Aston Martin: Hiobsbotschaft im Morgengrauen

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Im Morgengrauen machten zwei Zwischenfälle sämtliche Erfolgsaussichten bei Aston Martin zunichte. Obwohl der britische Hersteller ambitionierte Ziele formulierte, erreichte die Werksmannschaft letztlich nur Rang sechzehn beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Der Grund: eine Ölspur und ein Getriebeschaden.

Die erste Unfallmeldung erreichte die Strategen am Aston-Martin-Kommandostand am Sonntagmorgen um fünf Uhr: Werksfahrer Stefan Mücke war einer Ölspur zum Opfer gefallen und in die Begrenzung am Streckenrand eingeschlagen. Bei Tagesanbruch folgte schließlich die nächste Hiobsbotschaft für Prodrive. Ein Getriebeschaden am Schwesterfahrzeug zwang die Stallgefährten zum Rückzug.

Somit scheiterte das Unternehmen am Fuße der Nürburg schon im Morgengrauen. Deklarierte Aston Martin den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring im Vorhinein noch als „ultimatives Ziel“, erreichte der Traditionshersteller aus dem Vereinigten Königreich nicht einmal sein Minimalziel. Die ernüchternde Bilanz: Platz sechzehn im Gesamtklassement und ein Ausfall mit ebenjenen Besatzungen, die eigentlich nach einem anderen Ergebnis trachteten.

De facto befand sich Aston Martin jedoch zumeist im Hintertreffen, war keineswegs imstande, die arrivierten Hersteller aus Süddeutschland ernstlich zu attackieren. Beim Zeitfahren setzte Prodrive einzig während der Abendqualifikation ein Ausrufezeichen, als sich die Werksmannschaft vorübergehend an die oberste Stelle des Monitors manövrierte. Bei der Entscheidung der besten Dreißig belegte das AMR-Ensemble die Ränge zwölf und dreizehn.

Schrecksekunden in der Startphase

Auch zu Beginn des Eifel-Marathons tat sich Aston Martin schwer. „Regel Nummer eins für erfolgreiche 24 Stunden auf dem Nürburgring: das Rennen ohne Strafen und Schäden zu beenden“, formuliert Darren Turner im Rückblick zwei simple Regeln, was in der Praxis jedoch Schwierigkeiten bereitete. Denn in der tumultuarischen Anfangsphase begab sich der Routinier wiederholt in die Defensive, um Keilereien zu vermeiden.

Zunächst drängte ihn ein Schwarm Flügeltürer ins Abseits. Eins Ausweichmanöver mit Schlagbremsung, um einem langsamen Mitstreiter nicht zu torpedieren, sorgte für die nächste Schrecksekunde. „Es war eine dieser Situationen, in den glaubt, außer Gefahr zu sein, aber dann merkt man, wie schnell einem etwas passieren kann“, schildert Turner. „Jedermann, der schon einmal auf einer Rennstrecke in die Eisen steigen musste, weiß, wovon ich spreche.“

Sodann flauten die Ereignisse auf der Nürburgring-Nordschleife allerdings ab, wodurch Aston Martin in der Lage war, einen Rhythmus zu finden. Die fehlerfreie Fahrt durch die Nacht endete letztlich jählings, als Mücke bei der Anfahrt zum Caracciola-Karussell die Kontrolle über sein Vantage-Gefährt verlor. „Ich wollte nach der Kuppe anbremsen, doch wegen einer Ölspur ging da gar nichts“, beschreibt Mücke den Unfallhergang.

Reparaturstopp kostet neun Runden

Zudem war Mücke nicht der erste Fahrer, welcher dem schmierigen Asphalt anheimfiel. „Ich rutschte quer in die Kurve, in der aus demselben Grund schon drei andere Fahrzeuge standen, und versuchte, das Auto noch einigermaßen gerade zu halten und dann fand ich mich im Reifenstapel wieder“, rapportiert Mücke, der daraufhin seine Fertigkeiten als Mechaniker demonstrierte, indem er die beschädigten Teile entfernte und mit Kabelbinder provisorisch befestigte.

Nichtsdestotrotz saß der Aston-Martin-Werkspilot gleichsam hilflos im Cockpit, da ihn keinerlei Flaggensignale über die rutschigen Pistenverhältnisse in jener Passage unterrichteten. „Das war ärgerlich, zumal vor der Kuppe keine Warnung durch gelbe Flaggen erfolgte“, moniert Mücke, der sich anschließend an die Box schleppte. „Zum Glück ist keinem Fahrer in den am Ende an dieser Stelle fünf verunglückten Autos etwas passiert.“

Durch den notwendigen Aufenthalt in der Garage büßte Aston Martin damit neun Umläufe gegenüber der Spitzengruppe ein. Die anschließende Aufholjagd zeitigte aber Erfolg, wodurch Mücke, Turner und ihr Kollege Pedro Lamy die Ziellinie schlussendlich an sechzehnter Position kreuzten. „Es ist schade, dass nicht eine bessere Platzierung für uns bei dem immer wieder atemberaubenden Rennen auf der Nordschleife herausgesprungen ist“, räumt Mücke dennoch ein.

Mücke: „Platz in den Topsechs war realistisch“

Das Fazit der Truppe liest sich daher zwiespältig. „Ich denke, dass ohne diesen Zwischenfall ein Platz in den Topsechs für uns realistisch war“, urteilt Mücke. „Zum Schluss konnten wir ja noch mit einer guten Aufholjagd einige Plätze gutmachen. Doch Rang sechzehn ist natürlich nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ansonsten lief das Auto ohne Probleme und die Boxenstopps haben auch gut geklappt.“

Auch Turner zeigt sich enttäuscht. „Alles, was wir von diesem Zeitpunkt an tun konnten, war, sich noch einmal ins Zeug zu legen und zu versuchen, einige Positionen wiedergutzumachen“, meint der Brite. „Ich glaube, wir nahmen das Rennen auf dem sechsundzwanzigsten Platz wieder auf. Es daher eine großartige Leistung von uns, sich den Weg zurück auf Platz sechzehn zu bahnen. Um ein Spitzenresultat zu erzielen, muss einfach alles passen. Es war einfach nicht unser Jahr.“

Die Markenkollegen Jonathan Adam, Richie Stanaway und Matthias Lauda rangierten sogar in aussichtsreicher Position, ehe das Aston-Martin-Trio der Defektteufel heimsuchte. Als Probleme mit dem Getriebe das vorzeitige Aus bedeuteten, belegte die Besatzung den siebenten Platz. Letzten Endes erblickte das dreiköpfige Fahrergespann das schwarz-weiß karierte Tuch am Sonntagnachmittag jedoch nicht.