BES: Marc VDS gewinnt turbulente Magny-Cours-Jagd

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Jubel, Trubel, Heiterkeit: Marc VDS Racing heimste nach einer abgeklärten Vorstellung den ersten Sieg des Teams sowie den ersten Sieg eines BMW Z4 in der Blancpain Endurance Series ein. Ob WRT, Vita4One oder Gefolge – alle bissen sich an den Belgiern ihre GT3-Zähne aus.

Trotz temporären Offensiven ihrer Gegner: Bas Leinders, Markus Palttala und Maxime Martin konnten im überaus regen Saisondurchgang vier der immer beliebter werdenden Blancpain Endurance Series (BES) einen verdienten Premierenerfolg einfahren. Doch der belgische Bayern-Sieg in der Burgund kam nicht von ungefähr – zwischen fesselnden Positionsgefechten und fliegenden Fahrzeugteilen so weit das Auge reichte führten vor allem Fehlerlosigkeit und eiserner Wille zum Triumph; etwas Glück gesellte sich dennoch zu den Siegern.

Als nicht wenig entscheidend entpuppte sich vor allem die Startphase des 180-minütigen Sprints in Magny-Cours. Getaucht in ein goldenes Abendlicht zeigte diese einen schier endlosen Dreikampf an der Spitze des Feldes. Vita4One-Startpilot Filip Salaquarda musste sich schon wenige Runden nach dem Fallen des grünen Tuches mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Stéphane Ortelli erwehren, der seinerseits Attacken des drittplatzierten Ex-Minardi-F1-Testers Bas Leinders unterlag. Ein Ende sollte jenes Dreierduell aber dann doch finden – ein jähes sogar.

Audi-Kutscher Ortelli warf seinen R8 kurzerhand aus dem Spiel um den Sieg, als er sich am mehr als nur bravourös blockenden Salaquarda in der Adelaide-Haarnadel die Front seines Ingolstädter Flitzers reperaturbedürftig ondulierte. Nutznießer dieses Tête-à-tête war Leinders, der sich kurz darauf in Führung schob. Fortan pflügte der Belgier, der nach einem kurzen Spa-Einsatz erst zum zweiten Mal am Volant des BMW Z4 GT3 saß, mit Siebenmeilenstiefeln in die französischen Weiten. Bis zum ersten Halt des Fahrzeuges konnte Leinders ganze zwölf Sekunden zwischen sich und Gegner Ludovic Badey (SOFREV Auto Sport Promotion-Ferrari F458), der Salaquarda in der Zwischenzeit ebenfalls überholte hatte, herausfahren.

Vita4One schnell, Vita4One brotlos

Indes schlich sich Vita4One mit einem anderen ihrer Boliden gen Front: Frank Kechele, der bis dato Zweite in der Meisterschaft, sah seinen Italo-Renner plötzlich auf dem Silberrang, nachdem er an Fahrerpartner Nikki Verdonck übergeben hatte. Von Startplatz zehn aus gekommen, entschied sich der Kommandostand der Olper Equipe für einen vorgezogenen Service – mit Erfolg, wie Verdonck beweisen sollte. Kaum war dieser in das schwitzige Cockpit des F458 gekeltert, preschte er nahezu bestialisch auf Markus Palttala zu, der die Rundenzeiten Leinders‘ nicht halten konnte.

Halten konnte Palttala Hintermann Verdonck aber nichtsdestoweniger. Zwar biss sich der Vita4One-Schützling am Heck des Bayern-Brenners fest, sollte ein wirklich ernsthafter Angriff aufgrund schwächelnder Reifen aber nicht mehr erfolgen. Da die Grünschwarzen ihren Stopp bekanntlich vorgezogen hatten, war Verdonck schlussendlich zu lange auf seinen Pneus unterwegs und somit mehr oder minder unfähig, den zeitweise strauchelnden Palttala zu knacken. Letzterer gab nach dem Rennen erleichtert, wenn auch selbstkritisch, zu, dass dies wohl der schlechteste Stint gewesen sei, den er jemanls gefahren habe.

Dessen ungeachtet verebbte die Gefahr Vita4One von dort an gänzlich: Der Fehler eines Mechanikers sorgte beim zweiten Halt des Kechele-Wagens bereits für eine große Lücke zu den konträr dazu makellos arbeitenden Mannen von Marc VDS Racing, später kränkelte jener mit vermeintlichen Getriebeproblemen vor sich hin – Ergebnis: Platz 15 für Kechele/Verdonck/Vernay. Auch die Polesitter der ehemaligen Vitaphone Racing-Equipe (Matzke/Salaquarda/Bartels) erlebten keinen Tag zum Tanzen, nachdem man sich auf dem Zielstrich nur noch an vierter Stelle wiederfand.

AutOrlando mit weiterem Achtungserfolg

Freuen konnte sich allerdings die Truppe von AutOrlando Sport – nach dem Sensationssieg zum Aufgalopp im königlichen Park zu Monza durften die sympathischen Italiener Gianluca Roda, Raffaele Giammaria und nicht zuletzt Paolo Ruberti einmal mehr das Podium besteigen. In der Endphase der Mangy-Cours-Hatz griffen sie sich mit einem blitzblanken Überholmanöver den neun und alten meisterschaftsführenden WRT-Audi R8 LMS (Belgian Audi Club) von Greg Franchi, Andrea Piccini und Audi-Werkspilot Marcel Fässler. Beide Autos hatten letzten Endes mehr als 20 Sekunden Rückstand auf den an der Spitze zu diesem Zeitpunkt bereits endgültig enteilten Maxime Martin, den im Namen von Marc VDS selbst eine Safety-Car-Phase kurz vor Schluss nicht mehr gefährden konnte. WRT hat sich mit Rang drei allerdings bereits vorzeitig den Meistertitel in der Teamwertung sichern können.

Ähnlich endeten Jordan Tresson, Alex Buncombe und Chris Ward – für RJN Motorsport (Nissan 370Z) holten die drei Briten ebenfalls einen Sieg des im späteren Verlaufe des Abends von der Nacht umhüllten Département Nièvre. Als beste unter den GT4-Wettbewerbern wiesen sie nach einem langen und harten Kampf mit Andrina Gugger, der einzigen Dame im Feld, und Matthias Gamauf die Insel-Crew Lotus Driving Academy (Lotus Evora) in die Schranken. Die Gebrüder Mansell trudelten im Zusammenspann mit Edoardo Piscopo auf dem Bronzerang ihrer Klasse (Gesamtrang 21) ins Parc Fermé ein. Somit haben die Lion-Babys von Formel 1-Legende Nigel Mansell beste Karten, beim Saisonabschluss der BES in Silverstone (9. Oktober 2011) den Titel in ihrer Klasse zu holen.

Dann möchte auch McLaren wieder glänzen, denn dies gelang ihnen in Frankreich hinten und vorne nicht. Klagte man bei den F1-Ablegern über ärmliche Höchstgeschwindigkeiten, rundeten Pech und Standfestigkeitsprobleme einen wahren Pleitenauftritt ab. Gleich beide der eingesetzten MP4-12C GT3 strichen noch vor Rennhalbzeit die Segel. Ganz anders der neue GT3-Niassan GTR: Dieser nistete sich zur Freude von James Rumsey und Co. nach einem größtenteils sauberen Rennen auf dem zehnten Gesamtrang ein.