglich mit Motoren vertreten. Nun folgte also der Wiedereinstieg in die Prototypenklasse DP.
Hoch gelobt, in die Realität gefallen
Als Tiger gestartet, als Bettvorleger gelandet. So oder so ähnlich könnte man auf zynische Weise das Abschneiden der nagelneuen Corvette DP in Daytona zusammenfassen. Dies wäre jedoch viel zu oberflächlich betrachtet. Um zu verstehen, was zum sicherlich nicht erhofften Resultat von einem fünften Rang als beste Platzierung führte, muss man sich jedoch mit den Hintergründen beschäftigen.
Zur Veröffentlichung des neuen Prototyps gab es von Seiten der Fachmedien und auch der Fans ausschließlich positive Reaktionen. Die DP hatten ihr „schwarzes Entchen-Kleid“ abgelegt und wurden zu schönen Schwänen. Zudem sah er rein von der Optik schon sehr schnell aus.
Auch bei den Einsatzteams hieß es in der Corvette-internen Anweisung: „klotzen statt kleckern“. Vier Hochkaräter konnten verpflichtet werden, zum Teil mit der Crème de la Crème der Rennfahrer besetzt. Im Einzelnen waren dies das Team Action Express Racing, der Überraschungssieger aus dem Jahr 2010, mit gleich zwei Wagen. Diese wurden unter anderem von den ALMS-Stars João Barbosa und Darren Law pilotiert.
Ebenfalls im Aufgebot vertreten und ebenfalls in der Vergangenheit einmal siegreich ist das Team SunTrust Racing mit den Fahrern Max Angelelli, Ryan Briscoe und Ricky Taylor. Des Weiteren erhielten die Teams GAINSCO/Bob Stallings Racing mit den Fahrern Jon Fogarty, Memo Gidley und Alex Gurney sowie Spirit of Daytona für Antonio Garcia, Oliver Gavin, Jan Magnussen und Richard Westbrook jeweils einen der Prototypen. Die beiden letztgenannten Teams waren bislang sieglos in Daytona.
Vielversprechende Vorbereitung
Zum Glück für das Corvette-Team sah der neu entwickelte Wagen nicht nur schnell aus, er war es auch. Kurz nach dem Jahreswechsel standen drei Testtage auf dem nahe Daytona Beach gelegenen Oval an. Diese dominierten die US-Brummer nach Belieben. Am Ende standen alle fünf Wagen an der Spitze der Zeitenmonitore. Lediglich die Reihenfolge änderte sich im Lauf der Tage. Ein Konkurrent konnte den Chevys nie gefährlich werden. Die Reihenfolge nach den ersten Ausfahrten lautete Action Express vor GAINSCO/Bob Stallings, dem zweiten Action Express-Wagen, Spirit of Daytona und SunTrust.
Diese Dominanz setzte sich auch zum Beginn des Daytona-Wochenendes fort. Die Wagen der Teams GAINSCO/Bob Stallings und vor allem SunTrust-Racing, das sich als das wohl stärkste Corvette-Team im Vorfeld herausstellte, bestimmten die ersten beiden Trainingssitzungen.
Der erste Schock für die fast schon verwöhnte Crew erfolgte im Qualifying. Keiner der hoch eingeschätzten Corvette DP fand den Weg nach ganz vorne. Der Brite Ryan Dalziel düpierte im Riley-Ford von Starworks Motorsport den gesamten Rest der DP-Elite. Immerhin auf dem zweiten Startplatz konnte sich das SunTrust-Gespann einreihen. Der eigentliche Werkswagen unter dem Banner von Spirit of Daytona blieb hingegen weiterhin blass.
Am Abend des ersten Tages folgte noch eine Trainingssitzung in der Nacht. Dort gab es keine Zeitenverbesserungen jedoch einen Wink mit einem gesamten Zaun seitens der Ford-Mannschaften. Drei der neuen Riley-Ford platzierten sich auf den ersten Plätzen. Von vielen wurde dies jedoch nicht ernst genommen, vor allem nicht nachdem sich die Corvette am letzten Trainingstag die ersten Plätze zurückholten.
Rennstart und der zweite Schock
In die Startaufstellung gingen die Mannen von Corvette noch relativ zuversichtlich. Der zweite Startplatz ist noch in der ersten Reihe und außer ein bisschen PR hätte die Pole bei einem Langstreckenevent sowieso keine Bedeutung. Daher war aus Sicht des Sportwagenherstellers alles im grünen Bereich. Auch der Start verlief ohne Zwischenfälle und alles lief nach Plan – ganze sieben Runden lang.
In Beziehungen und Ehen heißt es „das verflixte siebte Jahr“ – bei Corvette ist es die siebte Runde. Die SunTrust-Flunder hielt sich bis dahin gut im Rennen und schwamm entspannt mit der Konkurrenz durch den GT-Verkehr. Doch plötzlich kam der Prototyp zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt in die Box und wurde sofort ins Fahrerlager befördert. Im Schweiße ihres Angesichts versuchten die Mechaniker zu retten, was zu retten ist. Mit einer Runde Rückstand ging der Italiener Max Angelelli wieder auf die Strecke, um zwei Umläufe später wieder die Box aufzusuchen. Er verließ den Wagen – es war aussichtslos. Zu einem späteren Zeitpunkt gab Corvette bekannt, dass der Motor streikte.
Die weiteren Prototypen lagen zu diesem Zeitpunkt noch in der Topzehn und in einer Runde mit den Führenden, wie gesagt: noch. Als zweiten erwischte es den Wagen von GAINSCO/Bob Stallings Racing, der sich im Vorfeld wie der SunTrust-Wagen als heißer Siegkandidat entpuppt hatte. Während des Rennens relativierten sich diese jedoch zu Außenseiterchancen. Aber auch die verflogen als der Fahrer die Box aufsuchte. Nach 672 Umläufen, also 79 vor Rennende, musste das zweite Corvette-Team die Segel streichen.
Übrig blieben die Action Express-Renner und der Werkswagen. Alle drei Wagen hielten sich zwar während des Rennens in der Nähe der Spitzengruppe, jedoch konnten sie den starken Riley-Ford nie wirklich Paroli bieten und mussten so ihre Siegchancen begraben.
Somit steht nach 24 Stunden das magere Ergebnis von einem fünften und einem neunten Rang für Action Express und dem achten Platz für Spirit of Daytona zu Buche. Die offizielle Sprache von Corvette wird nun wohl Besserung versprechen, die Grand-Am-Saison ist ja noch lang.
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